Zeitenwende in den USA
Nach Obamas emotionaler Abschiedsrede sorgt der designierte Präsident Trump für einen Eklat
CHICAGO/BERLIN - Den Vereinigten Staaten von Amerika steht eine Zäsur bevor. Dies wurde am Mittwoch bei der ersten Pressekonferenz von Donald Trump seit seinem Wahlsieg deutlich.
Der designierte US-Präsident, der sein Amt am 20. Januar antreten wird, wiederholte in New York mehrere Versprechen aus dem Wahlkampf, so unter anderem den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Zudem wolle er für die USA „der größte Arbeitsplatzbeschaffer aller Zeiten“sein. „Wir haben eine Bewegung, die niemand erwartet hat“, sagte der Milliardär und Unternehmer. Allerdings sorgte der 70-Jährige auch für einen Eklat, als er einem Reporter des US-Senders CNN verweigerte, eine kritische Frage zu stellen. Zuvor lieferte er sich ein hartes verbales Gefecht mit den Journalisten und drohte den Medien – teilweise mit drastischen Worten – Sanktionen an.
Wenige Stunden zuvor hatte der amtierende Präsident Barack Obama in einer emotionalen Abschiedsrede in Chicago den Fokus auf die Werte der Demokratie gelegt und sich mit einem Appell für den Zusammenhalt der Nation von den Amerikanern verabschiedet.
Dennoch ist Christian Hacke, ehemals Professor für Politikwissenschaft an der Bundeswehr-Universität in Hamburg, überzeugt, dass Obama „eine gespaltene Nation hinterlässt“. Der Konfliktforscher sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „Er hat es zwar vermocht, die Wirtschaft zu stärken, aber die Schere zwischen Arm und Reich ist immer größer geworden. Die Amerikaner sind gespalten zwischen oben und unten, zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Stadt und Land, zwischen Republikanern und Demokraten.“
Zugleich warnte der Experte vor einer Dämonisierung Trumps. Die Neuaufstellung der USA als geoökonomische Weltmacht berge auch Chancen. „Es wird sich die Philosophie eines neuen wirtschaftlichen Realismus durchsetzen. Trump setzt auf Wirtschaftsinstrumente statt auf Diplomatie.“