Von der Fußgängerzone auf die Piste
Ein Wochenende in Innsbruck: In der Alpenstadt geht beides, Skifahren und Sightseeing
Goldenes Dachl und BergiselSchanze – diese beiden Wahrzeichen der Tiroler Landeshauptstadt verkörpern die Symbiose zwischen Kultur und Sport, die sich so nur an wenigen Orten in den Alpen findet. Innsbruck mit seinen rund 120 000 Einwohnern ist ideal für einen Wochenendausflug, denn neben den sportlichen Möglichkeiten kann man auch noch die Vorteile einer mittelgroßen Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten genießen.
Freitag: Spazieren, shoppen, staunen, schreien – so lautet das Motto für den Freitag. Zwischen Hauptbahnhof und Inn geht das bestens. Da sind zum einen die edlen Geschäfte in der Maria-Theresien-Straße und zum anderen die Gassen der Altstadt mit ihren alten, reich mit Stuck, Reliefs und Fresken verzierten Häusern. Fast an jeder Ecke wartet eine Sehenswürdigkeit. Das Best-of: Hofkirche, Hofburg, Goldenes Dachl und das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Zu viel Geschichtliches? Dann ab ins 2013 eröffnete Audioversum, eine interaktive Ausstellung rund ums Hören. Zum Brüllen komisch ist der Schreiraum!
So ein Stadtbummel mit Museumsbesuch macht hungrig. Deshalb führt der Weg bald ins S’Speckladele in der Stiftgasse 4, keine vier Minuten vom Goldenen Dachl entfernt. Hier bedient Thomas Lackner jeden persönlich, schließlich passt in den nicht einmal sechs Quadratmeter großen Laden ohnehin nur eine Kundschaft. Doch die Geschäftsgröße verhält sich umgekehrt proportional zu Qualität und Angebot. Neben hochwertigen Hartwürsten und Speckvariationen aller Art lassen sich auch Käse und Brot erstehen, bestens geeignet für die Jause zwischendurch.
Samstag: Wer es lieber gediegenelegant statt deftig-rustikal mag, frönt am Morgen der Wiener Kaffeehauskultur. Denn die gibt es auch in Westösterreich – genau einmal: im Café Central in der Gilmstraße 5. In einem der schönsten Kaffeehäuser Europas werden ab halb sieben Uhr in der Früh rund ein Dutzend Kaffeespezialitäten plus eine ausgezeichnete altösterreichische Küche serviert. Mehrere Dutzend Zeitungen und Zeitschriften liegen aus, was auch jede Menge Studenten anlockt. Was es nicht gibt: Radiogedudel und Cappuccino, denn der heißt hier Wiener Melange.
Entsprechend gestärkt geht es dann mit dem ÖPNV auf die Skipiste. Direkt am Kongress- und Konzerthaus im Zentrum führt die Hungerburgbahn zur Talstation des Skigebiets Nordkette. Vor allem Boarder und Freeskier kommen dort auf ihre Kosten, denn es warten eine 120-Meter-Superpipe und ein wunderbares Freerideareal auf sie. Aber auch Architekturfans reizt der steile Zug, zeichnete doch Stararchitektin Zaha Hadid für die 2007 neu eröffneten, ultramodernen Stationen der Standseilbahn verantwortlich.
Im Skipass inkludiert ist auch die weiterführende Panorama-Gondel der Sektion II Seegrube. Nicht nur die Aussicht auf sechs Pisten für alle Schwierigkeitsgrade und eine der steilsten Skirouten Europas sind großartig, sondern auch die auf Innsbruck. Wahlweise auch vom Liegestuhl aus, zum Beispiel vor der IgluBar Cloud 9.
Bei der Talfahrt sollte man an der Station Alpenzoo aussteigen. Die kreativ in den Berghang drapierten Gehege, Vogelvolieren und Freilandterrarien beherbergen eine Vielzahl von Tieren des europäischen Alpenraums – unter anderem Bartgeier, Braunbären, Wölfe und Wisente.
Wer will nach diesem Besuch noch Fleisch essen?! Deshalb geht es abends zu Oscar. Ein Raum, ein Tisch, ein Koch: So lautet das Konzept von „Oscar kocht!“in der Defreggerstraße 21, dem kleinsten Restaurant der Stadt. Gekocht wird nur vegetarisch und fast ausschließlich mit Bioprodukten aus der Region. Spannend ist aber nicht nur, was Oscar zaubert, sondern auch, wer da noch mit am Tisch sitzt. Denn bei maximal acht Plätzen kommt man zwangsläufig ins Gespräch.
Ausklingen lässt sich solch ein ereignisreicher Tag im Adlers am Hauptbahnhof – ein Hotel im höchsten Haus der Stadt. Ganz oben im zwölften Stock befindet sich eine Bar. Dort freuen sich auch Nicht-Hotelgäste über chillige Musik, einen weiten Panoramablick und Getränkekarten auf einem Tablet. Damit lassen sich dann Cocktails mit Lokalkolorit bestellen, etwa „Innsbruck Sour“oder „Storm at Patscherkofel“.
Sonntag: Wo am Bergisel einst die Front der Tiroler Freiheitskämpfer verlief – was im modernen Museum „Tirol Panorama“vor Ort zu sehen ist – fliegen seit Jahrzehnten die Skispringer ins Tal. Seit 2002 tun sie das von der ebenfalls von Hadid entworfenen Bergisel-Schanze. Angesichts des neuen Stadtwahrzeichens geraten aber nicht nur Sportinteressierte in Verzückung, sondern auch Architekturfreunde und Frühstücksfans, die im Kopf des 47-MeterTurms ein XL-Büfett vorfinden.
Wer noch Zeit und vor allem Mut hat, fährt nach Igls. Die Wok-WM, bei der Stefan Raab & Co. jahrelang mit bis zu 100 Stundenkilometer den Eiskanal hinabflitzten, wird zwar nicht mehr ausgetragen, aber auf der 1270 Meter langen Olympia-Bobbahn können Mutige noch immer diesen Thrill erleben – in einer original Asia-Pfanne. Spartipp: Mit der Innsbruck Card (39 Euro für 24 Stunden) können alle öffentlichen Verkehrsmittel plus sieben Bergbahnen benutzt werden. Ebenfalls inklusive: diverse Museen, die Swarovski Kristallwelten im nahen Wattens, der Shuttlebus „The Sightseer“und historische Stadtführungen. Weitere Informationen gibt es bei Innsbruck Tourismus, Tel.: 0043/ 5127/59850, www.innsbruck.info Die Recherche wurde unterstützt von Innsbruck Tourismus.