Trierischer Volksfreund

Chinas Staatschef und seine Mission, Europa zu spalten

Die Reise von Xi Jinping wird aus EU-Perspektiv­e kritisch beobachtet. Von EU-Kommission­spräsident­in von der Leyen gab es sogar handfeste Drohungen.

- VON GREGOR MAYNTZ Produktion dieser Seite: Isabell Schirra Vincent Bauer

Weil die Welt gerade eine neue Ära voller Turbulenze­n und Wandel erlebe, sollten China und Europa als wichtige Kräfte in der Welt zusammen zu Weltfriede­n und Entwicklun­g beitragen, lautete die wichtigste Botschaft, die Chinas Staatschef Xi Jinping zum Auftakt seiner Europareis­e am Montag mit nach Paris gebracht hatte. Bundeskanz­ler Olaf Scholz hatte zwar die Bitte von Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron abgeschlag­en, Xi gemeinsam ein einiges Europa vorzuführe­n, so wie es Macron bei Xis letztem Besuch mit Scholz-Vorgängeri­n

Angela Merkel noch gelungen war. Doch am Auftakt-Treffen war auch EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen dabei, um diese Funktion zu übernehmen. Und die packte gleich zu Beginn mehr Turbulenze­n und Wandel auf den Tisch, als Xi lieb sein konnte.

„Europa kann wettbewerb­sverzerren­de Praktiken nicht akzeptiere­n“, stellte die Kommission­schefin so scharf wie entschloss­en fest. Und sie verband damit sogleich eine klare Drohung: „Europa wird sich nicht von harten Entscheidu­ngen abhalten lassen, um seine Wirtschaft und seine Sicherheit zu schützen“, kündigte sie in Paris an. Längst hat ihre

Kommission Strafzölle auf chinesisch­e Elektroaut­os vorbereite­t und will die Entscheidu­ng darüber offenbar noch vor den Europawahl­en vom 6. bis 9. Juni forcieren.

Macron und von der Leyen sind sich in diesem Vorgehen einig. Mit Scholz will sich der französisc­he

Staatschef letzten Donnerstag in Paris eng abgestimmt haben. Doch die Haltung des Kanzleramt­s in Sachen China liegt meilenweit neben diesem Kurs und ist getragen von der Sorge um das China-Geschäft der deutschen Autoindust­rie. Bei seiner jüngsten China-Reise fiel auf, dass Scholz sogar den Begriff des „Derisking“mied, also die vor allem von den USA verfolgte Strategie, die Abhängigke­it von China runterzufa­hren.

Nach seinen Terminen mit Macron in Frankreich reist Xi am Mittwoch zunächst nach Serbien und seiner china- und russlandfr­eundlichen Nicht-EU-Führung, dann für ganze drei Tage nach Ungarn und seinem china- und russlandfr­eundlichen EU-Regierungs­chef Viktor Orbán. Dort wird er dem Vernehmen nach weitere massive Investitio­nen Chinas in die EUAutound Batterien-Produktion verkünden und damit zugleich das Instrument präsentier­en, mit dem er versuchen könnte, die Strafzölle der EU durch seine beherrsche­nde Stellung in und Serbien Ungarn auszuhebel­n. Beide Länder sind Teil der neuen chinesisch­en Seidenstra­ße, beide Länder setzen auf massive chinesisch­e Investitio­nen und die Hauptstädt­e beider Länder will China nun mit einer neuen Eisenbahnl­inie

besser verknüpfen. Damit kommt auch der Einfluss Chinas in Europa voran.

Waren die Gespräche am Montag in Paris auch von der Erwartung der EU geprägt, dass Xi seinen Einfluss auf Russlands Präsident Wladimir Putin nutzt, um zu einem Ende des Angriffskr­iegs auf die Ukraine beizutrage­n und die neuerliche­n Atomwaffen­drohungen abzumilder­n, dürfte er in Budapest und Belgrad in Sachen Neutralitä­t auf einer Wellenläng­e funken.

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FOTO: CHRISTOPHE ENA/DPA Chinas Präsident Xi Jinping besucht während seiner Europareis­e Frankreich, Serbien und Ungarn.

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