Plötzlich boomt das Eifeler Medizinstipendium
Noch vor einem Monat wollte niemand für den Eifelkreis im Ausland Medizin studieren. Jetzt liegt die Bewerberzahl plötzlich auf einem Rekordhoch. Ist das ein Zufall?
Ja, es gibt sie noch: gute Nachrichten, was die medizinische Versorgung auf dem Land angeht. Zwar wurden noch keine etliche neuen Ärzte für die Eifel gefunden, aber zumindest wollen einige Jugendliche das einmal werden. Denn es gibt zwölf Bewerber für das Medizinstipendium des Eifelkreises – so viele wie noch nie.
Das sah nicht immer so aus. Vor gut einem Monat lag die Bewerberzahl noch bei null (der TV berichtete). Ein ähnliches Problem wie im Jahr zuvor, als der Eifelkreis aufgrund von Absagen keinen Stipendiaten einstellen konnte. Daraufhin lockerte der Eifelkreis seine Zulassungsvoraussetzungen, künftig könne auch an einer deutschen gebührenpflichtigen Universität studiert werden. Bisher war das nur im Ausland möglich. Das Interessante daran: Weil diese Universitäten gebührenpflichtig sind, haben sie generell keinen Numerus Clausus. Das Angebot drohte ungenutzt zu bleiben. Und die Zeit drängte, denn aufgrund der Anmeldefristen an ausländischen Universitäten war Ende März Bewerbungsschluss.
Jetzt boomt das Medizinstipendium. Zwölf Bewerber – das bedeutet, dass diese zwölf Personen dabei helfen wollen, die medizinische Versorgung in der Eifel zu verbessern. Denn sollten sie das Stipendium bekommen – es werden bis zu vier Stellen vergeben – und durchziehen, dann verpflichten sie sich, später zehn Jahre im Eifelkreis als Hausarzt zu arbeiten. Natürlich gibt es zwar „Ausstiegsklauseln“, denn man kann auch nach einem Vertragsabschluss niemanden zwingen, einen Job anzunehmen. Aber: Ein Absolvent müsste sich dann aus dem Vertrag „herauskaufen“.
Bei den Bewerbern handelt es sich teilweise um Nachwuchskräfte, die die Probleme in der Eifel kennen. Nach Informationen unserer Zeitung kommt die Hälfte der Bewerber aus dem Eifelkreis selbst, nur einer von außerhalb des Landes Rheinland-Pfalz. Thomas Konder, Sprecher des Eifelkreises, sagt, wie es jetzt weitergeht: „Derzeit läuft noch das Auswahlverfahren. Mit den favorisierten Bewerbern werden im nächsten Schritt die Zugangsvoraussetzungen für den Erhalt des Stipendiums geklärt. Hierzu gehört, dass die Bewerber bei einer geeigneten Universität eingeschrieben sein müssen. Bis zur endgültigen Klärung wird daher noch eine gewisse Zeit vergehen.“
Es ist kein Zufall, dass es jetzt plötzlich eine derart große Nachfrage nach dem Stipendium gibt. Als der Eifelkreis merkte, dass es hapert, justierte man nach: Neben der angesprochenen Lockerung hinsichtlich deutscher Unis ging man auch bei der Vermarktung mehr in die Offensive. Unter anderem organisierte der Kreis Online-Informationsveranstaltungen und präsentierte das Angebot auch an Schulen.
Werbung, die gewirkt hat. Das findet auch Maria Nosbüsch. Sie ist eine der Nachwuchsmedizinerinnen, die aktuell für den Eifelkreis im Ausland studieren. Seit September 2021 lernt die Dingdorferin Medizin im ungarischen
Szeged. „Meiner Meinung nach wurde diese Bewerbungsphase gut promotet“, sagt Nosbüsch. Sie und die anderen Stipendiatinnen (diese studieren in Varna/Bulgarien und Vilnius/Litauen) seien eingebunden worden. „So hatten wir Stipendiatinnen auch die Möglichkeit, unsere Erfahrungen und Tipps bezüglich Bewerbung und Medizinstudium weiterzugeben und in einen direkten Austausch zu kommen.“
Nosbüsch selbst ist glücklich mit der Entscheidung, für die Medizin ins Ausland gegangen zu sein: „Ich persönlich kann ein Studium in diesem Bereich sehr empfehlen.“Wenn alles klappt, wird sie in einigen Jahren in der Eifel arbeiten. Vielleicht ja mit einem der aktuellen Bewerber.