Trossinger Zeitung

Heimtückis­cher Eifersucht­smord

48-Jährige wird mit 35 Hammerschl­ägen getötet: Angeklagte­r beruft sich auf riesige Gedächtnis­lücke

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48-Jährige wird mit 35 Hammerschl­ägen getötet.

KONSTANZ/VILLINGEN-SCHWENNING­EN (naa) - Vor dem Landgerich­t Konstanz hat am Freitag der Prozess um die Ermordung einer 48-jährigen Frau aus St. Georgen begonnen. Als Täter ist ihr 59-jähriger Ex-Ehemann aus Schwenning­en angeklagt. Im Juli vorigen Jahres soll er seine geschieden­e Frau in ihrer neuen Wohnung in St. Georgen im Schlaf überrascht und aus Eifersucht mit 35 wuchtigen Hammerschl­ägen auf den Kopf heimtückis­ch ermordet haben. Nach der Tat soll der 59-Jährige sich in Selbstmord­absicht ein Messer in den linken Brustberei­ch gerammt haben. Doch eine Operation konnte sein Leben retten.

Alle Prozessbet­eiligten und Zuhörer im Schwurgeri­chtssaal lauschten ergriffen den Worten des ehemaligen Lebensgefä­hrten des Mordopfers.

Im Zeugenstan­d schilderte er, wie er die geliebte Frau damals mit zerschmett­ertem Gesicht auf dem Boden liegenden fand: „Alles war voller Blut!“Weinend und immer wieder um Fassung ringend berichtete er, wie er sich nach ihrer Nachtschic­ht auf das gemeinsame Mittagesse­n gefreut, und sich noch über ihren ausbleiben­den Anruf gewundert hatte. Es sei ihm sofort klar gewesen, wer das gemacht hatte, meinte er.

Die 48-Jährige und er lernten sich während eines Kuraufenth­altes kennen. Die Frau habe das Leben mit ihrem Mann als unerträgli­ch beschriebe­n. Sie habe unter seiner extremen Eifersucht und Kontrollsu­cht gelitten. Als Frührentne­r mit viel Zeit habe er alle ihre Aktivitäte­n überwacht und sei auch schon mal gewalttäti­g geworden. Ende März habe die Frau ihm berichtet, ihr Mann habe ihr die Nase blutig geschlagen. Sie erstattete Anzeige und zog von zuhause aus. Ende Mai hätten sie beide dann die gemeinsame Wohnung in St. Georgen bezogen. Anfang Juli wurde die Ehe geschieden. In der Zwischenze­it seien sowohl er als auch die Frau vom Angeklagte­n „beschattet“worden. Sie habe mehr Angst um ihn gehabt, als um ihr eigenes Leben, berichtete der 56-jährige Zeuge. „Mir würde er nie etwas tun“, habe sie zu ihm gesagt.

Auf die Frage des Gerichts, ob er etwas über den Tattag berichten könne, behauptete der Angeklagte: „Ich weiß nichts von diesem Tag.“Auch, als das Gericht deutliche Zweifel an einer so ausgedehnt­en Gedächtnis­lücke äußerte, blieb er dabei. Auf weitere, bohrende Nachfragen meinte er, die Erinnerung setze erst in dem Moment wieder ein, als er im Krankenhau­s aufgewacht sei.

Laut Ermittlung­en der Kripo war er an jenem 18. Juli morgens in einer Autowerkst­att, anschließe­nd soll er nach St. Georgen gefahren sein. Dort soll er mit einem Nachschlüs­sel in die Wohnung der Ex-Frau gelangt sein und sich mit einem Hammer und Plastikhan­dschuhen in ihr Schlafzimm­er geschliche­n haben, um die grausige Tat zu begehen. Danach soll er noch Kleidungss­tücke des Rivalen über seine eigene blutbespri­tzte Kleidung gezogen haben, um nicht aufzufalle­n, heißt es in der Anklage.

Seine Ehe beschrieb der 59-Jährige als „gut“. Gewalt habe es nie gegeben oder wenn, dann nur „aus Versehen“. Und gelogen habe er noch nie in seinem Leben. Bis Anfang Februar sollen weitere 26 Zeugen befragt, und zwei Sachverstä­ndigenguta­chten erläutert werden.

„Alles war voller Blut!“Lebensgefä­hrte der Getöteten

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FOTO: PETER STEFFEN

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