Franziskaner haben „Klösterchen“verkauft
Jetzt ist es offiziell: Der Franziskanerorden hat das seit einem Jahr leer stehende Kloster in Hermeskeil verkauft. Die Käufer sind zwei örtliche Unternehmer. Welche Pläne die beiden nun haben und wie diese mit der Zukunft der katholischen Kirchengemeinde
Der Abschied fiel vielen Hermeskeilern schwer, als im März vorigen Jahres die beiden Ordensschwestern das Klösterchen verließen. Damit endete nicht nur die sechsjährige Nutzung des Areals als spirituelles Zentrum eines interfranziskanischen Projekts (siehe Hintergrund). Es endete eine Ära von mehr als 100 Jahren franziskanischer Präsenz in Hermeskeil. Der Franziskanerorden kündigte zudem an, sich endgültig von dem Kloster und dem umliegenden Grundstück trennen zu wollen und aktiv in Verkaufsgespräche einzusteigen. Die künftige Nutzung war ungewiss.
Zuletzt hieß es, es sei Bewegung in die Kaufverhandlungen gekommen. Die sind nun offensichtlich abgeschlossen. In einer am Montag veröffentlichten Pressemitteilung erklärt die Deutsche Franziskanerprovinz, dass sie das Klösterchen verkauft habe. Und zwar an eine Projektentwicklungsgesellschaft namens Valorisa GmbH, hinter der die beiden Hermeskeiler Unternehmer Uwe Düpre und Johannes Kiefer stecken. Düpre und Kiefer, heißt es in der mit den Käufern abgestimmten Erklärung, wollen das denkmalgeschützte Ensemble aus Kirche und Konventgebäude erhalten und „die Belange der örtlichen Kirchengemeinde bei einem zukünftigen Nutzungskonzept einbeziehen“.
Denn die hat derzeit ein großes Problem. Die Pfarrkirche der Pfarrei St. Franziskus, die Martinuskirche in Hermeskeil, muss in absehbarer Zeit saniert werden. Die Arbeiten würden nach grober Schätzung bis zu zwei Millionen
Euro kosten. Abzüglich eines Zuschusses vom Bistum Trier hätte die Pfarrei noch etwa 800.000 Euro selbst zu schultern – die sie zurzeit nicht aufbringen kann. Bei einer Bürgerversammlung Anfang März hatte die Kirchengemeinde über ihre schwierige Lage informiert und als mögliche letzte Option den Verkauf ihrer Kirche und eine eventuelle Nutzung der Klosterkirche genannt.
Gespräche über eine solche mögliche Nutzung durch die Pfarrei seien dem jetzt geschlossenen Kaufvertrag vorausgegangen, heißt es in der Presseerklärung. Die beiden Unternehmer seien mit ihren Familien aktive Gemeindemitglieder und wollten die Klostergebäude demnächst der Kirchengemeinde zur Verfügung stellen.
Wie diese Nutzung genau aussehen soll, steht allerdings noch nicht fest. Das teilt Johannes Kiefer am Montag auf VolksfreundNachfrage mit. „Mit dem Kauf ist jetzt überhaupt erst einmal gesichert, dass die Kirchengemeinde die Möglichkeit zur Nutzung des Klosters hätte“, sagt Kiefer. Dazu solle es nun weitere Gespräche mit dem Pfarrer Christian Heinz und mit dem Bistum geben. Falls die Pfarrei keines der Klostergebäude nutzen wolle, „dann müssten wir uns natürlich noch einmal Gedanken machen“, sagt Kiefer. Auf die Frage, ob es denn nicht bereits konkrete Überlegungen für eine alternative Nutzung des Areals gibt, wollen sich die Käufer offenbar noch nicht in die Karten schauen lassen: „Ich kann Ihnen versichern, es gibt noch keinen Plan B“, sagt Kiefer.
Bei einem anderen Investor, vermutet er, hätte es die Option für die Kirchengemeinde eher nicht gegeben. „Unser Antrieb ist, dass es dort weiterhin ein geistliches Zentrum geben kann“, sagt der Geschäftsmann, der auch Geschäftsführer des regionalen Immobilienunternehmens WK-Gruppe ist. Der Kauf des Klosters ermögliche nun erst einmal das Angebot an die Pfarrei, „das natürlich eine gewisse zeitliche Komponente hat“.
Und was sagt die Kirchengemeinde dazu? „Wir müssen jetzt miteinander prüfen, was möglich ist“, erklärt Pfarrer Christian Heinz, der zugleich Dekan des pastoralen Raums Hermeskeil ist. Es gebe zwei Fragen, bei denen das Klösterchen für die Zukunft eine Rolle spielen könne – zum Beispiel als eine Art geistliches Zentrum „von überregionaler Bedeutung“für den pastoralen Raum im Hochwald. Eine andere Frage sei, welche Rolle das Kloster für die Pfarrei Sankt Franziskus übernehmen könnte, die am 1. Januar 2025 noch einmal fusionieren werde.
Spannend sei für ihn zu erfahren, sagt Heinz, welche Ideen die Investoren insgesamt für das Klostergelände hätten. „Uns geht es ja vor allem um die Klosterkirche.“Offen sei, ob auch das Konventgebäude ganz oder in Teilen genutzt werden sollte. Den großen Klostergarten jedenfalls werde die Kirchengemeinde sicher nicht benötigen, „und am Ende muss sich so ein Konzept ja für die Investoren auch rechnen“, sagt der Pfarrer. Er wolle sich das Kloster mit Vertretern des Bistums nun möglichst bald genauer anschauen, um die Möglichkeiten dort zu klären: „Gut ist, dass wir dafür Zeit haben. Wir müssen das nicht heute oder morgen entscheiden.“
Sollte es zu einer Einigung kommen, werde die Martinuskirche sicherlich auch nicht sofort geschlossen, beruhigt Heinz. Das Bistum habe vor Kurzem die Mittel für eine Sanierungsplanung freigegeben, wodurch die Kosten jetzt genauer ermittelt werden könnten. Eine Option könnte auch sein, das Kloster vorerst in der Heizperiode als „Winterkirche“zu nutzen, um Energiekosten zu sparen.
Dass es eine Lösung mit der Kirchengemeinde vor Ort geben wird, davon scheint der Provinzialminister der Franziskanerprovinz, Bruder Markus Fuhrmann, überzeugt. Er wird in der Pressemitteilung wie folgt zitiert: „Nachdem wir selbst unsere Präsenz vor Ort schon vor einigen Jahren aufgeben mussten und um die weitere Nutzung des Gebäudes lange gerungen wurde, freut es uns sehr, dass das Klösterchen auch zukünftig ein Ort für suchende und glaubende Menschen bleiben kann.“
Zum Kaufpreis für das Kloster machen beide Seiten allerdings keine Angaben. Das sei vorab so vereinbart worden, erklärt Johannes Kiefer.