Der BVB und sein Traum von Wembley
Dortmund kämpft im Rückspiel des Champions-League-Halbfinales gegen Paris um den Einzug ins Finale von London.
(sid) Der Wunschtraum Wembley schwebte mit Borussia Dortmund über den Wolken – und HansJoachim Watzke ging eine Wette mit der Geschichte ein. „Auch elf Jahre später habe ich mir das Finale von 2013 noch nicht angeschaut“, sagte der Vereinsboss vor dem Abflug zum Champions-League-Thriller der Extraklasse bei Paris St. Germain. „Wenn wir es wieder ins Endspiel schaffen, schaue ich es mir an.“
Vor dem Start in Dortmund am Vormittag stiegen all diejenigen in die Sondermaschine, die mit der Kathedrale des Fußballs seit der Niederlage
„Wer ins Finale will, muss auch in Paris bestehen.“BVB-Verteidiger Mats Hummels über das Rückspiel gegen PSG
gegen Bayern München eine Rechnung zu begleichen haben. Watzke selbst, der sich an diese dramatischen Stunden gar nicht mehr erinnern kann, Sebastian Kehl, damals BVB-Spieler, inzwischen Sportdirektor. Mats Hummels, Marco Reus, die heutigen Co-Trainer Sven Bender und Nuri Sahin: Sie alle standen 2013 auf dem Platz. Und sie wollen via Paris unbedingt zurück nach London – für eine zweite Chance.
„Das wäre ein Riesenstatement, nach Wembley zu kommen und die Geschichte noch einmal neu zu schreiben“, sagte Kehl. „Da steht allerdings noch ein Abend bei PSG davor“, ergänzte Watzke. Und dieser Dienstag (21 Uhr/Prime Video) kann mit dem dünnen 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel sehr, sehr lang werden. „Das wird noch ein bretthartes Ding“, ahnte Hummels, Niclas Füllkrug beschwor das notwendige Abrufen „maximaler Leidensfähigkeit“. Doch der BVB sieht keinerlei Grund
mehr, sich kleinzumachen. Die rauschende Nacht gegen Atletico Madrid, das Hinspiel gegen Kylian Mbappé und die anderen Stars oder das 5:1 gegen den FC Augsburg mit der B-Mannschaft haben das Selbstvertrauen nach und nach genährt.
„Wir haben eine Menge Emotionen, Euphorie und Energie gesammelt“, betonte Kehl: „Sie werden anrennen, mit der Arroganz ins Spiel gehen, das zu Hause selbst zu regeln. Aber wir sind vorbereitet.“Die Erinnerung an das 0:2 im Prinzenpark
in der Gruppenphase dient als Mahnung. Der BVB spielte zaghaft, ängstlich, verschreckt – er wurde phasenweise vorgeführt. An diesem Dienstag muss er die Balance zwischen Mut und Zurückhaltung besser auspendeln. „Wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht zu viel riskieren, sonst laufen wir in Konter“, riet Nico Schlotterbeck.
In einer Sache gibt sich der Innenverteidiger keinen Illusionen hin: „Mbappé kannst du nicht ganz ausschalten – das ist ein Ausnahmespieler.“
Der teuerste Stürmer der Welt trägt die Last des Hunderte Millionen Euro schweren Katar-Projektes, er soll die Welthauptstadt des Glamours vor seinem Abschied mit dem Silberpokal beschenken. Dass es noch nicht vorbei ist, hat er sofort nach dem Hinspiel dokumentiert: „Mi-temps“, schrieb er bei Instagram. Es ist erst Halbzeit!
„Man hat ein Ergebnis, von dem man weiß, dass man es erreichen müsste“, sagte Füllkrug. Das kann einerseits eine gewisse Trägheit
auslösen, andererseits, so hofft der zuletzt treffsichere Nationalstürmer, dazu führen, dass das 1:0 mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.
Mats Hummels ist 2013 Sekundenbruchteile vor dem 1:2 durch Arjen Robben am Ball vorbeigegrätscht. Er schaute aus nächster Nähe schockiert zu, wie sein Traum platzte. Auf der Zielgeraden seiner Karriere wolle er „natürlich wieder nach Wembley“, sagte er nun: „Und wer ins Finale will, muss auch in Paris bestehen.“