Eine Katze als Lebensretter
Kurzweilig und ohne Pathos: „Bob, der Streuner“– Die wahre Geschichte einer besonderen Freundschaft
Die Geschichte hätte sich kein Drehbuchautor ausdenken können. Solche märchenhaften, völlig unwahrscheinlichen Sachen ereignen sich nur im richtigen Leben: Im Frühling 2007 entdeckt der Ex-Junkie und Straßenmusiker James Bowen in seiner Sozialwohnung in London einen Kater, der ihm von diesem Moment an nicht mehr von der Seite weicht. James und Kater Bob treten gemeinsam auf, fahren zusammen Doppeldeckerbus, mausern sich schnell zu lokalen Berühmtheiten. Ein Journalist wird auf das putzige Pärchen aufmerksam, eine Verlegerin kommt dazu, James schreibt seine Geschichte auf und landet einen Bestseller. „Bob, der Streuner“verkauft sich allein in Großbritannien über eine Million Mal, weitere Bücher folgen, und jetzt liegt der Film vor.
Glücklicherweise hat Bond-Regisseur Roger Spottiswoode den tierischen Verkaufsschlager erstaunlich pathosfrei und kurzweilig in Szene gesetzt. Seine unterhaltsame Komödie lebt von glaubwürdigen Charakteren, spart soziale Härten und Schicksale nicht aus und kommuniziert seine menschenfreundliche Botschaft vom Wert der Freundschaft. Niedliche Streicheleinheiten fürs Gemüt sind weitgehend Fehlanzeige. Abrupt taucht der Zuschauer ein in die gnadenlose Welt der Londoner Obdachlosen. Der glücklose, heroinsüchtige Musiker James (Luke Treadaway) war lange eine der zahllosen Elendsgestalten inmitten der britischen Metropole, bis er in ein Methadon-Programm aufgenommen wird. Seine Sozialarbeiterin Val (Joanne Froggatt) vermittelt ihm eine Wohnung, und nachts kommt Kater Bob auf sanften Pfoten hereinspaziert. Und bleibt.
Das Happy End scheint fast immer in Reichweite zu sein, aber der Film erspart uns nicht die Qualen des Drogenentzugs und den alltäglichen Kampf gegen die Mühlen der Sozialbürokratie. Aber letztlich hat James einen richtig guten Joker: den süßen Bob auf seinen Schultern. Manchmal ist das Leben eben so sanft wie das Fell einer Katze. (dpa) Bob, der Streuner. Regie: Roger Spottiswoode. Mit Luke Treadaway, Joanne Froggatt, Ruta Gedmintas. Großbritannien 2016. 103 Minuten. FSK ab 12.