Auf Dylann Roof wartet die Giftspritze
Geschworenengericht verurteilt rassistischen Attentäter von Charleston zum Tode
CHARLESTON (AFP/dpa) - Ein USBundesgericht hat den Attentäter von Charleston, Dylann Roof, für die Ermordung von neun Schwarzen zum Tode verurteilt. Das Urteil der zwölf Geschworenen fiel am Dienstag einstimmig aus, weil Roof vorsätzlich gehandelt und keinerlei Reue gezeigt habe. Der bekennende Anhänger des Ku-Klux-Klans hatte sich im Juni 2015 in einer Kirche von Charleston in South Carolina unter die Teilnehmer einer Bibelstunde gemischt und den Pastor sowie acht Gemeindemitglieder getötet.
Der 22-Jährige verfolgte die Entscheidung ohne erkennbare Gemütsregung. Wenige Stunden zuvor hatte er vor der Jury erklärt: „Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich es tun musste.“Gegen den Rat seiner Anwälte hatte sich Roof während der Anhörungen über das Strafmaß selbst verteidigt. Nach der Entscheidung der Geschworenen forderte er dann aber neue Anwälte, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen.
Bevor sich die Geschworenen zu ihren Beratungen über das Strafmaß zurückzogen, hatte Ankläger Jay Richardson sie aufgefordert, Roof für seine „kalten, kalkulierten, heimtückischen Morde“zum Tode zu verurteilen. Der Angeklagte habe „keine Träne vergossen für diejenigen, die er getötet hat“, und weder Reue noch Gewissensbisse gezeigt.
Der 22-Jährige habe lediglich Mitgefühl gegenüber seinen Eltern gezeigt, weil er ihnen den Prozess zugemutet habe, und Selbstmitleid gehabt, weil er seine Freiheit verloren habe. „Sein Bedauern war reserviert für die kleinen weißen Kinder, die mit Afroamerikanern zusammenleben müssen.“
Roof war im ersten Teil des Gerichtsverfahrens in allen 33 Anklagepunkten für schuldig befunden worden, darunter wegen rassistisch motivierter Verbrechen. Im Internet hatte er ein Pamphlet zu seinen rassistischen Motiven veröffentlicht. Mehrmals ging er zu der Kirche, um den Ort auszukundschaften. Später sagte Roof, er habe einen Krieg zwischen Schwarzen und Weißen anzetteln wollen – „mit einer geplanten, durchdachten, schrecklichen Attacke“. Von dem Geld, das er zu seinem 21. Geburtstag von seinen Eltern bekam, kaufte er sich die Schusswaffe.
In seinen Vernehmungen nach der Festnahme hatte er die Tat mit rassistischen Vorbehalten gegen Afroamerikaner begründet. Auch während des Prozesses und in beschlagnahmten Notizen in seiner Zelle zeigte er keinerlei Reue. Im Gericht erschien er vor Kurzem noch mit Schuhen mit rassistischen Symbolen. Versuche seines Anwalts David Bruck, ihn als unzurechnungsfähig zu beschreiben, hatte Roof selbst scharf zurückgewiesen. Auch der Richter befand ihn für prozessfähig.
Seine Familie erklärte am Dienstag, ihre Gebete gälten weiterhin den Opfern der Bluttat und ihren Angehörigen sowie der „Gemeinde von Charleston“. Bis zu ihrem Lebensende werde sie Mühe haben, die Gründe für den „schrecklichen Angriff“zu verstehen, der „so viele gute Menschen in so tiefen Schmerz“gestürzt habe. Roofs Mutter hatte während des Prozesses nach einer ergreifenden Schilderung eines Überlebenden einen Herzanfall erlitten.
Justizministerin Loretta Lynch, die selbst Afroamerikanerin ist, äußerte die Hoffnung, dass das Urteil „den Menschen in Charleston und unserer Nation“helfen werde, einen Schlussstrich unter die Tat zu ziehen.
Das Attentat am 17. Juni 2015 in der „Emanuel African Methodist Episcopal Church“, einer der ältesten Schwarzen-Kirchen des Landes, war der schlimmste rassistische Gewaltakt in der jüngeren Geschichte des Landes. Es reiht sich ein in die wenigen Verbrechen, deren Urheber wegen der außerordentlichen Schwere der Tat vor einem amerikanischen Bundesgericht zum Tode verurteilt wurden: Zu diesen zählte der Attentäter von Oklahoma City, Timothy McVeigh, dessen Bombenanschlag im Jahr 1995 168 Menschen das Leben kostete, sowie Dschochar Zarnajew, einer der beiden Attentäter von Boston im Jahr 2013.