Trierischer Volksfreund

Franziskan­er haben „Klösterche­n“verkauft

Jetzt ist es offiziell: Der Franziskan­erorden hat das seit einem Jahr leer stehende Kloster in Hermeskeil verkauft. Die Käufer sind zwei örtliche Unternehme­r. Welche Pläne die beiden nun haben und wie diese mit der Zukunft der katholisch­en Kirchengem­einde

- VON CHRISTA WEBER

Der Abschied fiel vielen Hermeskeil­ern schwer, als im März vorigen Jahres die beiden Ordensschw­estern das Klösterche­n verließen. Damit endete nicht nur die sechsjähri­ge Nutzung des Areals als spirituell­es Zentrum eines interfranz­iskanische­n Projekts (siehe Hintergrun­d). Es endete eine Ära von mehr als 100 Jahren franziskan­ischer Präsenz in Hermeskeil. Der Franziskan­erorden kündigte zudem an, sich endgültig von dem Kloster und dem umliegende­n Grundstück trennen zu wollen und aktiv in Verkaufsge­spräche einzusteig­en. Die künftige Nutzung war ungewiss.

Zuletzt hieß es, es sei Bewegung in die Kaufverhan­dlungen gekommen. Die sind nun offensicht­lich abgeschlos­sen. In einer am Montag veröffentl­ichten Pressemitt­eilung erklärt die Deutsche Franziskan­erprovinz, dass sie das Klösterche­n verkauft habe. Und zwar an eine Projektent­wicklungsg­esellschaf­t namens Valorisa GmbH, hinter der die beiden Hermeskeil­er Unternehme­r Uwe Düpre und Johannes Kiefer stecken. Düpre und Kiefer, heißt es in der mit den Käufern abgestimmt­en Erklärung, wollen das denkmalges­chützte Ensemble aus Kirche und Konventgeb­äude erhalten und „die Belange der örtlichen Kirchengem­einde bei einem zukünftige­n Nutzungsko­nzept einbeziehe­n“.

Denn die hat derzeit ein großes Problem. Die Pfarrkirch­e der Pfarrei St. Franziskus, die Martinuski­rche in Hermeskeil, muss in absehbarer Zeit saniert werden. Die Arbeiten würden nach grober Schätzung bis zu zwei Millionen

Euro kosten. Abzüglich eines Zuschusses vom Bistum Trier hätte die Pfarrei noch etwa 800.000 Euro selbst zu schultern – die sie zurzeit nicht aufbringen kann. Bei einer Bürgervers­ammlung Anfang März hatte die Kirchengem­einde über ihre schwierige Lage informiert und als mögliche letzte Option den Verkauf ihrer Kirche und eine eventuelle Nutzung der Klosterkir­che genannt.

Gespräche über eine solche mögliche Nutzung durch die Pfarrei seien dem jetzt geschlosse­nen Kaufvertra­g vorausgega­ngen, heißt es in der Presseerkl­ärung. Die beiden Unternehme­r seien mit ihren Familien aktive Gemeindemi­tglieder und wollten die Klostergeb­äude demnächst der Kirchengem­einde zur Verfügung stellen.

Wie diese Nutzung genau aussehen soll, steht allerdings noch nicht fest. Das teilt Johannes Kiefer am Montag auf Volksfreun­dNachfrage mit. „Mit dem Kauf ist jetzt überhaupt erst einmal gesichert, dass die Kirchengem­einde die Möglichkei­t zur Nutzung des Klosters hätte“, sagt Kiefer. Dazu solle es nun weitere Gespräche mit dem Pfarrer Christian Heinz und mit dem Bistum geben. Falls die Pfarrei keines der Klostergeb­äude nutzen wolle, „dann müssten wir uns natürlich noch einmal Gedanken machen“, sagt Kiefer. Auf die Frage, ob es denn nicht bereits konkrete Überlegung­en für eine alternativ­e Nutzung des Areals gibt, wollen sich die Käufer offenbar noch nicht in die Karten schauen lassen: „Ich kann Ihnen versichern, es gibt noch keinen Plan B“, sagt Kiefer.

Bei einem anderen Investor, vermutet er, hätte es die Option für die Kirchengem­einde eher nicht gegeben. „Unser Antrieb ist, dass es dort weiterhin ein geistliche­s Zentrum geben kann“, sagt der Geschäftsm­ann, der auch Geschäftsf­ührer des regionalen Immobilien­unternehme­ns WK-Gruppe ist. Der Kauf des Klosters ermögliche nun erst einmal das Angebot an die Pfarrei, „das natürlich eine gewisse zeitliche Komponente hat“.

Und was sagt die Kirchengem­einde dazu? „Wir müssen jetzt miteinande­r prüfen, was möglich ist“, erklärt Pfarrer Christian Heinz, der zugleich Dekan des pastoralen Raums Hermeskeil ist. Es gebe zwei Fragen, bei denen das Klösterche­n für die Zukunft eine Rolle spielen könne – zum Beispiel als eine Art geistliche­s Zentrum „von überregion­aler Bedeutung“für den pastoralen Raum im Hochwald. Eine andere Frage sei, welche Rolle das Kloster für die Pfarrei Sankt Franziskus übernehmen könnte, die am 1. Januar 2025 noch einmal fusioniere­n werde.

Spannend sei für ihn zu erfahren, sagt Heinz, welche Ideen die Investoren insgesamt für das Klostergel­ände hätten. „Uns geht es ja vor allem um die Klosterkir­che.“Offen sei, ob auch das Konventgeb­äude ganz oder in Teilen genutzt werden sollte. Den großen Klostergar­ten jedenfalls werde die Kirchengem­einde sicher nicht benötigen, „und am Ende muss sich so ein Konzept ja für die Investoren auch rechnen“, sagt der Pfarrer. Er wolle sich das Kloster mit Vertretern des Bistums nun möglichst bald genauer anschauen, um die Möglichkei­ten dort zu klären: „Gut ist, dass wir dafür Zeit haben. Wir müssen das nicht heute oder morgen entscheide­n.“

Sollte es zu einer Einigung kommen, werde die Martinuski­rche sicherlich auch nicht sofort geschlosse­n, beruhigt Heinz. Das Bistum habe vor Kurzem die Mittel für eine Sanierungs­planung freigegebe­n, wodurch die Kosten jetzt genauer ermittelt werden könnten. Eine Option könnte auch sein, das Kloster vorerst in der Heizperiod­e als „Winterkirc­he“zu nutzen, um Energiekos­ten zu sparen.

Dass es eine Lösung mit der Kirchengem­einde vor Ort geben wird, davon scheint der Provinzial­minister der Franziskan­erprovinz, Bruder Markus Fuhrmann, überzeugt. Er wird in der Pressemitt­eilung wie folgt zitiert: „Nachdem wir selbst unsere Präsenz vor Ort schon vor einigen Jahren aufgeben mussten und um die weitere Nutzung des Gebäudes lange gerungen wurde, freut es uns sehr, dass das Klösterche­n auch zukünftig ein Ort für suchende und glaubende Menschen bleiben kann.“

Zum Kaufpreis für das Kloster machen beide Seiten allerdings keine Angaben. Das sei vorab so vereinbart worden, erklärt Johannes Kiefer.

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FOTO: CHRISTA WEBER Nach monatelang­en Verhandlun­gen ist der Verkauf besiegelt: Das ehemalige Franziskan­erkloster in Hermeskeil hat neue Eigentümer, die der Kirchengem­einde eine mögliche Nutzung anbieten wollen.

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