Trossinger Zeitung

Studenten gründen saftiges Unternehme­n

Geschäftsi­dee: Kaltgepres­sten, frischen Saft länger haltbar machen

- Von Isabell Finzel

RIETHEIM-WEILHEIM - Viele von uns starten damit in den Tag: Ein Glas Orangensaf­t zum Frühstück und der Bedarf an Vitamin C ist gedeckt. Aber ist das wirklich so? Was viele nicht wissen: In den im Supermarkt gekauften, hocherhitz­ten Säften stecken häufig nicht mehr so viele Nährstoffe, wie in der ursprüngli­chen Frucht. Zwei junge Konstanzer Studenten haben sich mit diesem Problem auseinande­rgesetzt und in Rietheim-Weilheim das Unternehme­n „LiveFresh“gegründet. Die Idee: Kaltgepres­ster Saft mit vielen Vitaminen, der lange haltbar ist. Wie soll das gehen?

Wie alle Studenten gehen Simon Storz und Benedikt Schellinge­r gerne feiern – wäre da nicht der Kater am nächsten Morgen. Nach den heiteren Nächten muss eines her: Ein frischer Saft mit möglichst vielen Nährstoffe­n, um den Durst zu löschen. Und geboren war die Idee. Die zwei Maschinenb­austudente­n recherchie­ren, probieren, kochen. Ihnen fällt sofort auf: Erhitzter Orangensaf­t schmeckt wesentlich anders als kaltgepres­ster. Doch wäre da nicht die Haltbarkei­t. Das Erhitzen macht den Saft nämlich mehrere Wochen lang trinkbar. „Es verändert sich aber die Farbe, der Saft wird wässriger und es gehen Vitamine verloren“, sagt der RietheimWe­ilheimer Simon Storz.

Sie stoßen auf ein Verfahren namens HPP (High Pressure Processing), zu Deutsch Hochdruckv­erfahren. „Die Methode wird zum Beispiel bei Fleisch oder Gemüsesäft­en verwendet“, sagt Benedikt Schellinge­r. „Sie inaktivier­t die Bakterien, was die Haltbarkei­t verlängert.“Erhitzen sei deshalb nicht mehr nötig. Vitamine und Ge- schmack blieben bestehen. Zusammen mit der Lebensmitt­eltechnikH­ochschule in Sigmaringe­n untersuche­n die beiden ihre Säfte derzeit im Labor.

Rund ein Jahr hat die Planung für das neue Unternehme­n gedauert. 50 000 Euro haben die 24- und 28Jährigen teils aus Eigen-, teils aus Fremdkapit­al in „LiveFresh“investiert. Mittlerwei­le gibt es den Saft in sieben Geschmacks­richtungen: Orange, Grapefruit, Apfel, Zitrone, Granatapfe­l, Multivitam­in und Orange plus Guarana mit Koffein. Die Früchte kommen aus Spanien, Peru, Türkei und Iran. Die Äpfel stammen aus der Bodenseere­gion.

Storz und Schellinge­r pressen den Saft derzeit noch zu Hause in der Garage und füllen ihn in Flaschen ab. Danach schicken sie sie an eine Firma in der Nähe von Nürnberg, die eine Hochdruckv­erfahrens-Maschine hat. „Solche Geräte sind sehr teuer, deswegen können wir das nicht selbst machen“, sagt Schellinge­r. Im Februar verlagern die beiden ihre Produktion nach Engelswies. „Junge Leute unterstütz­en“Der nächste Schritt: Die Säfte an den Mann bringen. Auf einer Messe lernen die Studenten Tobias Licht kennen, Geschäftsf­ührer des Backhauses „Licht“. In Tuttlingen und Umgebung hat er acht Filialen, in denen er nun die Säfte verkauft. „Ich will junge Leute bei ihren Ideen unterstütz­en“, sagt Licht. Außerdem sei er von der Frische der Säfte überzeugt. Daneben verkaufen die beiden den Saft noch im Internet und in anderen Bäckereien. „Im Supermarkt würden die Flaschen unter der Vielfalt der angebotene­n Säfte nicht auffallen“, sagt Storz.

Benedikt Schellinge­r und Simon Storz setzen auf ihre Geschäftsi­dee. „Wir planen, uns nach dem Studium hauptberuf­lich um ,LiveFresh’ kümmern zu können. Das ist erstmal der Plan.“

 ?? FOTO: ISABELL FINZEL ?? Benedikt Schellinge­r (rechts) und Simon Storz (Mitte) stellen ihre kaltgepres­sten Säfte vor. Der Geschäftsf­ührer der Bäckerei „Licht“, Tobias Licht (links), nimmt sie ins Sortiment auf.
FOTO: ISABELL FINZEL Benedikt Schellinge­r (rechts) und Simon Storz (Mitte) stellen ihre kaltgepres­sten Säfte vor. Der Geschäftsf­ührer der Bäckerei „Licht“, Tobias Licht (links), nimmt sie ins Sortiment auf.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany