Studenten gründen saftiges Unternehmen
Geschäftsidee: Kaltgepressten, frischen Saft länger haltbar machen
RIETHEIM-WEILHEIM - Viele von uns starten damit in den Tag: Ein Glas Orangensaft zum Frühstück und der Bedarf an Vitamin C ist gedeckt. Aber ist das wirklich so? Was viele nicht wissen: In den im Supermarkt gekauften, hocherhitzten Säften stecken häufig nicht mehr so viele Nährstoffe, wie in der ursprünglichen Frucht. Zwei junge Konstanzer Studenten haben sich mit diesem Problem auseinandergesetzt und in Rietheim-Weilheim das Unternehmen „LiveFresh“gegründet. Die Idee: Kaltgepresster Saft mit vielen Vitaminen, der lange haltbar ist. Wie soll das gehen?
Wie alle Studenten gehen Simon Storz und Benedikt Schellinger gerne feiern – wäre da nicht der Kater am nächsten Morgen. Nach den heiteren Nächten muss eines her: Ein frischer Saft mit möglichst vielen Nährstoffen, um den Durst zu löschen. Und geboren war die Idee. Die zwei Maschinenbaustudenten recherchieren, probieren, kochen. Ihnen fällt sofort auf: Erhitzter Orangensaft schmeckt wesentlich anders als kaltgepresster. Doch wäre da nicht die Haltbarkeit. Das Erhitzen macht den Saft nämlich mehrere Wochen lang trinkbar. „Es verändert sich aber die Farbe, der Saft wird wässriger und es gehen Vitamine verloren“, sagt der RietheimWeilheimer Simon Storz.
Sie stoßen auf ein Verfahren namens HPP (High Pressure Processing), zu Deutsch Hochdruckverfahren. „Die Methode wird zum Beispiel bei Fleisch oder Gemüsesäften verwendet“, sagt Benedikt Schellinger. „Sie inaktiviert die Bakterien, was die Haltbarkeit verlängert.“Erhitzen sei deshalb nicht mehr nötig. Vitamine und Ge- schmack blieben bestehen. Zusammen mit der LebensmitteltechnikHochschule in Sigmaringen untersuchen die beiden ihre Säfte derzeit im Labor.
Rund ein Jahr hat die Planung für das neue Unternehmen gedauert. 50 000 Euro haben die 24- und 28Jährigen teils aus Eigen-, teils aus Fremdkapital in „LiveFresh“investiert. Mittlerweile gibt es den Saft in sieben Geschmacksrichtungen: Orange, Grapefruit, Apfel, Zitrone, Granatapfel, Multivitamin und Orange plus Guarana mit Koffein. Die Früchte kommen aus Spanien, Peru, Türkei und Iran. Die Äpfel stammen aus der Bodenseeregion.
Storz und Schellinger pressen den Saft derzeit noch zu Hause in der Garage und füllen ihn in Flaschen ab. Danach schicken sie sie an eine Firma in der Nähe von Nürnberg, die eine Hochdruckverfahrens-Maschine hat. „Solche Geräte sind sehr teuer, deswegen können wir das nicht selbst machen“, sagt Schellinger. Im Februar verlagern die beiden ihre Produktion nach Engelswies. „Junge Leute unterstützen“Der nächste Schritt: Die Säfte an den Mann bringen. Auf einer Messe lernen die Studenten Tobias Licht kennen, Geschäftsführer des Backhauses „Licht“. In Tuttlingen und Umgebung hat er acht Filialen, in denen er nun die Säfte verkauft. „Ich will junge Leute bei ihren Ideen unterstützen“, sagt Licht. Außerdem sei er von der Frische der Säfte überzeugt. Daneben verkaufen die beiden den Saft noch im Internet und in anderen Bäckereien. „Im Supermarkt würden die Flaschen unter der Vielfalt der angebotenen Säfte nicht auffallen“, sagt Storz.
Benedikt Schellinger und Simon Storz setzen auf ihre Geschäftsidee. „Wir planen, uns nach dem Studium hauptberuflich um ,LiveFresh’ kümmern zu können. Das ist erstmal der Plan.“