Weltwirtschaftsforum warnt vor Populisten
WEF-Gründer Klaus Schwab: „Das Jahr 2017 ist ein entscheidender Zeitpunkt für die Weltgemeinschaft“
LONDON/DAVOS (dpa) - Der Aufstieg von Populisten, wachsende soziale Ungleichheit und zunehmende Gefahren für die Umwelt: Die Welt ist nach Ansicht des Weltwirtschaftsforums (WEF) 2017 zahlreichen Risiken ausgesetzt. Auf die Herausforderungen müssten Staatenlenker und Wirtschaftsbosse mit engerer Zusammenarbeit reagieren, heißt es im Welt-Risiko-Bericht, den das WEF in London vorstellte.
„In erster Linie müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln, das System weltweiter Kooperation zu schützen und zu stärken“, fordern die Autoren. Nur mit gemeinschaftlichem Handeln könnten Not und Unbeständigkeit verhindert werden. „Das Jahr 2017 ist ein entscheidender Zeitpunkt für die Weltgemeinschaft“, schrieb WEF-Gründer Klaus Schwab im Vorwort des Berichts.
Das WEF identifizierte in seiner jährlichen Studie für dieses Jahr fünf Kernprobleme. Dazu zählen gesellschaftliche Spannungen wie eine größere Polarisierung und ein stärkerer Nationalgedanke nach den Wahlerfolgen populistischer Parteien und Politiker. Wichtig seien nun Antworten darauf, wie die Teilhabe der Menschen am Wirtschaftswachstum verbessert werden und wachsender Nationalismus mit einer vielschichtigen Gesellschaft „versöhnt“werden könne.
„Die am meisten beachteten Signale der Zerrissenheit kommen zwar aus westlichen Ländern“, hieß es in dem Bericht unter Verweis auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump und die Brexit-Entscheidung der Briten. „Aber auf der ganzen Welt gibt es Beispiele einer heftigen Gegenbewegung gegen Teile des inländischen und internationalen Status quo.“Konkret verweisen die Experten auf Brasilien, die Philippinen und die Türkei.
Gefährlich für die Welt seien auch die wachsende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sowie Ängste durch Migration, der Klimawandel und Terroranschläge. Für die Studie wurden 750 Manager und Wirtschaftswissenschaftler befragt.
Für Schwab ist klar: Die Antwort auf fast alle Fragen muss gute Regierungsarbeit heißen. „Ein neues Modell von anpassungsfähiger und verantwortungsvoller Führung wird gebraucht, das uns erlaubt, auf die Herausforderungen für die Welt zu reagieren“, sagte Schwab. „Es gibt keine einfachen Antworten auf Herausforderungen. Wir müssen zeigen, wie komplex die Situation ist“, betonte der gebürtige Ravensburger. In seinem Beitrag auf der WEF-Seite spricht der 78-Jährige zudem von der „Pflicht zusammenzuarbeiten“, um die Welt friedlicher zu gestalten. „Ob wir erfolgreich sind, wird nicht von irgendeinem Ereignis abhängen, sondern von den Entscheidungen, die unsere Anführer treffen.“
Das 47. WEF-Jahrestreffen in Davos (17. bis 20. Januar) steht unter dem Motto „Responsive and Responsible Leadership“(„Anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung“). Zu dem Gipfeltreffen werden 3000 Gäste erwartet.