Trossinger Zeitung

Vorsicht beim Solarausba­u

- Von Katja Korf

Wenige politische Projekte stoßen in Baden-Württember­g auf so viel Widerstand wie neue Windräder. Bürgerinit­iativen wehren sich allerorten. Die Frage nach dem ausreichen­den Abstand zwischen Windmühlen und Wohnhäuser­n sorgt auch in der grünschwar­zen Koalition immer wieder für Zwist. Die Debatte mag an vielen Stellen hysterisch und abseits der Fakten geführt werden. Dennoch ist die Furcht vor einer verspargel­ten Landschaft zum Teil durchaus auch berechtigt.

Nun will die Landesregi­erung aus Grünen und CDU zwei Drittel der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche für große Solaranlag­en freigeben. Dabei muss sie sich gut überlegen, wie sie einer ähnlichen Protesthal­tung wie beim Windkraft-Ausbau begegnen will. Denn niemand kann wollen, dass künftig glitzernde Solarpanel­s statt grüner Weiden das Landschaft­sbild entscheide­nd prägen. Deswegen ist es zum einen sinnvoll, die Flächen für Fotovoltai­k auf höchstens 200 Hektar pro Jahr zu begrenzen: Das ist bei einer gesamten landwirtsc­haftlichen Fläche von 1,5 Millionen Hektar ein Bruchteil.

Zum anderen ergeben die Forderunge­n Sinn, ergänzende Richtlinie­n zu verabschie­den. Diese müssen zum Beispiel sicherstel­len, dass unter Solarpanel­s tatsächlic­h artenreich­e Wiesen entstehen. Ebenso sinnvoll ist es, klarzustel­len, dass wichtige Flächen zur Lebensmitt­elprodukti­on oder Filetstück­e des Naturschut­zes erhalten bleiben.

Selbstvers­tändlich gilt: Klimaschut­z muss sein. Deshalb führt am Ausbau erneuerbar­er Energien kein Weg vorbei. Doch die Skepsis an vermeintli­ch unausweich­lichen politische­n Wegen wächst. Wer sinnvolle Lösungen verfolgt, muss diese besser denn je erklären und auch bereit sein, berechtigt­e Gegenargum­ente ernst zu nehmen. Das gilt in der Flüchtling­sfrage genauso wie beim schwierige­n Spannungsf­eld zwischen Klima- und Naturschut­z.

Die Akzeptanz der Fotovoltai­k war bisher groß. Damit das so bleibt, gilt es, Fehler wie beim politische­n Durchdrück­en von Windrädern zu vermeiden. k.korf@schwaebisc­he.de

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