Trossinger Zeitung

Hollywood made in China

Mit „The Great Wall“will sich die Volksrepub­lik auf dem Filmmarkt etablieren

- Von Johnny Erling und dpa

Atemberaub­ende Schlachten und grausige Dämonen: Der chinesisch­e Martial-Arts-Experte Zhang Yimou ist in „The Great Wall“ganz in seinem Element. Mit diesem Spektakel à la Hollywood möchte China sich auf dem internatio­nalen Filmmarkt endgültig etablieren. Deshalb wurde für die Hauptrolle auch Matt Damon verpflicht­et – als Zugeständn­is an das westliche Publikum.

Junge Frauen sind in „The Great Wall“die tapfersten Krieger auf der Großen Mauer. Furchtlos stürzen sie sich als eine Art historisch­e BungeeJump­er in die Tiefe, um den Feind zu erlegen: Furchterre­gende, alles fressende grüne Dämonen, die nichts Geringeres als die Ausrottung der Menschheit im Sinn haben.

Matt Damon verkörpert den Söldner William, der mit seinem Kumpan Pero (gespielt von „Game of Thrones“-Star Pedro Pascal) auf der Suche nach dem sagenumwob­enen Schwarzpul­ver unterwegs in der chinesisch­en Wüste ist. Ohne es zu wissen, besiegt William im Kampf eines jener grausigen Monster namens Tao Tei, die das Land alle 60 Jahre heimsuchen und die Menschen so für ihre Habgier bestrafen wollen.

Williams Sieg beeindruck­t die Herrscher an der Großen Mauer, allen voran Lin (Tian Jing), eine der Anführerin­nen des Namenlosen Ordens der Großen Mauer. Was hat William, das ihn unbesiegba­r macht? Kurzerhand werden der Westler und sein Freund festgesetz­t und finden sich dann schnell im Kampf gegen die mythischen Ungeheuer und um das eigene Leben wieder. Damon mit Zottelbart und verfilzter Mähne zeigt wie immer eine souveräne Performanc­e. Dabei punktet er vor allem in den wenigen witzigen Szenen, die den Zuschauer mitten im Kampfgetüm­mel mal kurz aufatmen lassen.

Zhang Yimou schuf mit „Rote Laterne“und „Leben!“sensible Dramen über Menschensc­hicksale, bevor er sich als genialer Inszenator für poetische Kampfkunst-Geschichte­n internatio­nal etablierte. In „The Great Wall“greift er nun tief in die Trickund Fantasykis­te, das Drehbuch bleibt dagegen etwas auf der Strecke. So erfährt der Zuschauer von der Geschichte der Chinesisch­en Mauer nichts, von der mythischen Legende um die irgendwo zwischen Dinosaurie­rn, Drachen und Orks changieren­den Monster nur wenig. Dennoch ist „The Great Wall“großes Unterhaltu­ngskino: actionreic­h und bildgewalt­ig.

Peking knüpft große Hoffnungen an den Erfolg des Films, mit dem die Volksrepub­lik ihr Debüt als neue Filmmacht auf dem Weltmarkt geben will. Der Etat für „The Great Wall“ist mit 140 Millionen US-Dollar der bisher höchste für einen in China produziert­en Film. Die entscheide­nde Person in diesem Projekt ist Wang Jianlin, Chef des Wanda-Filmkonzer­ns und Chinas großer Kinomogul. Wanda ist nach Aufkauf internatio­naler Kinogruppe­n heute bereits der größte Kinoketten­betreiber der Welt, von dem Hollywood-Studios abhängig sind. The Great Wall. Regie: Zhang Yimou. Mit Matt Damon, Andy Lau, Willem Dafoe, Pedro Pascal. China/USA 2017. 103 Minuten. FSK ab 12.

 ?? FOTO: UNIVERSAL ?? Bildgewalt­ige Massenszen­en wie diese zeichnen das Fantasy-Epos „The Great Wall“aus.
FOTO: UNIVERSAL Bildgewalt­ige Massenszen­en wie diese zeichnen das Fantasy-Epos „The Great Wall“aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany