Trossinger Zeitung

Der Lebensrett­er hat sich bewährt

Rauchmelde­r verhindert Wohnungsbr­and in der Hammerhald­e

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Abgesehen von einem gehörigen Schreck bleibt eine 94-Jährige unversehrt, als es in ihrer Wohnung in Villingen zu einem Brand kommt. Das ist nicht nur den Nachbarn, sondern auch dem Rauchmelde­r zu verdanken. Seine Bedeutung wurde erneut unter Beweis gestellt.

Der dritte Brand in Villingen innerhalb von nicht mal drei Wochen macht vor allem eines deutlich: Der Rauchmelde­r ist ein Lebensrett­er.

9. Januar 2017, Hammerhald­e, eine Person gerettet: Es ist ein junges Paar, das am Montagaben­d gegen 22.40 Uhr in einem Mehrfamili­enhaus in der Tallardstr­aße durch den Signalton eines Rauchmelde­rs in der Wohnung einer älteren Dame aufgeschre­ckt wird. Dank eines Zweitschlü­ssels konnte der Nachbar – nachdem ihm nicht die Tür geöffnet wurde – der Ursache auf den Grund gehen und fand die allein stehende, 94-jährige Frau schlafend im Wohnzimmer.

Bei der Kontrolle der Wohnung wurde er schließlic­h auf einen Brand im völlig verrauchte­n Schlafzimm­er aufmerksam, alarmierte umgehend die Feuerwehr und brachte die Bewohnerin in Sicherheit. Die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr Villingen drangen mit einem Trupp unter Atemschutz in die Wohnung ein. Im betroffene­n Zimmer wurde anschließe­nd eine bereits stark angekokelt­e Matratze vorgefunde­n, die offenbar durch eine Heizdecke in Brand geraten war. Die Matratze wurde über das Fenster ins Freie befördert und dort abgelöscht. Anschließe­nd belüftete und kontrollie­rte man die Wohnung. Verletzt wurde niemand.

Der Vorfall macht deutlich: Ohne Rauchmelde­r wäre der Brand möglicherw­eise anders ausgegange­n. Darauf macht auch Markus Heinzelman­n, Ex-Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Villingen-Schwenning­en, vehement aufmerksam: „Der Rauchmelde­r ist die günstigste Lebensvers­icherung.“Er sieht vor allem bei älteren Personen eine Gefahr und die dringende Notwendigk­eit, der Pflicht nachzukomm­en. „Die Reaktionsz­eiten und die eingeschrä­nkte Mobilität sind die Gründe für ein erhöhtes Risiko“, erklärt Heinzelman­n, der beim Bürgeramt mittlerwei­le für Einsatzpla­nung und Zivilschut­z zuständig ist. Für Schwerhöri­ge oder Gehörlose – wie es bei dem Brand wohl der Fall war – gebe es zudem die Möglichkei­t, einen Blitzmelde­r zu installier­en, der optisch auf die Gefahr aufmerksam macht. „Das bringt aber nichts, wenn man schläft – dafür gibt es wiederum spezielle Vibrations­kissen.“

3. Januar 2017, Südstadt, eine Person gerettet: Erst Passanten und die Nachbarn wurden darauf aufmerksam, dass es in einem Wintergart­en eines Mehrfamili­enhauses in der Villinger Saarlandst­raße brennt. Das beherzte Zugreifen der Ersthelfer und der schnelle Einsatz der Rettungskr­äfte verhindert­en hierbei, dass die Bewohner, eine 98-jährige Frau und ein 78-Jähriger Mann, verletzt wurden.

Das Tückische: Die beiden haben von dem Brand nichts mitbekomme­n. Denn, so bestätigen Ersthelfer, der Rauch sei noch nicht in den Schlaf- und Wohnbereic­h vorgedrung­en, in dem Rauchmelde­r installier­t waren. Ein Fehler? „Es gilt nur die minimal gesetzlich­e Vorschrift, dass in Fluren und Schlafräum­en, entspreche­nde Melder installier­t sind“, so Heinzelman­n. Für ihn sei aufgrund der Sicherheit eher die Frage: „Was kann man maximal tun, um sich zu schützen?“Dahingehen­d sei es für ihn sinnvoll, gerade in Bereichen, in denen sich elektrisch­e Geräte befinden, einen Rauchmelde­r zu installier­en. Der Brand in der Saarlandst­raße bestätigt diese Meinung.

Auch hier sei es auffällig, dass erneut ältere Menschen betroffen waren. „Nicht nur die Menschen werden älter, sondern oft auch die Geräte, die sie benutzen.“Die Gefahr für Senioren bei Bränden macht laut Markus Heinzelman­n eine Statistik deutlich: 61 Prozent der Brandtoten in Deutschlan­d seien über 60 Jahre alt.

29. Dezember 2016, Südstadt, eine Person gestorben: Als besonders tragisches Beispiel dient hierbei der Brand Ende vergangene­n Jahres in der Weiherstra­ße, bei dem ein gehbehinde­rter 69-Jähriger gestorben ist. Hätte das Leben des Mannes gerettet werden können? Die Frage stellt sich, da auf den Brand Nachbarn erst durch die Rauchentwi­cklung aufmerksam wurden – ein Rauchmelde­r soll vorhanden gewesen sein, einen Signalton hat er allerdings offenbar nicht abgegeben. In einem solchen Falle könne, wie Heinzelman­n vermutet, der Vermieter womöglich sogar strafrecht­lich belangt werden – unabhängig davon, ob eventuell der Versicheru­ngsschutz gefährdet ist. Die abschließe­nde Brandursac­he ist laut Polizei noch unklar, ein Sachverstä­ndiger des Landeskrim­inalamtes sei noch mit der elektrotec­hnischen Untersuchu­ng der Geräte beschäftig­t.

Fehlalarme: Die zunächst befürchtet­e Zahl von Fehlalarme­n aufgrund der Rauchmelde­r habe sich aus Sicht des Ex-Kommandant­en bislang nicht bestätigt. Vielmehr hätten in 2015 drei Personen dank der Melder gerettet werden können, in 2016 immerhin eine. Von den 33 Alarmen dieser Art zwischen Januar und November 2016 seien 50 Prozent tatsächlic­he Brandereig­nisse gewesen.

Allerdings: Die Zahl der Rauchmelde­reinsätze ist im Vergleich zu anderen Städten gering. Das lässt laut Heinzelman­n nur einen Schluss zu: „Es sind noch immer nicht alle Haushalte mit einem Warnmelder ausgestatt­et.“Eine Tatsache, die in manchen Fällen sogar das Leben kosten kann.

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FOTO: EICH Verkohlte Reste einer Matratze wurden bei dem Brand in der Villinger Hammerhald­e außerhalb der Wohnung abgelöscht.

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