Matthias-Grundschüler müssen in der Schulbank essen
Die aktuelle Situation hat auch einen Vorteil. Schon beim Betreten des Finanzamts Trier kann man riechen, was es in der behördeneigenen Kantine zu essen gibt. Denn seit drei Jahren ist die Abluftanlage defekt. Die beim Kochen entstehenden Dämpfe ziehen deshalb durchs Gebäude. Damit ist bald Schluss. Denn die Küche wird geschlossen.
Nun könnte man sagen, dass es alles nicht so schlimm ist. Denn wie in vielen anderen Betrieben und Behörden hat Corona seine Spuren hinterlassen. Die Kantine wird nicht mehr in dem Maß genutzt wie früher. Und die Verantwortlichen werden auch alles daran setzen, dass die Finanzbeamten etwas zu essen bekommen.
Doch es sind nicht nur Erwachsene, die dort verköstigt werden. Seit 15 Jahren werden in der Finanzamtskantine auch Schülerinnen und Schüler der Matthiasversorgt. Täglich 200 Grundschüler kommen vorbei. Dies ist nötig, da die Stadt Trier bisher nicht willens oder in der Lage war, eine Mensa für die Grundschule im Süden der Stadt zu bauen.
Essen für Grundschüler im Amt gibt es nur noch bis zu den Sommerferien. Die Kooperation zwischen dem Finanzamt und der Stadt Trier könne aufgrund der technisch gegebenen Umstände nicht fortgeführt werden, teilt eine Sprecherin des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung
(LBB) mit. Der Landesbetrieb ertüchtige die Küche für die Bedürfnisse des Finanzamtes und bringe sie auf den heutigen Stand der Technik. Wann das sein wird, ist offen, da noch eine Menge Fragen zu klären sind.
Fest steht hingegen, dass die neue Küche kleiner ausfällt als die bisherige. Größe und Ausstattung der zukünftigen Küche im Finanzamt richteten sich nach den Bedürfnissen der Landesbehörde. Zuletzt seien nur noch rund zehn Prozent der warmen Mahlzeiten für die Mitarbeitenden des Finanzamtes produziert worden. Und nur die zählen für den LBB. Denn es ist nicht die Aufgabe des Landesbetriebs, die städtische Aufgabe der Mittagsverpflegung für Grundschüler zu gewährleisten.
Fest steht auch: Die vorhandenen räumlichen Gegebenheiten und die technischen Umstände lassen laut Landesbetrieb ein gemeinsames Projekt Küche in der erforderlichen Größe nicht zu. Die Küchentechnik wird deshalb nicht so modernisiert, dass dort auch noch 200 Essen für Grundschulkinder gekocht werden können. Dazu der LBB: „Hierfür wären umfangreiche Umbaumaßnahmen im Gebäude nötig, die eine kontinuierliche Essensausgabe während der Bauzeit unmöglich machen und zu Beeinträchtigungen im täglichen Behördenbetrieb führen würden.“Dazu ist der Landesbetrieb nicht willens oder in der Lage.
Für die Grundschulkinder bedeutet das, dass sie sich umgewöhnen müssen. „Die Kinder werden
für eine Übergangszeit das Essen in den Klassenräumen einnehmen“, sagt eine Sprecherin der Stadtverwaltung Trier. Während dieser Übergangszeit werde das Essen warm angeliefert. „Diese Vorgehensweise ist mit der Schulleitung und dem Elternbeirat abgesprochen.“Aufgrund der langen Lieferzeiten von Containern sei dieses Vorgehen unumgänglich, damit die Kinder überhaupt mit warmem Mittagessen versorgt sind.
Die Probleme mit der Lüftung des Finanzamts gibt es seit Jahren. Der Stadtverwaltung ist jedoch erst
seit September bekannt, dass es diese gibt. „Seitdem fanden mit allen Akteuren viele Gespräche statt, um eine verträgliche Lösung für die betroffenen Kinder zu finden.“Das Hochbauamt untersuche derzeit die Möglichkeiten zur Umsetzung einer Containermensa an der Grundschule Matthias. Eine entsprechende Beschlussvorlage soll im dritten Quartal 2024 auf den Weg gebracht werden. Die Verwaltung rechnet mit Kosten für die Containerlösung „in einem höheren sechsstelligen Bereich“. Erst nach diesem Beschluss mit entsprechender
außerplanmäßiger Mittelbereitstellung könne die Anlage ausgeschrieben und vergeben werden. Aufgrund von Lieferzeiten rechnet die Verwaltung damit, dass die Container zum Schuljahr 2025/2026 stehen könnten.
Wie lange die Container auf dem eh nicht üppig großen Gelände der Grundschule stehen werden, ist offen. Bisher treibt die Stadtverwaltung den Bau einer für die Schule eigentlich zwingend vorgesehenen Mensa nicht voran.
Hinzu kommt, dass durch den weitergehenden Betreuungsanspruch
für Schüler auch an mehreren anderen Stellen im Stadtgebiet Lösungen für eine Mittagsverpflegung gefunden werden müssen. [Link auf Beitrag 196773725]
Wohl für keine einzige weitere Grundschule sind entsprechende Vorhaben spruchreif. Beispielsweise im benachbarten Stadtteil Heiligkreuz. Dort soll die Grundschule zur Ganztagsschule werden.
Eine Mensa gibt es dort ebenfalls nicht.