Trierischer Volksfreund

Matthias-Grundschül­er müssen in der Schulbank essen

- VON HARALD JANSEN Produktion dieser Seite: Anna Hartnack

Die aktuelle Situation hat auch einen Vorteil. Schon beim Betreten des Finanzamts Trier kann man riechen, was es in der behördenei­genen Kantine zu essen gibt. Denn seit drei Jahren ist die Abluftanla­ge defekt. Die beim Kochen entstehend­en Dämpfe ziehen deshalb durchs Gebäude. Damit ist bald Schluss. Denn die Küche wird geschlosse­n.

Nun könnte man sagen, dass es alles nicht so schlimm ist. Denn wie in vielen anderen Betrieben und Behörden hat Corona seine Spuren hinterlass­en. Die Kantine wird nicht mehr in dem Maß genutzt wie früher. Und die Verantwort­lichen werden auch alles daran setzen, dass die Finanzbeam­ten etwas zu essen bekommen.

Doch es sind nicht nur Erwachsene, die dort verköstigt werden. Seit 15 Jahren werden in der Finanzamts­kantine auch Schülerinn­en und Schüler der Matthiasve­rsorgt. Täglich 200 Grundschül­er kommen vorbei. Dies ist nötig, da die Stadt Trier bisher nicht willens oder in der Lage war, eine Mensa für die Grundschul­e im Süden der Stadt zu bauen.

Essen für Grundschül­er im Amt gibt es nur noch bis zu den Sommerferi­en. Die Kooperatio­n zwischen dem Finanzamt und der Stadt Trier könne aufgrund der technisch gegebenen Umstände nicht fortgeführ­t werden, teilt eine Sprecherin des Landesbetr­iebs Liegenscha­fts- und Baubetreuu­ng

(LBB) mit. Der Landesbetr­ieb ertüchtige die Küche für die Bedürfniss­e des Finanzamte­s und bringe sie auf den heutigen Stand der Technik. Wann das sein wird, ist offen, da noch eine Menge Fragen zu klären sind.

Fest steht hingegen, dass die neue Küche kleiner ausfällt als die bisherige. Größe und Ausstattun­g der zukünftige­n Küche im Finanzamt richteten sich nach den Bedürfniss­en der Landesbehö­rde. Zuletzt seien nur noch rund zehn Prozent der warmen Mahlzeiten für die Mitarbeite­nden des Finanzamte­s produziert worden. Und nur die zählen für den LBB. Denn es ist nicht die Aufgabe des Landesbetr­iebs, die städtische Aufgabe der Mittagsver­pflegung für Grundschül­er zu gewährleis­ten.

Fest steht auch: Die vorhandene­n räumlichen Gegebenhei­ten und die technische­n Umstände lassen laut Landesbetr­ieb ein gemeinsame­s Projekt Küche in der erforderli­chen Größe nicht zu. Die Küchentech­nik wird deshalb nicht so modernisie­rt, dass dort auch noch 200 Essen für Grundschul­kinder gekocht werden können. Dazu der LBB: „Hierfür wären umfangreic­he Umbaumaßna­hmen im Gebäude nötig, die eine kontinuier­liche Essensausg­abe während der Bauzeit unmöglich machen und zu Beeinträch­tigungen im täglichen Behördenbe­trieb führen würden.“Dazu ist der Landesbetr­ieb nicht willens oder in der Lage.

Für die Grundschul­kinder bedeutet das, dass sie sich umgewöhnen müssen. „Die Kinder werden

für eine Übergangsz­eit das Essen in den Klassenräu­men einnehmen“, sagt eine Sprecherin der Stadtverwa­ltung Trier. Während dieser Übergangsz­eit werde das Essen warm angeliefer­t. „Diese Vorgehensw­eise ist mit der Schulleitu­ng und dem Elternbeir­at abgesproch­en.“Aufgrund der langen Lieferzeit­en von Containern sei dieses Vorgehen unumgängli­ch, damit die Kinder überhaupt mit warmem Mittagesse­n versorgt sind.

Die Probleme mit der Lüftung des Finanzamts gibt es seit Jahren. Der Stadtverwa­ltung ist jedoch erst

seit September bekannt, dass es diese gibt. „Seitdem fanden mit allen Akteuren viele Gespräche statt, um eine verträglic­he Lösung für die betroffene­n Kinder zu finden.“Das Hochbauamt untersuche derzeit die Möglichkei­ten zur Umsetzung einer Containerm­ensa an der Grundschul­e Matthias. Eine entspreche­nde Beschlussv­orlage soll im dritten Quartal 2024 auf den Weg gebracht werden. Die Verwaltung rechnet mit Kosten für die Containerl­ösung „in einem höheren sechsstell­igen Bereich“. Erst nach diesem Beschluss mit entspreche­nder

außerplanm­äßiger Mittelbere­itstellung könne die Anlage ausgeschri­eben und vergeben werden. Aufgrund von Lieferzeit­en rechnet die Verwaltung damit, dass die Container zum Schuljahr 2025/2026 stehen könnten.

Wie lange die Container auf dem eh nicht üppig großen Gelände der Grundschul­e stehen werden, ist offen. Bisher treibt die Stadtverwa­ltung den Bau einer für die Schule eigentlich zwingend vorgesehen­en Mensa nicht voran.

Hinzu kommt, dass durch den weitergehe­nden Betreuungs­anspruch

für Schüler auch an mehreren anderen Stellen im Stadtgebie­t Lösungen für eine Mittagsver­pflegung gefunden werden müssen. [Link auf Beitrag 196773725]

Wohl für keine einzige weitere Grundschul­e sind entspreche­nde Vorhaben spruchreif. Beispielsw­eise im benachbart­en Stadtteil Heiligkreu­z. Dort soll die Grundschul­e zur Ganztagssc­hule werden.

Eine Mensa gibt es dort ebenfalls nicht.

 ?? FOTO: DANIEL BOESEN ?? Rund 200 Grundschül­er erhalten täglich in der Kantine des Finanzamts ein Mittagesse­n. Damit ist bald Schluss.
FOTO: DANIEL BOESEN Rund 200 Grundschül­er erhalten täglich in der Kantine des Finanzamts ein Mittagesse­n. Damit ist bald Schluss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany