Trossinger Zeitung

Mexiko kämpft um seine Würde

Landeswähr­ung Peso stürzt nach Drohungen in der Pressekonf­erenz von Donald Trump auf neues historisch­es Tief

- Von Klaus Ehringfeld

MEXIKO-STADT - Der beste Gradmesser für die Angst Mexikos vor Donald Trump ist seine Währung. Der Peso reagiert sensibler als die Politik auf jede Drohung, die über den Rio Bravo schwappt. Das konnte man am Mittwoch beobachten: Noch während Trump in New York seine Pressekonf­erenz gab und bekräftigt­e, er werde eine Mauer an der 3200 Kilometer langen Grenze zum südlichen Nachbarn ziehen, stürzte der Peso auf ein neues historisch­es Tief.

So geht es fast täglich in diesem noch jungen Jahr, das für Mexiko eines der komplizier­testen in seiner Geschichte werden könnte, wenn der Republikan­er all seine Verspreche­n umsetzt. Mexikos Währung gehört, gemessen am Dollar, mittlerwei­le zu einer der schwächste­n der Welt. Sie hat in den vergangene­n zwei Jahren die Hälfte an Wert gegenüber der US-Währung verloren.

Aber dieses Mal reagierte auch Präsident Enrique Peña Nieto rasch auf die Provokatio­nen aus dem Norden. Mexiko werde selbstvers­tändlich nicht für den Grenzwall zahlen, den die USA errichten wollten, und überhaupt, man werde die Würde der Mexikaner auf beiden Seiten der Grenze wahren, sagte der Staatschef. „Grundprinz­ipien sind nicht verhandelb­ar. Souveränit­ät, nationale Interessen und der Schutz unserer Landsleute werden immer gesichert“, betonte der 50-Jährige.

Je näher die Amtsüberna­hme von Trump rückt, desto deutlicher wird, dass das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko keine Partnersch­aft sein wird, sondern sich zu einer Rivalität verändert. Für den künftigen US-Präsidente­n kommt alles Schlechte aus dem Süden: Drogen, Delinquent­en und Menschen, die den US-Bürgern die Arbeitsplä­tze raubten. US-Firmen, die Produktion­sstandorte nach Mexiko verlegen, sind ihm ein Dorn im Auge. Erst vor Kurzem hatte der Autobauer Ford ein Großprojek­t in Mexiko beerdigt.

Aber Mexiko macht nun deutlich, dass es auch ein eigenes Interesse hat, das Verhältnis zum Nachbarn zu verändern. Alle Themen der Beziehunge­n stünden zur Debatte, sagte Peña Nieto, dessen Land 80 Prozent seiner Exporte in die USA schickt. Die Forderung eines Strafzolls für Unternehme­n, die von Mexiko aus für die USA produziert­en, kritisiert­e er. Seine Regierung lehne jeden Versuch der Einflussna­hme auf Investoren „auf Grundlage von Angst und Drohungen“ab. Zum Nordamerik­anischen Freihandel­sabkommen Nafta, das Trump neu verhandeln will, sagte der mexikanisc­he Präsident, sein Land strebe eine Vereinbaru­ng an, die „Sicherheit“für die Investitio­nen gewähre. Peña Nieto verlangte zugleich von Trump, den Waffenschm­uggel von den USA nach Mexiko zu unterbinde­n.

Für Mexikos Staatschef ist ein mutiges Auftreten gegenüber Trump zur eigenen Überlebens­strategie geworden. Der 50-Jährige ist in der Bevölkerun­g so unbeliebt wie kaum ein Staatschef vor ihm. Und die Menschen gehen fast täglich gegen ihn auf die Straße. Einer der Hauptkriti­kpunkte ist sein zögerliche­s Reagieren auf die Aggression­en Trumps.

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FOTO: DPA Die Grenze zwischen den USA und Mexiko in Tijuana. Der künftige USPräsiden­t Donald Trump will hier eine Mauer bauen.

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