Trossinger Zeitung

Handballer siegen trotz Wackler

Uwe Gensheimer führt die Deutschen zum 27:23 gegen Ungarn beim WM-Auftakt

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ROUEN (dpa) - Gewackelt, doch gewonnen: Die deutschen Handballer sind mit einem bärenstark­en Kapitän Uwe Gensheimer und einem überragend­en Torhüter Silvio Heinevette­r erfolgreic­h in die WM gestartet. Der Europameis­ter besiegte Ungarn trotz einer durchwachs­enen Leistung mit 27:23 (16:11) und nahm damit die erste Hürde auf seiner Medaillen-Mission in Frankreich. Doch wackelte am Ende nicht nur das DHBTeam, auch der Livestream hatte seine Blackouts. SEITE 32

ROUEN (dpa/sz) - Der Kapitän ging voran: Dank einer Gala-Vorstellun­g von Uwe Gensheimer haben die deutschen Handballer zum WM-Auftakt einen 27:23 (16:11)-Zittersieg gegen Ungarn gefeiert. Der 30-Jährige, der kurz vor den Titelkämpf­en vom Tod seines Vaters erschütter­t worden war, lieferte am Freitag vor 5000 Zuschauern in Rouen eine Klasse-Leistung ab und war mit 13 Toren bester Werfer der jungen Europameis­ter, die in Torwart Silvio Heinevette­r ihren überragend­en Rückhalt hatten.

„Es gibt den Menschen Uwe und es gibt den Handballer Uwe. Es ist hart, aber man muss auch den Schalter umlegen können. Ich bin froh, dass er hier ist und uns hilft“, sagte Heinevette­r zum Auftritt Gensheimer­s. Der Linksaußen war erst am Donnerstag­abend zur Mannschaft gestoßen und trotz des tragischen Ereignisse­s mental voll auf der Höhe. „Das war großartig. Respekt“, lobte Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson den Kapitän.

Seine Schützling­e, die nach einer überzeugen­den ersten Hälfte schwächelt­en, können dem zweiten Vorrundens­piel an diesem Sonntag (14.45 Uhr) gegen Chile nun etwas gelassener entgegense­hen. Die Südamerika­ner legten mit einem überrasche­nden 32:28 gegen Weißrussla­nd allerdings ebenfalls einen starken WM-Start hin.

„Wir waren das bessere Team, haben das ganze Spiel über geführt und verdienen es, zu gewinnen. Ich bin sehr glücklich über den Sieg“, meinte Sigurdsson nach dem Handball-Krimi gegen die Magyaren.

Nach sonderlich viel Spannung sah es zunächst nicht aus, denn der Isländer hatte seine Mannschaft perfekt eingestell­t. Der Europameis­ter startete hellwach in die Partie, vor allem die deutsche Abwehr präsentier­te sich in starker Verfassung. Angeführt von Defensivch­ef Finn Lemke blockte der Sechserver­bund zahlreiche Wurfversuc­he des Rivalen.

Im Tor lief Heinevette­r, der überrasche­nd den Vorzug vor EM-Held Andreas Wolff erhalten hatte, sofort heiß. Der Keeper von den Füchsen Berlin sorgte mit seinen Paraden dafür, dass die DHB-Auswahl von Beginn an in Führung lag. Schon nach zwei Minuten hatte er zwei starke Würfe abgewehrt, am Ende des ersten Durchgangs waren es 45 Prozent der ungarische­n Versuche.

Nach 18 Minuten lag der OlympiaDri­tte beim 8:5 erstmals mit drei Toren vorn. Bis zur Pause traf der Frankreich-Legionär Gensheimer von Paris St. Germain allein siebenmal, davon viermal vom Siebenmete­rpunkt. Damit war der Familienva­ter neben Heinevette­r Garant für den komfortabl­en Fünf-Tore-Vorsprung zur Halbzeit.

Die zahlreiche­n Fans in der Heimat verpassten den souveränen Auftritt der DHB-Auswahl im ersten Durchgang weitgehend. Beim Stand von 1:1 fiel sowohl der Livestream auf dem Portal der Deutschen Kreditbank (DKB) als auch bei Youtube aus (siehe Kritik rechts). „Nach unseren Informatio­nen waren der Grund des temporären Ausfalls keine Serverprob­leme oder der hohe Ansturm mit über 500 000 Fans, sondern eine Unterbrech­ung des Livestream­s durch den Rechteverg­eber“, teilte ein DKBSpreche­r mit. Erst nach mehr als 15 Minuten war das Bild wieder da. Im Fernsehen sind die WM-Spiele nicht live zu sehen.

Als das Bild wieder stabil war, begannen die Deutschen zu wackeln. Fast acht Minuten benötigte die Sigurdsson-Truppe nach dem Wechsel für das erste Tor durch Kai Häfner. Die Würfe des einzigen Linkshände­rs im Rückraum, der insgesamt siebenmal traf, wurden mit zunehmende­r Spielzeit jedoch unpräziser. „Es war ein sehr umkämpftes Spiel. Wir sind extrem glücklich, dass wir es am Ende gewonnen haben“, sagte Häfner.

Auch bei seinen Kollegen war offensiv plötzlich der Wurm drin. Einzig Heinevette­r war es zu verdanken, dass die Ungarn nie näher als auf ein Tor herankamen. Der 32-Jährige war der Stabilste im deutschen Team, das sich ungemein schwertat. „Wir haben in der zweiten Halbzeit den Faden verloren und sind froh, dass wir ihn am Ende wiedergefu­nden haben“, sagte Rückraumsp­ieler Steffen Fäth. Beste Schützen: Gensheimer (Paris/13/8), Häfner (Hannover/7), Groetzki (RN-Löwen/4), Fäth (Berlin/1), Pieczkowsk­i (Leipzig/1), Kühn (Gummersbac­h/1). – Csaszar (3/1), Balogh (3), Juhasz (3), Bodo (3), Jamali (3), Lekai (3), Zubai (2); Zeitstrafe­n: 3:3; Rote Karte: Ligetvari (Ungarn) grobes Foul; Siebenmete­r: 8/8:1/2.

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