Gegen Vertrauensverlust und „Fake-News“
Podiumsdiskussion über die Rolle der Medien – Mehr Zurückhaltung bei Terroranschlägen und Katastrophen
BERLIN (epd) - Angesichts der Debatte um eine angemessene Berichterstattung nach Terroranschlägen oder Katastrophen mahnen Journalisten aus Printmedien und von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mehr Zurückhaltung an. Da auch Terroristen versuchten, die Medien zu instrumentalisieren, sollten Journalisten vorsichtiger und zurückhaltender in der Berichterstattung über solche Ereignisse sein, sagte der Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“, Georg Mascolo, bei einer Podiumsdiskussion der Civis Medienstiftung in Berlin.
Diese Haltung gelte sowohl für den Umfang der Berichterstattung als auch für den Einsatz von Superlativen, aber auch für die Verwendung von Bildern, die beispielsweise die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) verbreitet. Diese würden dafür produziert, um über die Medien transportiert zu werden.
Mit Blick auf populistische Äußerungen, die sich vor allem über die sozialen Netzwerke verbreiten, sprach Mascolo von einem Vertrauensverlust, unter dem sowohl die öffentlich-rechtlichen Medien als auch Zeitungen und Zeitschriften litten. Journalisten müssten um das Vertrauen ihres Publikums kämpfen und dieses auch wieder zurückerobern.
Ähnlich äußerte sich der Generaldirektor der Schweizerischen Radiound Fernsehgesellschaft, Roger de Weck. Journalisten seien in ihrer kritischen Rolle gefordert. Er wies auf die finanzielle Lage vieler Verlagshäuser hin. Guter Journalismus sei häufig nicht mehr zu finanzieren.
Auch die Verbreitung von „FakeNews“besorgt die Journalisten. Der ehemalige „Spiegel“-Chefredakteur Mascolo sagte: „Fake-News haben eine dramatische Zuspitzung erlebt.“Allerdings seien sie kein neues Phänomen, ebenso wie der Einfluss von Geheimdiensten auf Wahlen. „Das Internet ist nicht nur ein Heilsbringer“, sagte er. Man müsse lernen, mit diesen Formen der Informationsverbreitung umzugehen.