Trierischer Volksfreund

Der BVB und sein Traum von Wembley

Dortmund kämpft im Rückspiel des Champions-League-Halbfinale­s gegen Paris um den Einzug ins Finale von London.

- VON THOMAS NOWAG

(sid) Der Wunschtrau­m Wembley schwebte mit Borussia Dortmund über den Wolken – und HansJoachi­m Watzke ging eine Wette mit der Geschichte ein. „Auch elf Jahre später habe ich mir das Finale von 2013 noch nicht angeschaut“, sagte der Vereinsbos­s vor dem Abflug zum Champions-League-Thriller der Extraklass­e bei Paris St. Germain. „Wenn wir es wieder ins Endspiel schaffen, schaue ich es mir an.“

Vor dem Start in Dortmund am Vormittag stiegen all diejenigen in die Sondermasc­hine, die mit der Kathedrale des Fußballs seit der Niederlage

„Wer ins Finale will, muss auch in Paris bestehen.“BVB-Verteidige­r Mats Hummels über das Rückspiel gegen PSG

gegen Bayern München eine Rechnung zu begleichen haben. Watzke selbst, der sich an diese dramatisch­en Stunden gar nicht mehr erinnern kann, Sebastian Kehl, damals BVB-Spieler, inzwischen Sportdirek­tor. Mats Hummels, Marco Reus, die heutigen Co-Trainer Sven Bender und Nuri Sahin: Sie alle standen 2013 auf dem Platz. Und sie wollen via Paris unbedingt zurück nach London – für eine zweite Chance.

„Das wäre ein Riesenstat­ement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben“, sagte Kehl. „Da steht allerdings noch ein Abend bei PSG davor“, ergänzte Watzke. Und dieser Dienstag (21 Uhr/Prime Video) kann mit dem dünnen 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel sehr, sehr lang werden. „Das wird noch ein brettharte­s Ding“, ahnte Hummels, Niclas Füllkrug beschwor das notwendige Abrufen „maximaler Leidensfäh­igkeit“. Doch der BVB sieht keinerlei Grund

mehr, sich kleinzumac­hen. Die rauschende Nacht gegen Atletico Madrid, das Hinspiel gegen Kylian Mbappé und die anderen Stars oder das 5:1 gegen den FC Augsburg mit der B-Mannschaft haben das Selbstvert­rauen nach und nach genährt.

„Wir haben eine Menge Emotionen, Euphorie und Energie gesammelt“, betonte Kehl: „Sie werden anrennen, mit der Arroganz ins Spiel gehen, das zu Hause selbst zu regeln. Aber wir sind vorbereite­t.“Die Erinnerung an das 0:2 im Prinzenpar­k

in der Gruppenpha­se dient als Mahnung. Der BVB spielte zaghaft, ängstlich, verschreck­t – er wurde phasenweis­e vorgeführt. An diesem Dienstag muss er die Balance zwischen Mut und Zurückhalt­ung besser auspendeln. „Wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht zu viel riskieren, sonst laufen wir in Konter“, riet Nico Schlotterb­eck.

In einer Sache gibt sich der Innenverte­idiger keinen Illusionen hin: „Mbappé kannst du nicht ganz ausschalte­n – das ist ein Ausnahmesp­ieler.“

Der teuerste Stürmer der Welt trägt die Last des Hunderte Millionen Euro schweren Katar-Projektes, er soll die Welthaupts­tadt des Glamours vor seinem Abschied mit dem Silberpoka­l beschenken. Dass es noch nicht vorbei ist, hat er sofort nach dem Hinspiel dokumentie­rt: „Mi-temps“, schrieb er bei Instagram. Es ist erst Halbzeit!

„Man hat ein Ergebnis, von dem man weiß, dass man es erreichen müsste“, sagte Füllkrug. Das kann einerseits eine gewisse Trägheit

auslösen, anderersei­ts, so hofft der zuletzt treffsiche­re Nationalst­ürmer, dazu führen, dass das 1:0 mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.

Mats Hummels ist 2013 Sekundenbr­uchteile vor dem 1:2 durch Arjen Robben am Ball vorbeigegr­ätscht. Er schaute aus nächster Nähe schockiert zu, wie sein Traum platzte. Auf der Zielgerade­n seiner Karriere wolle er „natürlich wieder nach Wembley“, sagte er nun: „Und wer ins Finale will, muss auch in Paris bestehen.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Im Hinspiel hatten Borussia Dortmund und Innenverte­idiger Mats Hummels – hier im Duell mit dem Pariser Bradley Barcola (links) – das Starensemb­le von Paris St. Germain gut im Griff. Dennoch warten trotz des 1:0-Sieges mindestens 90 harte Minuten auf die Schwarz-Gelben.
FOTO: IMAGO IMAGES Im Hinspiel hatten Borussia Dortmund und Innenverte­idiger Mats Hummels – hier im Duell mit dem Pariser Bradley Barcola (links) – das Starensemb­le von Paris St. Germain gut im Griff. Dennoch warten trotz des 1:0-Sieges mindestens 90 harte Minuten auf die Schwarz-Gelben.

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