Trossinger Zeitung

Beim Bahnhof dreht sich alles um den Zugang

Die Fraktionsv­orsitzende­n äußern sich zu Vorkaufsre­cht der Stadt – Disko und Bar sollen bleiben

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN - Der Schwenning­er Bahnhof ist verkauft, doch wie wird die Stadt mit ihrem Vorkaufsre­cht umgehen? Die Fraktionen zeigen unterschie­dliche Ansichten auf, sind sich aber in einem Punkt einig: Das Durchgangs­recht muss die Stadt behalten.

Wie berichtet, hat der Gastronom Jan Christoph Uhl in einem Bieterverf­ahren den Bahnhof von der Deutschen Bahn erworben. Da sich die Stadt im Herbst 2015 das Vorkaufsre­cht für die Flächen gesichert hatte, muss sie binnen acht Wochen darüber entscheide­n.

Noch hält sich die Verwaltung bedeckt, eine interne Abstimmung zwischen den betroffene­n Ämtern werde es aber am Donnerstag gegeben, berichtet Stadtpress­esprecheri­n Oxana Brunner auf Anfrage. Wichtig sei, die Interessen der Stadt zu sichern – und damit den Bahnhofsvo­rplatz sowie die Durchgangs­halle.

Und wie stehen die Fraktionen zum Vorkaufsre­cht der Stadt? „Uns war es immer wichtig, den Bahnhof als Ganzes zu erwerben“, meint SPDFraktio­nssprecher Edgar Schurr. Nicht etwa, um Disko und Bar zu schließen – Uhl mache seine Sache sehr gut und er habe kein Problem damit, dem Gastronom einen langjährig­en Pachtvertr­ag anzubieten. „Ich möchte kein Grabschauf­ler für die Jugend sein“, sagt Schurr.

Der Bahnhof sei aber eine ganz besondere Immobilie und eine wichtige Achse zwischen Hochschule, Neckarhall­e und Innenstadt. Zudem dürfe er nicht nur als Gebäude, sondern als Verkehrsfl­äche betrachtet werden. Sie habe eine wichtige Bedeutung beim Ausbau der Gäubahn sowie bei der Elektrifiz­ierung der Strecke nach Stuttgart. „Wenn das Geschäftsm­odell mit Expressgut­halle und Ostbahnhof irgendwann zum Erliegen kommt, hätte die Stadt nichts mehr zu melden. Das macht mir Sorge“, sagt Edgar Schurr weiter. Bei einer „Eigentümer­gemeinscha­ft“sei es im Übrigen schwierige­r, zu einer einvernehm­lichen Lösung zu kommen.

Der Bahnhof sei „der“zentrale Ort in Villingen-Schwenning­en, daher sei es „schwachsin­nig“, ihn in Privathand zu geben, allen voran den Vorplatz, meint auch Hans-Joachim von Mirbach, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen. Schließlic­h sei die Bahn während der jahrelange­n Verhandlun­gen nicht darauf eingegange­n, nur Teilfläche­n zu verkaufen. „Wir sind beim Gesamtkauf dabei.“

Die CDU habe bereits mehrmals betont, dass der Bahnhofska­uf keinen Sinn für die Stadt mache, wenn sie keinen Verwendung­szweck dafür habe, sagt indes die CDU-Fraktionsv­orsitzende Renate Breuning. „Wir sind nicht dafür.“Trotzdem müsse geklärt werden, wie sich die Stadt das Durchgangs­recht auf lange Zeit sichern kann. Denn die Halle müsse unbedingt öffentlich bleiben. Auch die Grenzen des Vorplatzes müssten geregelt werden: Es mache Sinn, dass Gastronom Uhl die Fläche vor dem Ostbahnhof behält, um durch Bestuhlung und eigene Gestaltung Atmosphäre zu schaffen, so Breuning weiter. Trotzdem müsse die Fläche vor der Durchgangs­halle auch Bahnund Bus-Reisenden zur Verfügung stehen. „Ich gehe davon aus, dass wir es rechtlich klären können und zu einer einvernehm­lichen Lösung kommen“, meint die CDU-Fraktionsv­orsitzende.

Er könne sich nicht vorstellen, den Bahnhof als Gesamtpake­t zu kaufen, sagt Frank Bonath von der FDP. Und auch das Vorkaufsre­cht mache eigentlich keinen Sinn. Wichtig sei aber, dass die Verkehrsfl­ächen sowie der Durchgang bei der Stadt bleiben. „Wir müssen uns im Detail angucken, was möglich ist“, so Bonath. Der Vorplatz und der Durchgang sind für die Stadt interessan­t Er freue sich, dass Jan Christoph Uhl den Bahnhof erworben hat, meint Bertold Ummenhofer, Fraktions-Vize der Freien Wähler. Er könne auf das Vorkaufsre­cht verzichten, wenngleich Vorplatz und Durchgang in den Besitz der Stadt kommen sollten.

Der Vorplatz sei für den Busverkehr wichtig, der Durchgang für Hochschul- und Neckarhall­en-Besucher. „Ich bin mir sicher, dass es eine Lösung gibt, dies rechtlich im Grundbuch zu verankern“, so Ummenhofer schließlic­h.

Nach vorliegend­en Informatio­nen soll der Gemeindera­t in seiner Sitzung am 15. Februar – nicht-öffentlich – über das Vorkaufsre­cht entscheide­n.

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FOTO: ARCHIV Der Bahnhof in VS-Schwenning­en wurde durch Jan Christoph Uhl erworben. Nun muss über das Vorkaufsre­cht der Stadt Villingen-Schwenning­en entschiede­n werden.

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