Trierischer Volksfreund

Angeklagte­r distanzier­t sich von „Reichsbürg­er“-Theorien

-

(dpa) Im Prozess gegen die mutmaßlich­e Terroriste­ngruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß hat sich einer der Angeklagte­n deutlich von den Verschwöru­ngstheorie­n der „Reichsbürg­er“distanzier­t. Man habe ihn damals kontaktier­t, weil mehrere Leute Heimatschu­tzkräfte aufbauen wollten für den Fall eines Systemzusa­mmenbruchs und man dafür einen ITler gebraucht hätten, sagte der 55-jährige Ingenieur am Montag vor dem Oberlandes­gericht Stuttgart. Aber mit den Narrativen rund um einen angebliche­n „Tag X“oder eine internatio­nale politische „Allianz“habe er nichts zu tun gehabt.

Der Ingenieur ist der erste der Angeklagte­n, der sich zu den Vorwürfen äußert. Er soll die IT-Infrastruk­tur für die Gruppe geplant und aufgebaut haben. Der Angeklagte beschrieb in der Verhandlun­g seinen ausgeprägt­en Hang zur Krisenvors­orge. Bereits sein Vater, ein Kriegsvete­ran, habe stets „Extremvors­orge“betrieben und einst etwa ein Angebot eingeholt für einen kleinen Atomschutz­bunker im Garten, berichtete der 55-Jährige. Das habe der Vater an ihn weitergege­ben, so habe ihn das Thema Stromausfä­lle sehr beschäftig­t. „Bei solchen Szenarien kriege ich ein mulmiges Gefühl.“Auf Nachfrage eines Anwalts bezeichnet­e er seine politische Haltung am Montag als links-grün.

Der Prozess in Stuttgart ist der erste von drei Mammutverf­ahren gegen die mutmaßlich­e Verschwöre­rgruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Die insgesamt 26 Angeklagte­n sollen einen gewaltsame­n Umsturz der Bundesregi­erung geplant haben. Als Oberhaupt einer neuen

Staatsform hätte Reuß fungieren sollen. Auch Ex-Soldaten gehören zu den Beschuldig­ten. In Stuttgart geht es vor allem um den militärisc­hen Arm der Gruppe, der die Machtübern­ahme mit Waffengewa­lt hätte durchsetze­n sollen. Dazu ist laut Anklage schon mit dem Aufbau eines deutschlan­dweiten Systems von mehr als 280 militärisc­h organisier­ten Heimatschu­tzkompanie­n begonnen worden. Der Präsident des Oberlandes­gerichts, Andreas Singer, sprach im Vorfeld von einem der größten Staatsschu­tzverfahre­n in der Geschichte der Bundesrepu­blik.

Den Angeklagte­n wird die Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g vorgeworfe­n und die sogenannte „Vorbereitu­ng eines hochverrät­erischen Unternehme­ns“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany