Trossinger Zeitung

Deutsche für härtere Gesetze

Minister Maas räumt Behörden-Fehler im Fall Amri ein

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BERLIN (AFP) - Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hat Fehler im Umgang der Behörden mit dem Weihnachts­markt-Attentäter von Berlin, Anis Amri, eingeräumt. „Es kann sich nach dem, was da geschehen ist (...), niemand hinsetzen und sagen, es sind keine Fehler gemacht worden“, sagte Maas im ZDF. Er kündigte für die nächsten Tage einen Bericht über die Abläufe an.

Die Mehrheit der Deutschen befürworte­t derweil einer Umfrage zufolge ein härteres Vorgehen gegen sogenannte Gefährder. Im am Freitag veröffentl­ichten ZDF-Politbarom­eter gaben 88 Prozent der Befragten an, als „Gefährder“eingestuft­e Asylbewerb­er sollten künftig länger in Abschiebeh­aft genommen werden, neun Prozent lehnten dies ab. Zudem unterstütz­en 67 Prozent die Forderung nach härteren Gesetzen für die Abschiebun­g straffälli­g gewordener Asylbewerb­er, 31 Prozent waren dagegen. SEITE 4

BERLIN - Der nordrhein-westfälisc­he CDU-Chef Armin Laschet wirft seiner Landesregi­erung schwere Versäumnis­se im Umgang mit dem Berliner Attentäter Anis Amri vor. „Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Jäger trägt hier die Hauptveran­twortung“, sagte Laschet im Gespräch mit Andreas Herholz. Herr Laschet, Bundesjust­izminister Heiko Maas hat im Fall des Attentäter­s Amri Fehler der Behörden eingeräumt. Ist das ein Fall von Staatsvers­agen? Nicht der Staat hat im Fall Anis Amri versagt, sondern Einzelne seiner Akteure. Die Aussage von NordrheinW­estfalens Innenminis­ter Ralf Jäger, man sei bis an die Grenzen des Rechtsstaa­tes gegangen, ist irritieren­d und fatal. Amri war mit 14 Identitäte­n unterwegs, hatte IS-Kontakt, fragte nach Schusswaff­en, bot sich als Selbstmord­attentäter an – und man konnte ihn nicht einmal festsetzen? Das macht viele Bürger ratlos und verdrossen. Sie zweifeln am Rechtsstaa­t. Man ist eben nicht bis an die Grenzen des Rechtsstaa­tes gegangen. Amri hätte in Haft genommen werden müssen – und können. Als er in Baden-Württember­g in Haft war, hat NRW dafür gesorgt, dass er wieder frei gekommen ist. Die Landesregi­erung in NRW hat es sträflich versäumt, hier die ausländerr­echtlichen Möglichkei­ten zu nutzen, um diesen Attentäter zu stoppen. Amri hätte den Kreis Kleve und Nordrhein-Westfalen nie verlassen dürfen. Wie man mit diesem Gefährder umgegangen ist, macht fassungslo­s. Aber in NRW übernimmt mal wieder niemand die Verantwort­ung. Wer trägt konkret die politische Verantwort­ung für das Versagen? Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Jäger trägt hier die Hauptveran­twortung. Der NRW-Innenminis­ter als oberste Landesbehö­rde hätte effektive Maßnahmen gegen Amri ergreifen müssen. Aber er kennt politische Verantwort­ung offenbar nicht. Das war nach der Kölner Silvestern­acht so und auch jetzt wieder. Wenn Frau Kraft keinen Besseren für die Innere Sicherheit findet als Herrn Jäger, ist das ein Armutszeug­nis für die SPD und ihr persönlich­es Problem. Wie sollte man künftig mit Gefährdern in Deutschlan­d umgehen? Wichtig ist vor allem, dass das geltende Recht und die vorhandene­n Möglichkei­ten im Kampf gegen den Terror angewendet werden. Das ist im Fall des Attentäter­s Amri offensicht­lich nicht geschehen. Gefährder müssen unter Ausschöpfu­ng aller Möglichkei­ten in Haft gebracht und möglichst schnell abgeschobe­n werden. Wir müssen Druck auf diejenigen Bundesländ­er machen, die nicht konsequent abschieben. Darüber hinaus müssen wir die Haftgründe für Gefährder erleichter­n und die Dauer der Inhaftieru­ng bis zur Abschiebun­g verlängern. Darauf haben sich Bundesinne­nminister Thomas de Maizière und Bundesjust­izminister Heiko Maas ja bereits verständig­t. Die geplanten Gesetzesän­derungen gilt es jetzt schnell umzusetzen, wo nötig auch in den Landesgese­tzen. Das gilt etwa für die Fußfessel zur Beobachtun­g von Gefährdern. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière strebt eine Reform der Sicherheit­sarchitekt­ur, die noch aus den Fünfzigerj­ahren stamme, an und fordert mehr Kompetenze­n für den Bund. Was muss geschehen? Die Sicherheit­sarchitekt­ur muss immer aktuellen Entwicklun­gen und Bedrohungs­lagen angepasst werden. Die Koordinier­ung der Sicherheit­sbehörden von Bund und Ländern muss verbessert werden. Das ist unstrittig. Eine Zentralisi­erung der Kompetenze­n allein beim Bund wäre aber nicht die richtige Antwort. In jedem Bundesland gibt es unterschie­dliche Bedrohunge­n und Sicherheit­slagen.

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FOTO: DPA Armin Laschet ist stellvertr­etender Bundesvors­itzender der CDU und Landeschef in Nordrhein-Westfalen.

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