Mexiko kämpft um seine Würde
Landeswährung Peso stürzt nach Drohungen in der Pressekonferenz von Donald Trump auf neues historisches Tief
MEXIKO-STADT - Der beste Gradmesser für die Angst Mexikos vor Donald Trump ist seine Währung. Der Peso reagiert sensibler als die Politik auf jede Drohung, die über den Rio Bravo schwappt. Das konnte man am Mittwoch beobachten: Noch während Trump in New York seine Pressekonferenz gab und bekräftigte, er werde eine Mauer an der 3200 Kilometer langen Grenze zum südlichen Nachbarn ziehen, stürzte der Peso auf ein neues historisches Tief.
So geht es fast täglich in diesem noch jungen Jahr, das für Mexiko eines der kompliziertesten in seiner Geschichte werden könnte, wenn der Republikaner all seine Versprechen umsetzt. Mexikos Währung gehört, gemessen am Dollar, mittlerweile zu einer der schwächsten der Welt. Sie hat in den vergangenen zwei Jahren die Hälfte an Wert gegenüber der US-Währung verloren.
Aber dieses Mal reagierte auch Präsident Enrique Peña Nieto rasch auf die Provokationen aus dem Norden. Mexiko werde selbstverständlich nicht für den Grenzwall zahlen, den die USA errichten wollten, und überhaupt, man werde die Würde der Mexikaner auf beiden Seiten der Grenze wahren, sagte der Staatschef. „Grundprinzipien sind nicht verhandelbar. Souveränität, nationale Interessen und der Schutz unserer Landsleute werden immer gesichert“, betonte der 50-Jährige.
Je näher die Amtsübernahme von Trump rückt, desto deutlicher wird, dass das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko keine Partnerschaft sein wird, sondern sich zu einer Rivalität verändert. Für den künftigen US-Präsidenten kommt alles Schlechte aus dem Süden: Drogen, Delinquenten und Menschen, die den US-Bürgern die Arbeitsplätze raubten. US-Firmen, die Produktionsstandorte nach Mexiko verlegen, sind ihm ein Dorn im Auge. Erst vor Kurzem hatte der Autobauer Ford ein Großprojekt in Mexiko beerdigt.
Aber Mexiko macht nun deutlich, dass es auch ein eigenes Interesse hat, das Verhältnis zum Nachbarn zu verändern. Alle Themen der Beziehungen stünden zur Debatte, sagte Peña Nieto, dessen Land 80 Prozent seiner Exporte in die USA schickt. Die Forderung eines Strafzolls für Unternehmen, die von Mexiko aus für die USA produzierten, kritisierte er. Seine Regierung lehne jeden Versuch der Einflussnahme auf Investoren „auf Grundlage von Angst und Drohungen“ab. Zum Nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta, das Trump neu verhandeln will, sagte der mexikanische Präsident, sein Land strebe eine Vereinbarung an, die „Sicherheit“für die Investitionen gewähre. Peña Nieto verlangte zugleich von Trump, den Waffenschmuggel von den USA nach Mexiko zu unterbinden.
Für Mexikos Staatschef ist ein mutiges Auftreten gegenüber Trump zur eigenen Überlebensstrategie geworden. Der 50-Jährige ist in der Bevölkerung so unbeliebt wie kaum ein Staatschef vor ihm. Und die Menschen gehen fast täglich gegen ihn auf die Straße. Einer der Hauptkritikpunkte ist sein zögerliches Reagieren auf die Aggressionen Trumps.