Weinkellerei Langguth wird dicht gemacht
Die französische Kellereigruppe Les Grands Chais de France hat allen 150 Mitarbeitern gekündigt, der Betrieb wird stillgelegt: das Ende einer 235-jährigen Geschichte.
Es ist eine schockierende Nachricht für TrabenTrarbach: Alle 150 Mitarbeiter der Weinkellerei F.W. Langguth Erben sowie ihrer Vertriebsfirma Wine & More Quality Wine Select GmbH haben die Kündigung erhalten. Seit dem 30. April ist die Kellerei Eigentum der Les Grands Chais de France (GCF), einer Kellereigruppe aus dem Elsass (wir berichteten). Und diese lässt nun schnell Taten folgen.
Zunächst war die Hoffnung groß, dass die Geschäfte des einstigen Familienbetriebs weiterlaufen und womöglich in den Standort TrabenTrarbach investiert wird. Dort hat die Kellerei sowohl auf dem Mont Royal, als auch in der Rißbacher Straße Betriebsgebäude. Nun tritt an die Stelle der Hoffnung für die Mitarbeiter die Ernüchterung.
Die Kündigungen greifen zum jeweils vertraglich nächstmöglichen Zeitpunkt, erklärt Matthias Schwunk, Executive Director International Wines & Spirits bei GCF. Man habe bei der Übernahme eine Situation vorgefunden, die man so nicht erwartet hatte. Deshalb sei man gezwungen gewesen, allen Mitarbeitern die Kündigung auszusprechen. Grund sei die Stilllegung des Betriebs.
Allerdings habe GCF vielen Mitarbeitern angeboten, sich auf eine der rund 150 freien Stellen der Firmengruppe zu bewerben: in Zell, Mainz oder im Elsass, nahe der deutschen Grenze bei Saarbrücken. Dort könnten sie zu den gleichen oder teils besseren Konditionen beschäftigt werden, sagt Schwunk. Bereits seit diesem Samstag würden Bewerbungsgespräche geführt. „Wir versuchen unser Bestes.“
Erst vor einem Jahr hatten die Franzosen die Weinkellerei Zimmermann& Müller aus Zell übernommen. Nun übernimmt diese wiederum im Auftrag der GCF die Kellerei Langguth. Wie Schwunk berichtet, soll Zell dagegen, Stand heute, ausgebaut werden – als Deutschlandzentrale. Um mehr Mitarbeitern vor Ort eine Stelle anbieten zu können, sollen alsbald auch Stellen von der Zentrale nach Zell verlegt werden, kündigt Schwunk an. „Zell entwickelt sich seit der Übernahme sehr positiv.“
Die GCF, Frankreichs größter
Weinexporteur, ist weltweit tätig und gehört zu den fünf größten internationalen Playern. Zuletzt soll sich der Umsatz auf 1,5 Milliarden Euro belaufen haben.
Die Kellerei F.W. Langguth Erben war 235 Jahre lang in Familienhand und gehört zu den zehn größten Weinkellereien Deutschlands. Seit jeher ist ihre Geschichte eng mit
Traben-Trarbach verbunden.
Wegen des harten Preiskampfs in der Branche, vor allem in den Verhandlungen mit den großen Discountern, hatte sie nach TV-Informationen aber in den vergangenen Jahren Verluste eingefahren. Zu den wichtigsten Marken Langguths zählen Erben, Medinet, Himmliches Moseltröpfchen, Blue Nun und Kaya. Die Markenrechte daran hat sich nun GCF beziehungsweise ZGM gesichert – und wohl einen Wettbewerber auf dem hart umkämpften Markt aus dem Weg geräumt.
Aus der Region war am Montag tiefes Bedauern den Mitarbeitern gegenüber zu hören. So sagte Verbandsgemeindebürgermeister Marcus Heintel, „eine Schließung wäre ein Schlag und enormer Verlust für die Stadt und die Verbandsgemeinde“.
Anna-Lena Bindges von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten spricht gar von einem „Super-Gau“. Man sei mit Langguth gerade auf dem Weg einer Betriebsratsgründung und auch bezüglich der Übernahme guter Dinge gewesen. „Jetzt hat es uns eiskalt erwischt. Wir sind schockiert.“Auch die Mitarbeiter hätten nicht damit gerechnet.
Nun setze man sich mit aller Kraft für eine kollektive Lösung ein, also für einen Sozialplan. Erzwingen ließe sich ein solcher allerdings nur mit einem Betriebsrat – doch der befinde sich eben noch in der Gründung. Trotzdem sei sie guter Dinge, dass ein Sozialplan auf den Weg gebracht werden könne. „Wir brauchen diese Absicherung für die Beschäftigten“, sagt die Gewerkschaftssekretärin für die Region Trier.
In Zell seien die Arbeitsbedingungen zwar in der Tat besser, „aber wir befürchten, dass am Ende nicht jeder glücklich aus der Sache herausgehen wird“.