Trierischer Volksfreund

Streit um Mitarbeite­r-Sicherheit bei der Bahn

Die Gewerkscha­ft EVG ist besorgt um die Sicherheit des Bahnperson­als während der EM. Von der Deutschen Bahn fordert sie mehr Anstrengun­gen.

- VON FABIAN NITSCHMANN Produktion dieser Seite: Vincent Bauer Isabell Schirra

(dpa) Bei der Deutschen Bahn entwickelt sich wenige Wochen vor der Fußball-Europameis­terschaft in Deutschlan­d ein intensiver Streit über die Sicherheit der Beschäftig­ten. Die Eisenbahnu­nd Verkehrsge­werkschaft EVG hat am Montag deutlich mehr Anstrengun­gen von der Bahn für die Sicherheit der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r gefordert als zuletzt angekündig­t. „20 Prozent pauschal mehr Sicherheit­spersonal reicht meines Erachtens nicht“, sagte der EVG-Vorsitzend­e Martin Burkert. „Aufgrund der aktuellen EVG-Studien und aufgrund der alarmieren­den Realität braucht man die 20 Prozent mehr Sicherheit­spersonale bereits für den regulären Sommerund Tourismusv­erkehr.“

Die Gewerkscha­ft hatte in der vergangene­n Woche eine Umfrage unter Beschäftig­ten von Bahnuntern­ehmen vorgestell­t. Demnach haben 64 Prozent der Befragten in den vergangene­n zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindung­en erlebt. Die EVG fordert daher „Sofortmaßn­ahmen“anlässlich der anstehende­n FußballDie Bahn wiederum teilte mit, dass sie für das Turnier den „Pool an Sicherheit­skräften an unseren Bahnhöfen und in unseren Zügen um rund 20 Prozent (oder um rund 900 Sicherheit­skräfte)“aufstocken werde.

Diese 20 Prozent mehr brauche es schon im Normalbetr­ieb, sagte Heike Moll, Mitglied in mehreren DB-Betriebsrä­ten. „Wir werden nicht nur freundlich­e Fußballfan­s hier haben, und bei manchen Fans ist die Hemmschwel­le zur Gewalt einfach sehr weit unten. Daher muss die Bahn für die Sicherheit noch eine Schippe drauf geben“, sagte Moll.

EVG-Chef Burkert fordert ein EMSonderpr­ogramm, „das vor allem auch die Bahnhöfe und Vorplätze im Blick hat“. Das Programm müsse dem Spielplan, den Paarungen und den Fan-Bewegungen angepasst sein. Bereits vergangene Woche hatte

die EVG damit gedroht, den Beschäftig­ten eine Arbeitsver­weigerung zu empfehlen, wenn es bei einem Einsatz ein erhöhtes Gefahrenpo­tenzial geben könnte.

„Ich will da nicht von Streik sprechen, aber das Leistungsv­erweigerun­gsrecht

könnte ein Thema werden, wenn wir feststelle­n, dass eindeutige Risikolage­n für unsere Kolleginne­n und Kollegen drohen“, sagte nun Betriebsrä­tin Moll. „Wir können unsere Kolleginne­n und Kollegen nicht Übergriffe­n aussetzen, zu denen es womöglich wegen zu wenig Sicherheit gekommen ist. Wir müssen daher durchaus abschätzen, ob wir unsere Kolleginne­n und Kollegen wohl wissend in Gefahr für Leib und Seele bringen.“

Aus Molls Sicht braucht es vor allem an großen Bahnhöfen wie in München statt 20 eher 40 bis 50 Prozent mehr Sicherheit­spersonal. Das gelte etwa auch für die Züge und Infopoints. Die Fußball-EM beginnt am 14. Juni in München mit dem Spiel Deutschlan­d gegen Schottland (21 Uhr). Das Finale findet am 14. Juli in Berlin statt. Weitere Spielorte sind Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirc­hen, Hamburg, Köln, Leipzig und Stuttgart. Fußballfan­s mit Eintrittsk­arte zu einem EM-Spiel wurden bereits in den vergangene­n Monaten offensiv zur Reise im DBFernverk­ehr aufgerufen. Wer eine Eintrittsk­arte besitzt und innerhalb Deutschlan­ds fährt, kann die Bahn bei Hin- und Rückfahrt zum jeweiligen Spiel für 29,90 Euro pro Strecke nutzen.

„Wir werden nicht nur freundlich­e Fußballfan­s hier haben.“Heike Moll DB-Betriebsrä­tin

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Zur EM will die Bahn das Sicherheit­spersonal in Zügen und an Bahnhöfen um 20 Prozent aufstocken. Die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft fordert hingegen mindestens 40 Prozent.

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