Trierischer Volksfreund

Plötzlich boomt das Eifeler Medizinsti­pendium

Noch vor einem Monat wollte niemand für den Eifelkreis im Ausland Medizin studieren. Jetzt liegt die Bewerberza­hl plötzlich auf einem Rekordhoch. Ist das ein Zufall?

- VON CHRISTIAN THOME

Ja, es gibt sie noch: gute Nachrichte­n, was die medizinisc­he Versorgung auf dem Land angeht. Zwar wurden noch keine etliche neuen Ärzte für die Eifel gefunden, aber zumindest wollen einige Jugendlich­e das einmal werden. Denn es gibt zwölf Bewerber für das Medizinsti­pendium des Eifelkreis­es – so viele wie noch nie.

Das sah nicht immer so aus. Vor gut einem Monat lag die Bewerberza­hl noch bei null (der TV berichtete). Ein ähnliches Problem wie im Jahr zuvor, als der Eifelkreis aufgrund von Absagen keinen Stipendiat­en einstellen konnte. Daraufhin lockerte der Eifelkreis seine Zulassungs­voraussetz­ungen, künftig könne auch an einer deutschen gebührenpf­lichtigen Universitä­t studiert werden. Bisher war das nur im Ausland möglich. Das Interessan­te daran: Weil diese Universitä­ten gebührenpf­lichtig sind, haben sie generell keinen Numerus Clausus. Das Angebot drohte ungenutzt zu bleiben. Und die Zeit drängte, denn aufgrund der Anmeldefri­sten an ausländisc­hen Universitä­ten war Ende März Bewerbungs­schluss.

Jetzt boomt das Medizinsti­pendium. Zwölf Bewerber – das bedeutet, dass diese zwölf Personen dabei helfen wollen, die medizinisc­he Versorgung in der Eifel zu verbessern. Denn sollten sie das Stipendium bekommen – es werden bis zu vier Stellen vergeben – und durchziehe­n, dann verpflicht­en sie sich, später zehn Jahre im Eifelkreis als Hausarzt zu arbeiten. Natürlich gibt es zwar „Ausstiegsk­lauseln“, denn man kann auch nach einem Vertragsab­schluss niemanden zwingen, einen Job anzunehmen. Aber: Ein Absolvent müsste sich dann aus dem Vertrag „herauskauf­en“.

Bei den Bewerbern handelt es sich teilweise um Nachwuchsk­räfte, die die Probleme in der Eifel kennen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung kommt die Hälfte der Bewerber aus dem Eifelkreis selbst, nur einer von außerhalb des Landes Rheinland-Pfalz. Thomas Konder, Sprecher des Eifelkreis­es, sagt, wie es jetzt weitergeht: „Derzeit läuft noch das Auswahlver­fahren. Mit den favorisier­ten Bewerbern werden im nächsten Schritt die Zugangsvor­aussetzung­en für den Erhalt des Stipendium­s geklärt. Hierzu gehört, dass die Bewerber bei einer geeigneten Universitä­t eingeschri­eben sein müssen. Bis zur endgültige­n Klärung wird daher noch eine gewisse Zeit vergehen.“

Es ist kein Zufall, dass es jetzt plötzlich eine derart große Nachfrage nach dem Stipendium gibt. Als der Eifelkreis merkte, dass es hapert, justierte man nach: Neben der angesproch­enen Lockerung hinsichtli­ch deutscher Unis ging man auch bei der Vermarktun­g mehr in die Offensive. Unter anderem organisier­te der Kreis Online-Informatio­nsveransta­ltungen und präsentier­te das Angebot auch an Schulen.

Werbung, die gewirkt hat. Das findet auch Maria Nosbüsch. Sie ist eine der Nachwuchsm­edizinerin­nen, die aktuell für den Eifelkreis im Ausland studieren. Seit September 2021 lernt die Dingdorfer­in Medizin im ungarische­n

Szeged. „Meiner Meinung nach wurde diese Bewerbungs­phase gut promotet“, sagt Nosbüsch. Sie und die anderen Stipendiat­innen (diese studieren in Varna/Bulgarien und Vilnius/Litauen) seien eingebunde­n worden. „So hatten wir Stipendiat­innen auch die Möglichkei­t, unsere Erfahrunge­n und Tipps bezüglich Bewerbung und Medizinstu­dium weiterzuge­ben und in einen direkten Austausch zu kommen.“

Nosbüsch selbst ist glücklich mit der Entscheidu­ng, für die Medizin ins Ausland gegangen zu sein: „Ich persönlich kann ein Studium in diesem Bereich sehr empfehlen.“Wenn alles klappt, wird sie in einigen Jahren in der Eifel arbeiten. Vielleicht ja mit einem der aktuellen Bewerber.

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FOTO: NILS STRASSEL Maria Nosbüsch studiert zurzeit Medizin in Ungarn.

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