Sicherheit ade
Tatort: Wacht am Rhein (So. ARD, 20.15 Uhr) Angst haben in dem fiktiven Kölner Stadtviertel alle: Der Besitzer einer Zoohandlung (Paul Herwig), der vor dem finanziellen Ruin steht, die alleinerziehende Mutter (Nadja Bobyleva), die sich und ihre Kinder von Zuwanderern auf der Straße bedroht sieht, aber auch der Marokkaner Adil (Asad Faras), der nach Jahrzehnten in Deutschland befürchtet, dass seine jüngst zugewanderten Landsleute seinem tadellosen Ruf schaden. Dieser bunte Haufen schließt sich einer Bürgerwehr, der „Wacht am Rhein“, an und patrouilliert nachts durchs Viertel, angeführt vom bereits radikalisierten Chef (Sylvester Groth). Dann wird bei einem Einbruch in die Zoohandlung der Sohn des Besitzers erschossen. Die Situation im Viertel eskaliert.
Regisseur Sebastian Ko lotet mit feinem Gespür den Stimmungswandel auf Deutschlands Straßen aus. Der Verlust an Sicherheit, real oder gefühlt, lässt alle Beteiligten zu Opfern werden. Auch die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) stehen der angestauten Wut eher hilflos gegenüber. Kein Lichtblick, keine Lösung, nirgends. Ein stimmiger, klug konstruierter „Tatort“– aber auch ein sehr deprimierender. Gut, dass wenigstens ein Gag die Stimmung für kurze Zeit aufhellt: Klaus Doldinger, Komponist der „Tatort“-Melodie, hat mit seinem Saxofon einen Auftritt als Straßenmusiker.