Schreiner sein heißt: Lust auf Perfektion
Karl Pietzsch aus Steffeln wurde von der Schreiner-Innung Westeifel als Sieger des Wettbewerbs „Form 24“ausgezeichnet. Weil sein Gesellenstück so ungewöhnlich ist, begeisterte es auch die Gäste auf dem Beda-Markt.
Fast ist die Werkbank, die der ausgezeichnete Schreinergeselle des Wettbewerbs „Form 24“gebaut hat, viel zu schade, um darauf zu arbeiten. Doch irgendwann wird sie in Gebrauch genommen. Vorerst steht aber das Gesellenstück von Karl Pietzsch in der Werkshalle seines Vaters in Oberbettingen und darf eine Weile noch ohne Macken bewundert werden.
Der 21-Jährige ist stolz auf seine Auszeichnung. „Ich hatte die Idee während meiner Ausbildung in der Schreinerei Wilhelm Lamberty in Wallersheim. Ich wollte ein Stück mit Funktionalität herstellen. Typische Gesellenstücke sind eher Sideboards oder Schränke.“Rund hundert Stunden arbeitete der Schreinergeselle an der Werkbank aus Buchenholz; die Fronten der Türen und Schubladen sind mit anthrazitfarbenem Lautsprecherlack rau beschichtet.
„Die Färbung der Löcher ist eher unfreiwillig dunkel geworden. Ich hatte nur einen einzigen Versuch: die Löcher zu fräsen. Die Kanten wurden dabei etwas zu heiß und deshalb dunkel“, beschreibt Pietzsch ein Missgeschick während seiner Arbeit am Gesellenstück. Die kleine Panne hat er sich zunutze gemacht. Das Lochsystem ist nun ebenfalls dunkel und bildet einen ungewöhnlichen Kontrast zur Arbeitsplatte. Auch für den Laien ist die prämierte Werkbank ein formschönes Stück, das man sich fast im Wohnzimmer vorstellen könnte.
„Mit Holz zu arbeiten, ist einfach ein fantastischer Beruf“, schwärmt Pietzsch. „Man muss dabei Lust auf
Perfektion haben, mit viel Geduld und Genauigkeit arbeiten. Ein kleiner Fehler – und die Schubladen ließen sich nicht mehr so leichtgängig öffnen und schließen. Man darf sich auch nie mit einer glatten Oberfläche zufriedengeben. Es geht immer noch etwas glatter.“Seine Freunde ziehen ihn manchmal schon damit auf, dass er immer über Oberflächen aus Holz streichen muss.
Schon seit seiner Kindheit liebt es Karl Pietzsch, mit Holz zu arbeiten. „In der Zimmerei meines Vaters gab es immer Holzreste, aus denen ich etwas gebaut habe. Kleine Spielzeuge waren meine ersten Werkstücke – wenn die auch noch nicht sehr professionell gefertigt waren“, lacht Pietzsch.
Das Schreinerhandwerk sei einfach ein toller Beruf, davon ist Pietzsch überzeugt. „Man kann kreativ arbeiten. Außerdem ist der Beruf sehr abwechslungsreich. Wir bauen Häuser, fertigen Fenster, Türen und Treppen nach Maß und entwerfen natürlich auch individuelle Möbel.
Der Vorteil: Ein Schreiner arbeitet zu neunzig Prozent im Innenbereich, anders als zum Beispiel ein Zimmermann.“So gab sein Vater ihm auch den Rat, lieber Schreiner zu werden. Die Entscheidung hat der junge Geselle nicht bereut.
Nach seiner Gesellenprüfung besucht er nun die Meisterschule. Auch für sein Meisterstück hat er erste Ideen parat, die mit seiner zweiten Leidenschaft, der Jagd, zu tun haben, doch Genaueres ist noch Zukunftsmusik. Perspektivisch plant er, sein Wissen weiterzugeben. Er möchte nach dem Meister am liebsten Lehrer werden und später an einer Berufsschule unterrichten.
„Mit Kindern zu arbeiten, macht mir riesigen Spaß. Ich würde die Liebe zu meinem Beruf gerne an junge Menschen weitergeben.“
Schülern, die vielleicht auf der Suche nach einem geeigneten Beruf
sind, rät Pietzsch, auch mit Abitur einen handwerklichen Beruf in Betracht zu ziehen. „Nichts ist schöner, als über glatte Oberflächen zu streichen und der Geruch von Holz.“