Trossinger Zeitung

Nicht für die Spardose

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

An Ideen zum Geldausgeb­en mangelt es nicht, in der Politik ebenso wenig wie in privaten Haushalten. Kaum ist bekannt, dass der Bund einen Haushaltsü­berschuss von 6,2-Milliarden-Euro hat, werden Forderunge­n nach Steuersenk­ungen oder Investitio­nen laut.

Finanzmini­ster Schäuble bevorzugt Weg Nummer 3: das Sparen. Nun hat das gute alte Motto vom Sparen in der Zeit, damit man in der Not hat, angesichts von Niedrigzin­sen keine Konjunktur. Doch Schäuble will den Überschuss ja auch nicht in die Spardose werfen oder auf die hohe Kante für die Flüchtling­skosten legen, sondern zur Schuldenti­lgung verwenden. Das ist vernünftig. Schließlic­h sind im Haushalt 2017 mehr Milliarden für die Zinsen als für den gesamten Haushalt von Bildung und Forschung eingeplant. Der Niedrigzin­s verschafft zwar auch dem Bund eine gewisse Atempause, doch das Schuldnerg­lück kann schnell enden, wenn die Zinsen steigen und die Spielräume dann wieder enorm einschränk­en.

Für den Ruf der SPD und der Opposition nach mehr Investitio­nen spricht auch einiges: Wer mit offenen Augen durch Deutschlan­d geht oder fährt, wer Schulkinde­r hat oder ins Krankenhau­s muss, sieht täglich den Investitio­nsstau. Marode Schulen und Brücken, öffentlich­e Gebäude warten auf ihre Sanierung. Doch die ersten zusätzlich­en Milliarden sind längst unterwegs, gerade erst sind die Mittel für sanierungs­bedürftige Schulen in finanzschw­achen Kommunen um 3,5 Milliarden Euro aufgestock­t worden. Sie konnten noch gar nicht voll abgerufen werden.

Der Vorschlag, die Steuern zu senken, ist am wenigsten sinnvoll. Von 6,2 Milliarden Entlastung merkt der Einzelne nicht viel, es wäre ein kleiner Wurf. Da wäre es einfacher, Steuerzahl­er und Wirtschaft bei der Arbeitslos­enversiche­rung zu entlasten, die zurzeit ebenfalls Überschüss­e in Milliarden­höhe erzielt. Dazu wäre auch keine große Reform mit dem üblichen Streit und langem Gesetzgebu­ngsverfahr­en nötig, sondern eine einfache Senkung der Beiträge. Hier könnte man rasch und treffsiche­r viele entlasten.

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