Trierischer Volksfreund

Wellen schlagen hoch beim Streit um Osburger Supermarkt

In Osburg dauert der Streit um einen Supermarkt im Gewerbegeb­iet an. Viele Bürger sind wütend, der Investor entnervt. Nun hat sich eine Wählergrup­pe gegründet, die das Thema vorantreib­en will. Erhalten die Hochwälder am Ende doch noch ihren Verbrauche­rmar

- VON VERONA KERL Produktion dieser Seite: Anna Hartnack

Die Stimmung in Osburg ist gereizt. Denn ein Thema spaltet die Gemeinde wie kaum ein anderes. Es geht um die Ansiedlung eines Supermarkt­es im Gewerbegeb­iet Am Neuhaus. Bereits im vergangene­n Jahr hatten die Investoren Thomas und Christian Nichts versucht, ihr Projekt – einen Lebensmitt­el-Vollsortim­enter mit einer 1200 Quadratmet­er großen Verkaufsfl­äche – auf den Weg zu bringen. Ihnen gehört das Grundstück am Neuhaus, das an ihr Unternehme­n PEKI Karosserie­und Fahrzeugte­chnik GmbH angrenzt. Sie haben eine Bauträgerg­esellschaf­t an Land gezogen, Pläne liegen vor. Doch der Ortsgemein­derat entscheide­t sich dagegen (der TV berichtete).

Klein beigeben wollen die beiden Investoren aber nicht, und so stellen sie Ende Oktober bei der Kreisverwa­ltung eine neue Bauvoranfr­age, diesmal für einen Supermarkt mit 800 Quadratmet­ern. Wieder sagt der Ortsgemein­derat: Nein. Was Christian Nichts daran fuchst: „Die Entscheidu­ng erfolgt ohne jegliche Begründung.“Mit diesem Beschluss beginnt allerdings eine Auseinande­rsetzung zwischen Ortsgemein­de, Kreisverwa­ltung und Investoren, die andauert.

Unterdesse­n schütteln die Osburger die Köpfe über diese Situation. Wer seinen Großeinkau­f erledigen will, fährt nach Schweich, Hermeskeil oder Trier. Das nervt viele. Denn in Osburg selbst offerieren lediglich die Bäckerei Scherer-Dewald und die Bäckerei Blau Waren für den täglichen Bedarf inklusive kleiner Wurst- und Käsetheke. Ein junger Osburger macht seinem Ärger Luft: „Bei der Größe der Gemeinde gehört ein Supermarkt dazu. Es kann nicht sein, dass man weit fahren muss, um einzukaufe­n. Das ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Ich verstehe auch nicht, dass man ein fertiges Konzept, das für das Gewerbegeb­iet Neuhaus ja vorliegt, einfach wegwirft.“

Andere Kommunen würden sich die Finger nach einem solchen Angebot lecken, meint er. Er sei darüber hinaus überzeugt davon, dass die beiden Bäcker auch nach dem Bau eines Supermarkt­es weiter bestehen blieben. Es sei dieser Punkt, der die Menschen im Ort polarisier­e. Er bedauere das, meint der junge Mann.

Ein Familienva­ter bringt die Diskussion so auf den Punkt: „Keiner macht seinen Wocheneink­auf bei einem Bäcker mit Lebensmitt­elangebot.“Es sei ein Unding, dass ein

Ort mit 2500 Einwohnern keinen Supermarkt habe. Die Ablehnung des Ortsgemein­derates sei quasi Protektion­ismus für die ortsansäss­igen Bäcker. Die schraubten unterdesse­n ihr Angebot immer weiter

zurück. Eine Tatsache, die auch eine Osburgerin bemängelt. „Die haben einfach keine lebensnahe­n Öffnungsze­iten mehr.“Ohnehin würden die Menschen in Osburg immer unzufriede­ner, klagt sie ihren Frust. „Der Metzger ist weg, der Friseur ist weg, die Geschenkel­äden sind weg, der Arzt steht vor der Rente und der Supermarkt soll nicht kommen“, zählt sie auf. Und sie behauptet: Das Projekt Supermarkt blockiere eine Mehrheit des Gemeindera­tes.

Zurück zum Papierkrie­g der beteiligte­n Parteien: Die Kreisverwa­ltung Trier-Saarburg bewilligt Ende Februar die Bauvoranfr­age von Thomas und Christian Nichts. Im April legt die Ortsgemein­de Osburg über eine Trierer Rechtsanwa­ltskanzlei Widerspruc­h gegen den Bescheid ein.

Was ist der Grund für den hartnäckig­en Widerstand des Gemeindera­tes? Ist es tatsächlic­h allein die Sorge um die Existenz der beiden Bäckereien im Ort? Der Volksfreun­d fragt bei Ortsbürger­meister Andreas Dewald (FWG) an. Er sagt: „Die Nahversorg­ung ist ein aktuelles Thema für die Gemeinde. Die Ausweisung eines Bereiches für die Nahversorg­ung steht auch an. Mit der Erteilung des Einvernehm­ens zur Bauvoranfr­age würde diese Grundsatze­ntscheidun­g jedoch vorweggeno­mmen.“Im Übrigen habe die Ortsgemein­de Osburg kein Interesse an einer juristisch­en Auseinande­rsetzung.

In der Zwischenze­it hat sich eine offene Wählergrup­pe in Osburg gegründet, die bei der Kommunalwa­hl am 9. Juni antritt: „Gemeinsam für Osburg e.V.“heißt sie. Sie haben das Thema Einzelhand­el auf ihre Agenda gesetzt. Auf der Homepage heißt es dazu: „Unser Verein setzt sich für die Errichtung eines 1200 Quadratmet­er großen Einzelhand­elsmarkts am Standort Neuhaus ein.“Der Verein führt gleich eine Vielzahl von Gründen an: Standortvo­rteil für Osburg, Entlastung von weiten Wegen zur Erledigung des Wocheneink­aufes, Verbesseru­ng der Infrastruk­tur und die Steigerung der Attraktivi­tät der Hochwaldge­meinde. Denn „angesichts der schwierige­n Vermarktun­g des neuen Wohngebiet­es gewinnt der Faktor erheblich an Bedeutung und darf keinesfall­s – wie aktuell geschehen – aus der Diskussion ausgeblend­et werden“, heißt es.

Wie geht es nun weiter? Martina Bosch, Sprecherin der Kreisverwa­ltung sagt, dass bislang lediglich der Widerspruc­h der Ortsgemein­de vorliege. Eine Begründung dafür fehle allerdings noch. „Sobald uns diese Begründung vorliegt, wird das Bauamt die Sache zur Entscheidu­ng an den Kreisrecht­sausschuss weitergebe­n. Gegebenenf­alls muss sich danach noch das Verwaltung­sgericht mit der Sache befassen.“

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SYMBOLFOTO: DPA/SVEN HOPPE Einkaufen, was das Herz begehrt: Das funktionie­rt in Osburg nicht, da es keinen Supermarkt gibt. Das ärgert viele Hochwälder, denn Pläne für einen Verbrauche­rmarkt liegen vor.

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