Apis müssen ihr Haus aufgeben
Landesverband der Apis bekommt das Gebäude - Hoffen auf ökumenische Lösung
TROSSINGEN - Es ist kein leichter Schritt für Erich Bayer gewesen. Als Vorsitzender der Apis (Altpietisten) musste er die Auflösung der Trossinger Orstgruppe vorantreiben, ansonsten hätte die Zwangsauflösung gedroht. Das Api-Haus in der Karpfstraße gehört nun dem Landesverband der Apis in Stuttgart. Was aus dem Gebäude wird, ist offen. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) hofft auf eine ökumenische, integrative Ausrichtung.
„Ich hänge an dem Haus“, bringt es Erich Bayer auf den Punkt. Viele schöne Erinnerungen verbindet er mit dem Gebäude aus den 30er Jahren, das von außen an eine Stadtvilla erinnert. Das Interesse an dem Gebäude ist nun groß, Ideen gibt es viele. Doch noch ist alles in der Schwebe.
„Wir beten dafür, dass das Haus seinen christlichen Auftrag behält und weiter für die Verkündigung des Evangeliums genutzt wird“, so Erich Bayer. Auch der ACK hofft darauf. Pfarrer Torsten Kramer von der evangelischen Kirche Trossingen, sieht in der Idee, einen Treffpunkt für Christen in dem Gebäude unterzubringen, eine Chance. Denn es „leben aktuell in Trossingen viele Menschen in Subkulturen, vor allem solche aus Osteuropa. Diese gründen ihre eigenen Kirchen. Ein von Christen getragenes Projekt im Haus der Apis unter dem Namen 'Begegnungshaus’ wäre eine Chance, hier Möglichkeiten der Begegnung in dieser Richtung zu eröffnen.“Schützenhilfe bekommt er dabei auch von seinem katholischen Kollegen Thomas Schmollinger, der das Projekt gerne in die Hände der ACK legen würde.
Damit ein solches Projekt realisiert werden kann, müsste der Landesverband das Haus mietfrei und eine 50-Prozent-Stelle für die Koordination zur Verfügung stellen, so Pfarrer Kramer.
Doch auch wenn Erich Bayer die Zeichen des Landesverbands optimistisch stimmen, so ist bisher unklar, ob es ein solches finanzielles Engagement des Landesverbands geben wird. „Die Entscheidung steht noch aus“, so Bayer. Er hofft, dass der Landesverband mittels eines „schlüssigen Konzepts samt Finanzierungsvorschlags“überzeugt werden kann.
Derzeit halten eine Kirchengruppe von Rußland-Deutschen und eine rumänische Gemeinde ihre Gottesdienste in dem Haus ab. „Das haben wir immer so gehandhabt. Wenn eine chritsliche Gruppe einen Raum gesucht hat und wir hatten Platz, haben wir sie gerne bei uns begrüßt“, sagt Bayer. Zumindest bis geklärt ist, was aus dem Haus werden wird, könnten diese beiden Gruppen auch weiterhin dort ihre Gottesdienste abhalten.
Die Apis selbst, die nun in Trossingen nicht mehr in einem Verein organisiert sind, sich aber trotzdem weiter zu ihren „Stunden“und Gebetskreisen treffen wollen, haben ein neues Domizil in Schura gefunden. „Pfarrer Kramer stellt uns im frisch renovierten, aber leerstehenden Pfarrhaus in Schura dafür einen Raum zur Verfügung“, zeigt sich Bayer dankbar. Auflösung drohte bereits einmal Gebaut wurde das Api-Haus von einer christlichen Gemeinschaft, die sich in den 30er Jahren in Trossingen gegründet hatte. Die rund 100 Frauen und Männer schafften es, das Geld dafür aufzubringen. Während der NS-Zeit schloss sich die Gruppe den Apis an, um ihrer Auflösung durch den Staat zu entgehen. „Sie sind dann auch Apis geblieben“, so Erich Bayer.
Und auch wenn sich die mittlerweile nur noch etwa 30 Mitglieder der Gruppe weiterhin der Api-Bewegung zurechnen, die Auflösung konnten sie dieses mal nicht mehr abwenden. „Unsere Vereinssatzung sieht vor, dass die Vorstandsmitglieder nicht älter als 75 Jahre sein dürfen“, so Bayer. Die gute Idee dahinter, den Verein vor einer Überalterung zu schützen, hat sich nun ins Negative gedreht. „Wir sind alle eher im Rentenalter und niemand unter 75 Jahren war bereit, den Vorsitz zu übernehmen.“
Dem Haus in der Karpfstraße ist nicht anzumerken, dass der Verein schon seit einigen Jahren kaum noch neue, vor allem keine jungen Mitglieder gewinnen konnte. „Seit 2004 haben wir rund 140 000 Euro in die Renovierung des Gebäudes investiert. Wohlgemerkt aus unseren privaten Mitteln“, so Erich Bayer.
Warum die Apis den Generationenwechsel nicht geschafft haben, ist für Erich Bayer klar. „Als die Kinder, die früher unsere Jungschar besuchten, erwachsen waren, sind fast alle aus beruflichen Gründen weggezogen.“Der Trend, dass immer mehr Menschen keine enge Verbindung mehr zur Institution Kirche haben, hätte sich auch bei den Trossinger Apis bemerkbar gemacht. In einer kleinen Gruppe wie der Trossinger mache sich eine solche Entwicklung natürlich schneller bemerkbar.