Es geht um Gerechtigkeit
Für einige Dinge gibt es keine Rechtfertigung. Etwa dafür, dass Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als männliche Kollegen. Das wirkt wie ein Überbleibsel aus Zeiten, in denen Frauenmagazine Verhaltenstipps zur Männersuche gaben.
Nun werden einige Geschlechtsgenossen sagen: Frauen wählen eben häufiger Berufe, die schlechter bezahlt sind, und sie verhandeln weniger geschickt. Nur: Darum geht es bei dem Vorstoß von Manuela Schwesig gar nicht. Es geht darum zu erfahren, ob der Ingenieur Herr Müller im Unternehmen X mehr Lohn bekommt als die Ingenieurin Frau Maier. Es geht auch nicht darum, Frauen irgendeinen Vorteil zu verschaffen, wie es einige Kritiker bei der verordneten Frauenquote für Aufsichtsratsposten behaupteten. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, das kann keiner ablehnen. Alles andere wäre Diskriminierung. Für einen „Kulturwandel“, den Schwesig prophezeit, sorgt ihr Gesetz aber nicht. Frauen werden wohl kaum scharenweise vor die Arbeitsgerichte ziehen. Die Angst der Arbeitgeber vor mehr Bürokratie ist indes gerechtfertigt, denn das Gesetz verpflichtet zu mehr Transparenz. Doch zu mehr auch nicht. Daher greift es nicht weit genug. Es müssten auch kleinere Betriebe in die Pflicht genommen werden. Für einen Weckruf genügt der Vorstoß Schwesigs aber allemal. d.hadrys@schwaebische.de