Wenn Teams den „ Joker ziehen“
Fast kein Wochenende vergeht mehr in den Kreisligen in der Eifel, an Mosel, Saar und im Hunsrück, ohne dass Mannschaften zu Spielen nicht antreten. Der jeweils vorgesehene Gegner erhält dann die drei Punkte am Grünen Tisch. Zudem sieht die Spielordnung des Fußballverbandes Rheinland (FVR) vor, dass der Heimverein einen Einnahmeausfall (meist im oberen zweistelligen Euro-Bereich anzusiedeln) erhält, sofern er in der Hinrunde bereits beim nunmehr unpässlichen Team angetreten ist. Hinzu schreibt die Strafordnung des FVR eine Geldstrafe von bis zu 155 Euro vor. So weit so gut. Hinter einem solchen Nichtantritt steckt aber nicht selten ein gerüttelt Maß an Unsportlichkeit, dass weitaus drastischer geahndet werden müsste.
Während ein zweimaliges Nichtantreten in einer Saison zum Zwangsabstieg führt, dann alle nachfolgenden Mannschaften bis Ende der Saison außer Konkurrenz spielen müssen und weitere Strafgelder zu zahlen sind, scheint es mittlerweile fast nur noch als Kavaliersdelikt zu gelten, den „Joker zu ziehen“und einmal nicht anzutreten.
Klar: Mitunter ist es wie verflixt, gibt es in einer Mannschaft Verletzungssorgen ohne Ende und kommen private oder berufliche Gründe hinzu, warum eine Begegnung schweren Herzens abgesagt wird. Wenn dann aber etwa die dritte Mannschaft spielt, während die zweite offenbar zu wenige Leute hat und absagt, müsste das besonders hart sanktioniert werden.
Sowieso ist die reine Strafe von maximal 155 Euro einfach zu niedrig. Je höher der zu entrichtende Betrag ist, desto mehr würden die Vereine und ihre Spieler wohl alle Hebel in Bewegung setzen, vielleicht doch anzutreten.
Gerade vor dem Hintergrund des neuen Spielsystems im FVR haben Nichtantritte zudem (weitere) unsportliche Züge: Die kampflos siegreiche Mannschaft erhält laut Spielordnung generell keine Tore gutgeschrieben. „Ist die Tordifferenz von besonderer Bedeutung, erfolgt die Torwertung mit 2:0 für die Mannschaft, der die Punkte zugesprochen werden“, heißt es in der Spielordnung. Da bei der Frage, ob auch die Tabellenzweiten der Amateurligen aufsteigen können, mittlerweile die sogenannte Quotientenregelung zurate gezogen wird und hier auch das Torverhältnis ein Kriterium sein kann, wäre ein 2:0 am Grünen Tisch unter Umständen ein schwacher Trost.
Spielausschuss und Präsidium des FVR sind gefordert, den Nichtantritten künftig dickere Riegel vorzuschieben und härtere Sanktionen auf den Weg zu bringen.