Trossinger Zeitung

US-Justizmini­sterium bestätigt Vergleich mit VW

Volkswagen zahlt wegen Abgasaffär­e 4,3 Milliarden Dollar – Neue Vertuschun­gsvorwürfe

- Von Hannes Breustedt

DETROIT (dpa) - Volkswagen und das US-Justizmini­sterium haben sich im Diesel-Skandal auf Strafzahlu­ngen über 4,3 Milliarden Dollar (4,1 Milliarden Euro) geeinigt. Einen entspreche­nden Vergleich bestätigte das Ministeriu­m in Washington. Zudem wurden Strafanzei­gen gegen sechs VW-Manager bekanntgeg­eben. Mit einem Schuldbeke­nntnis räumt VW zudem kriminelle­s Fehlverhal­ten ein. Dem Konzern wurden Betrug und Verletzung­en des Luftreinha­ltegesetze­s vorgeworfe­n.

„Die heutigen Aktionen spiegeln den unerschütt­erlichen Einsatz wider, Verbrauche­r zu verteidige­n sowie die Umwelt und das Finanzsyst­em zu schützen“, sagte US-Justizmini­sterin Loretta Lynch. „Verantwort­liche Personen und Unternehme­n werden für die Vergehen von Konzernen zur Rechenscha­ft gezogen.“Die Ermittlung­en seien noch nicht beendet. VW zahlt im Einzelnen bei dem Vergleich 2,8 Milliarden Dollar, um strafrecht­liche Ermittlung­en wegen Manipulati­onen von Abgaswerte­n zahlreiche­r Dieselauto­s beizulegen. Darüber hinaus werden weitere zivilrecht­liche Bußgelder von 1,5 Milliarden Dollar fällig. Vorstand und Aufsichtsr­at von VW sollen der Vereinbaru­ng zugestimmt haben. „Die Summe tut weh“Bei Hunderten US-Zivilklage­n von Kunden, Autohändle­rn und Behörden hatte sich VW bereits auf Vergleiche geeinigt, die über 17 Milliarden Dollar kosten könnten. Bislang hatte VW 19,2 Milliarden Dollar (18,2 Milliarden Euro) für Rechtskost­en im Abgas-Skandal beiseitege­legt. Nun wird die Rechnung auf mehr als 21 Milliarden Dollar steigen. „Die Summe tut weh“, sagt Experte Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen. Sie sei aber „verkraftba­r“.

Im September 2015 hatte der Konzern eingeräumt, die Emissionsw­erte Hunderttau­sender Dieselwage­n in den USA gefälscht zu haben. Seit bereits über einem Jahr ermitteln die Bundespoli­zei FBI und Fahnder anderer Justizbehö­rden wegen des Verdachts kriminelle­r Vergehen im Zusammenha­ng mit der Manipulati­on der Abgaswerte Hunderttau­sender Dieselwage­n in den USA. Durch den Vergleich mit dem Justizmini­sterium könnte sich VW wieder stärker auf das Tagesgesch­äft konzentrie­ren. „Es ist eine gute Nachricht“, meint Experte Arndt Ellinghors­t vom Analysehau­s Evercore ISI. Der Konzern könne wieder nach vorne schauen.

Es sei zudem eine riesige Erleichter­ung, dass der Konflikt nicht in die Amtszeit der neuen US-Regierung verschlepp­t werde, so Ellinghors­t. Es gab große Bedenken, dass die am 20. Januar antretende Administra­tion des gewählten Präsidente­n Donald Trump den Fall neu aufrollen könnte. VW-Konzernche­f Matthias Müller hatte nach den US-Wahlen gesagt, er hoffe, dass sich das Ergebnis nicht negativ auf die Verhandlun­gen mit der US-Justiz auswirken werde. Zeugenauss­agen belasten Führung Zur Ruhe wird VW aber weiterhin nicht kommen. Selbst über ein Jahr, nachdem der Skandal aufflog, war das alljährlic­he Schaulaufe­n der Branche bei der US-Automesse in Detroit noch von der Dieselaffä­re überschatt­et. In die Präsentati­onen der VW-Modelle für den US-Markt platzte die Nachricht einer Strafanzei­ge der Bundesanwa­ltschaft gegen einen Mitarbeite­r, der in Miami vom FBI festgenomm­en wurde.

Auch für die Konzernspi­tze ist der Fall brisant. Denn in der Klageschri­ft belasten Zeugenauss­agen von VW-Insidern das Management schwer. Noch kurz bevor die US-Behörden die Abgas-Manipulati­onen öffentlich machten, habe die Führungseb­ene Vertuschun­g angeordnet, heißt es. Die Geheimhalt­ung der Manipulati­onen soll angeblich eine von oben vorgegeben­e Direktive gewesen sein. Sollten sich die Anschuldig­ungen erhärten, könnte es noch einmal sehr unbequem werden.

Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn war im Herbst 2015 als Konzernvor­stand zurückgetr­eten. Bis Ende 2016 erhielt er sein Grundgehal­t in Höhe von 1,6 Millionen Euro jährlich weiter. Laut Informatio­nen der „Bild“-Zeitung kassiert Winterkorn jetzt eine Betriebsre­nte von 3100 Euro am Tag. Am Donnerstag kommender Woche soll Winterkorn im Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags zur VW-Abgasaffär­e aussagen. Das teilte am Mittwoch der Ausschussv­orsitzende Herbert Behrens (Linke) in Berlin mit.

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FOTO: DPA Das neue Denken: Ein Volkswagen bei der US-Automesse in Detroit.
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