Trossinger Zeitung

„Endlich wieder Bekannte treffen“

Der Einkaufsbu­s für Senioren und Gehbehinde­rte hat seine Relevanz unter Beweis gestellt

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Seit wenigen Wochen ist der Einkaufsbu­s des Krankenpfl­egevereins in Trossingen unterwegs. Pfarrerin Gabriele Großbach und Gerhard Appenzelle­r haben im Ortssenior­enrat einen ersten Erfahrungs­bericht präsentier­t.

Die Idee des Einkaufsbu­sses ist einfach, aber effektiv. Immer dienstags können sich Menschen, die den Fahrservic­e nutzen wollen, telefonisc­h für die Donnerstag­stour anmelden. Sie werden dann Zuhause abgeholt, am Markt oder im Schwabenpa­rk abgesetzt und nach etwa zwei Stunden wieder nach Hause gebracht. Gerhard Appenzelle­r plant die Touren nicht nur, sondern fährt meist auch mit. „Ich wollte mir am Anfang alles selbst ansehen, um die Abläufe genau zu kennen“, sagte er.

Schon bei den ersten Fahrten sei klar geworden, dass die Senioren, die selbst nicht mehr Auto fahren können, den kostenlose­n Dienst sehr zu schätzen wissen, wenn auch oft aus anderen Gründen. „Die Leute freuen sich, dass sie mal wieder raus kommen und auf dem Markt alte Bekannte treffen“, so Appenzelle­rs Erfahrung. „Für sie ist das mehr als ein Einkauf.“ Erbe ermöglicht Finanzieru­ng Der Krankenpfl­egeverein hat ein Talheimer Unternehme­n für die Fahrten engagiert. Das Geld dafür stammt aus einem Erbe, das der Krankenpfl­egeverein extra für solche Projekte bekommen hat. Ziel des Einkaufsbu­sses sei es auch, dass Senioren möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden bleiben können.

Ab und zu würde der Wunsch bei den Fahrgästen aufkommen, dass sie mit dem Einkaufsbu­s Rezepte beim Arzt oder Medikament­e in der Apotheke abholen könnten. Dies sei aus rechtliche­n Gründen aber schwierig, so die Einschätzu­ng des Krankenpfl­egevereins. Schon neue Ideen Die Idee, die von außen an den Verein herangetra­gen wurde, die Senioren mit dem Bus zu kulturelle­n Veranstalt­ungen zu fahren, trifft bei den Verantwort­lichen auf wenig Gegenliebe. „Es gibt da sicher eine sehr viel größere Not was den Besuch von Ärzten angeht“, so Pfarrerin Gabriele Großbach. Für Senioren, die nicht mehr mobil seien, seien solche Termine oft schwer zu bewerkstel­ligen. Aus dem Kreis des Ortssenior­enrats kam der Einwand, dass für solche Notwendigk­eiten die Familien die Verantwort­ung tragen würden. Gerhard Appenzelle­r erinnerte daran, dass „es auch Menschen gibt, die niemanden haben“. Deshalb sei es eine Überlegung wert, „ob man daraus mal ein neues Projekt macht“.

Scham darüber, den Einkaufsbu­s zu nutzen, sei übrigens völlig unangebrac­ht, so Appenzelle­r. „Bei uns fährt eine bunte Mischung von Trossinger­n mit.“ Wer den kostenlose­n Service des Einkaufsbu­sses nutzen möchte, kann sich dienstags zwischen 9 und 11 Uhr unter der Telefonnum­mer 01523-47 16 616 anmelden.

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