Doping: Strafbefehle gegen Nendinger Ringer
Erstmals seit Einführung des Anti-Doping-Gesetzes werden Vergehen in Deutschland strafrechtlich verfolgt
TUTTLINGEN - Es kommt Schwung in die Dopingaffäre rund um vier Kämpfer und einen Verantwortlichen des Ringer-Bundesligisten ASV Nendingen. Ein Fall, der deutsche Sportgeschichte schreibt. Zum ersten Mal wird ein Dopingverstoß nach dem neuen Anti-Doping-Gesetz, das der Bundestag im Dezember 2015 beschlossen hat, auch strafrechlich verfolgt. Die fünf Beschuldigten, darunter ein amtierender Vize-Weltmeister, standen, obwohl die Vorwürfe gegen sie seit März 2016 bestehen, auch in dieser Saison im Kader des dreimaligen und bis zum Saisonfinale am Samstag amtierenden deutschen Meisters. „Wir müssen abwarten“, sagte DRBVizepräsident Daniel Wozniak am Mittwoch. Vom Deutschen Schiedsgericht liege noch kein Urteil vor. Daher hat auch die Nationale Antidoping-Agentur (NADA) noch keine Sanktionen durchsetzen können: „Erst wenn das sportrechtliche Verfahren vor dem Deutschen Sportschiedsgericht abgeschlossen ist, können wir eine Aussage dazu treffen, ob Ergebnisse korrigiert werden müssen“, teilte NADA-Pressesprecherin Eva Bunthoff auf Anfrage mit.
Über mögliche Änderungen von Ergebnissen – darunter auch die mögliche Aberkennung des Titels – entscheidet das Deutsche Sportschiedsgericht. Wann das Verfahren gegen Nendingen in diesem Fall abgeschlossen ist, konnte Katia Rener, Fallmanagerin an der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit, am Mittwoch nicht sagen. Es sei aber nicht ungewöhnlich, dass ein solches Verfahren, zumal die betroffenen Sportler auch im Ausland leben, länger als ein Jahr dauere. Es sei charakteristisch für das Schiedsverfahren, dass Außenstehende keinen Einblick in das Verfahren erhalten würden. Nendinger drängen auf rasche Klärung der Affäre Beim ASV Nendingen gibt man sich erfreut darüber, dass sich ein Ende der Dopingaffäre abzeichnet. „Hauptsache, das Thema ist bald beendet“, sagt Vorstandsmitglied Markus Scheu. Er betont, dass kein Verfahren der Freiburger Staatsanwaltschaft gegen den Verein vorliege. „Wir wurden nach wie vor nicht befragt, und gegen uns wird auch nicht ermittelt“, sagt er. Gerade bei der Suche nach Sponsoren für die kommende Saison sei das nicht ganz unwichtig.
Scheu verweist außerdem darauf, dass auch Ringer anderer Vereine gedopt haben. So wurde Weingartens Ahmed Dudarov, der auch schon für Nendingen auf die Matte gegangen ist, nach einer positiven A-Probe bis Mai 2016 gesperrt. Die Probe wurde allerdings am 10. Mai 2015 genommen, mehr als ein halbes Jahr vor dem neuen Anti-Doping-Gesetz.