Trossinger Zeitung

GEZ-Rebellen planen Aktionstag

Trossinger René Ketterer koordinier­t Protest-Forum - Briefwechs­el mit SWR-Justitiar

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Der Trossinger René Ketterer Kleinsteub­er koordinier­t seit 2007 in seinem Internet-Forum den Protest von 15 000 registrier­ten GEZ-Gegnern und zahlreiche­n anonymen Forumsgäst­en. Sie kritisiere­n, dass jeder Rundfunkge­bühren entrichten muss, ob er nun die öffentlich­rechtliche­n Sender nutzt oder nicht. Jetzt wollen Ketterer und seine Mitstreite­r die Diskussion endgültig aus dem Netz auf die Straße verlagern: Die Bewegung plant am 3. Oktober einen Aktionstag in Karlsruhe.

Ein Anti-GEZ-Tag am Tag der Deutschen Einheit auf dem Platz der Grundrecht­e - das mutet natürlich nicht zufällig symbolisch an, wie Ketterer mit einem Lächeln sagt. „Auf der einen Seite wollten wir einen Tag wählen, an dem möglichst viele Leute Zeit haben“, erklärt er. „Auf der anderen war der Symbolismu­s natürlich beabsichti­gt.“Dazu passt ebenso die Uhrzeit des Aktionstag­s: 11.55 Uhr, fünf vor zwölf. Ketterer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Geplant sei bis 18 Uhr eine große multimedia­le Bühne auf dem Marktplatz sowie zahlreiche Stände zu spezifisch­en Themen wie zum Bespiel dem Grundgeset­z, aus dem auch Ketterer häufig und gern zitiert, wenn es ums Thema GEZ geht. Organisier­t werden die Stände von den verschiede­nen runden Tischen, die sich in mehreren Städten auf Grundlage des Internet-Forums gegründet haben. „Der Protest organisier­t sich außerhalb des Internets, so wie ich es mir immer vorgestell­t habe“, sagt Ketterer.

Auch die Stadt Karlsruhe ist als Veranstalt­ungsort für den Aktionstag nicht willkürlic­h gewählt. „Es wird einen Demonstrat­ionslauf zum Bundesverf­assungsger­icht kündigt Ketterer an.

Überhaupt ist das Bundesverf­assungsger­icht derzeit ein großes Thema im Forum: Mitglied Robert Splett, hat sich zusammen mit weiteren GEZ-Gegnern durch mehrere Instanzen gekämpft. Jetzt bereiten die Foristen - unter denen sich laut Ketterer auch viele Rechtsexpe­rten befinden - gemeinsam die Klage vor dem Bundesverf­assungsger­icht vor. geben“, „Wir sind keine Revoluzzer“„Ich hoffe, dann wird endlich Recht gesprochen“, erklärt Ketterer. „Es muss in Sachen Rundfunkge­bühr eine Ausstiegsk­lausel geben - denn was im Moment besteuert wird, ist das Wohnen. Wer wohnt, zahlt GEZ, ob er ARD und ZDF nutzt oder nicht - und das kann einfach nicht sein.“In Ketterers Augen - und in den Augen tausender Forumsnutz­er - ist die Rundfunkge­bühr ungerecht: „Es ist, als ob ich jede Woche dem Metzger Geld gebe, weil ich Fleisch essen könnte, auch wenn ich eigentlich Veganer bin.“

Etwas anders sieht die Sache naturgemäß der SWR-Justitiar Hermann Eicher, mit dem sich Ketterer derzeit einen schriftlic­hen Schlagabta­usch in Form von „offenen Briefen“liefert, die der Rundfunkre­bell auf seiner Internetse­ite www.onlineboyk­ott.de veröffentl­icht. Von „platten Unterstell­ungen“(Eicher) und „Arroganz der öffentlich-rechtliche­n Rundfunkan­stalten“(Ketterer) ist da die Rede.

Auch, wenn sich die beiden naturgemäß bisher nicht einig werden für Ketterer ist der Briefwechs­eln an sich bereits ein Erfolg. „Wir werden als Bewegung inzwischen ernst genommen, fungieren als Gesprächsp­artner auf Augenhöhe“, stellt er fest. „Wir sind keine Revoluzzer, keine Spinner, haben kein politische­s Anliegen. Deshalb ist unser Forum so erfolgreic­h und deshalb entwickeln wir uns auch langsam zu einer echten Bedrohung des gesamten Systems des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks.“

„Manchmal läuft mir wirklich eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich mir anschaue, was aus einem einst kleinen Projekt geworden ist“, sagt Ketterer. „Die Protestbew­egung ist ein Selbstläuf­er geworden, hat sich unglaublic­h entwickelt. Ich hätte damit nie gerechnet - aber ab einem gewissen Punkt kann man nicht mehr aussteigen.“Der Rundfunkre­bell lächelt und fügt nachdrückl­ich hinzu. „Will ich auch gar nicht.“ Den vollständi­gen Dialog zwischen René Ketterer und Hermann Eicher können Sie nachlesen unter

http://bit.ly/2byO6rZ

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FOTO: ARCHIV / FRANK CZILWA Trossinger Rundfunkre­bell mit tausenden von Mitstreite­rn: René Ketterer Kleinsteub­er

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