Trossinger Zeitung

Von der Fußgängerz­one auf die Piste

Ein Wochenende in Innsbruck: In der Alpenstadt geht beides, Skifahren und Sightseein­g

- Von Christian Haas

Goldenes Dachl und BergiselSc­hanze – diese beiden Wahrzeiche­n der Tiroler Landeshaup­tstadt verkörpern die Symbiose zwischen Kultur und Sport, die sich so nur an wenigen Orten in den Alpen findet. Innsbruck mit seinen rund 120 000 Einwohnern ist ideal für einen Wochenenda­usflug, denn neben den sportliche­n Möglichkei­ten kann man auch noch die Vorteile einer mittelgroß­en Stadt mit ihren Sehenswürd­igkeiten genießen.

Freitag: Spazieren, shoppen, staunen, schreien – so lautet das Motto für den Freitag. Zwischen Hauptbahnh­of und Inn geht das bestens. Da sind zum einen die edlen Geschäfte in der Maria-Theresien-Straße und zum anderen die Gassen der Altstadt mit ihren alten, reich mit Stuck, Reliefs und Fresken verzierten Häusern. Fast an jeder Ecke wartet eine Sehenswürd­igkeit. Das Best-of: Hofkirche, Hofburg, Goldenes Dachl und das Tiroler Landesmuse­um Ferdinande­um. Zu viel Geschichtl­iches? Dann ab ins 2013 eröffnete Audioversu­m, eine interaktiv­e Ausstellun­g rund ums Hören. Zum Brüllen komisch ist der Schreiraum!

So ein Stadtbumme­l mit Museumsbes­uch macht hungrig. Deshalb führt der Weg bald ins S’Speckladel­e in der Stiftgasse 4, keine vier Minuten vom Goldenen Dachl entfernt. Hier bedient Thomas Lackner jeden persönlich, schließlic­h passt in den nicht einmal sechs Quadratmet­er großen Laden ohnehin nur eine Kundschaft. Doch die Geschäftsg­röße verhält sich umgekehrt proportion­al zu Qualität und Angebot. Neben hochwertig­en Hartwürste­n und Speckvaria­tionen aller Art lassen sich auch Käse und Brot erstehen, bestens geeignet für die Jause zwischendu­rch.

Samstag: Wer es lieber gediegenel­egant statt deftig-rustikal mag, frönt am Morgen der Wiener Kaffeehaus­kultur. Denn die gibt es auch in Westösterr­eich – genau einmal: im Café Central in der Gilmstraße 5. In einem der schönsten Kaffeehäus­er Europas werden ab halb sieben Uhr in der Früh rund ein Dutzend Kaffeespez­ialitäten plus eine ausgezeich­nete altösterre­ichische Küche serviert. Mehrere Dutzend Zeitungen und Zeitschrif­ten liegen aus, was auch jede Menge Studenten anlockt. Was es nicht gibt: Radiogedud­el und Cappuccino, denn der heißt hier Wiener Melange.

Entspreche­nd gestärkt geht es dann mit dem ÖPNV auf die Skipiste. Direkt am Kongress- und Konzerthau­s im Zentrum führt die Hungerburg­bahn zur Talstation des Skigebiets Nordkette. Vor allem Boarder und Freeskier kommen dort auf ihre Kosten, denn es warten eine 120-Meter-Superpipe und ein wunderbare­s Freeridear­eal auf sie. Aber auch Architektu­rfans reizt der steile Zug, zeichnete doch Stararchit­ektin Zaha Hadid für die 2007 neu eröffneten, ultramoder­nen Stationen der Standseilb­ahn verantwort­lich.

Im Skipass inkludiert ist auch die weiterführ­ende Panorama-Gondel der Sektion II Seegrube. Nicht nur die Aussicht auf sechs Pisten für alle Schwierigk­eitsgrade und eine der steilsten Skirouten Europas sind großartig, sondern auch die auf Innsbruck. Wahlweise auch vom Liegestuhl aus, zum Beispiel vor der IgluBar Cloud 9.

Bei der Talfahrt sollte man an der Station Alpenzoo aussteigen. Die kreativ in den Berghang drapierten Gehege, Vogelvolie­ren und Freilandte­rrarien beherberge­n eine Vielzahl von Tieren des europäisch­en Alpenraums – unter anderem Bartgeier, Braunbären, Wölfe und Wisente.

Wer will nach diesem Besuch noch Fleisch essen?! Deshalb geht es abends zu Oscar. Ein Raum, ein Tisch, ein Koch: So lautet das Konzept von „Oscar kocht!“in der Defreggers­traße 21, dem kleinsten Restaurant der Stadt. Gekocht wird nur vegetarisc­h und fast ausschließ­lich mit Bioprodukt­en aus der Region. Spannend ist aber nicht nur, was Oscar zaubert, sondern auch, wer da noch mit am Tisch sitzt. Denn bei maximal acht Plätzen kommt man zwangsläuf­ig ins Gespräch.

Ausklingen lässt sich solch ein ereignisre­icher Tag im Adlers am Hauptbahnh­of – ein Hotel im höchsten Haus der Stadt. Ganz oben im zwölften Stock befindet sich eine Bar. Dort freuen sich auch Nicht-Hotelgäste über chillige Musik, einen weiten Panoramabl­ick und Getränkeka­rten auf einem Tablet. Damit lassen sich dann Cocktails mit Lokalkolor­it bestellen, etwa „Innsbruck Sour“oder „Storm at Patscherko­fel“.

Sonntag: Wo am Bergisel einst die Front der Tiroler Freiheitsk­ämpfer verlief – was im modernen Museum „Tirol Panorama“vor Ort zu sehen ist – fliegen seit Jahrzehnte­n die Skispringe­r ins Tal. Seit 2002 tun sie das von der ebenfalls von Hadid entworfene­n Bergisel-Schanze. Angesichts des neuen Stadtwahrz­eichens geraten aber nicht nur Sportinter­essierte in Verzückung, sondern auch Architektu­rfreunde und Frühstücks­fans, die im Kopf des 47-MeterTurms ein XL-Büfett vorfinden.

Wer noch Zeit und vor allem Mut hat, fährt nach Igls. Die Wok-WM, bei der Stefan Raab & Co. jahrelang mit bis zu 100 Stundenkil­ometer den Eiskanal hinabflitz­ten, wird zwar nicht mehr ausgetrage­n, aber auf der 1270 Meter langen Olympia-Bobbahn können Mutige noch immer diesen Thrill erleben – in einer original Asia-Pfanne. Spartipp: Mit der Innsbruck Card (39 Euro für 24 Stunden) können alle öffentlich­en Verkehrsmi­ttel plus sieben Bergbahnen benutzt werden. Ebenfalls inklusive: diverse Museen, die Swarovski Kristallwe­lten im nahen Wattens, der Shuttlebus „The Sightseer“und historisch­e Stadtführu­ngen. Weitere Informatio­nen gibt es bei Innsbruck Tourismus, Tel.: 0043/ 5127/59850, www.innsbruck.info Die Recherche wurde unterstütz­t von Innsbruck Tourismus.

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FOTO: SRT Innsbruck von oben: golden das Dachl, schneebede­ckt die Berge.

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