Caterina Valente
Es könnte sein, dass jüngere Leser den Namen dieses deutsch-italienischen Superstars der Wirtschaftswunderzeit gar nicht kennen: Caterina Valente, die heute 86 Jahre alt wird, lebt schon lange jenseits des Showgeschäfts im Tessin und verweigert jedes Interview. Zuletzt sah man sie und ihr großes Zirkuslächeln 2005 bei der Verleihung des Ehrenbambis für ihr Lebenswerk. Verhüllt von einem langen schwarzen Mantel, so sprach sie ein paar Dankesworte und gab dem alten Kollegen Paul Kuhn ein Küsschen. Ihre Fans waren seltsam berührt. Sie vermissen bis heute die sprühenden Auftritte der in Paris geborenen Weltbürgerin, die den Soundtrack und das Wohlbehagen für die Partys der 1950er-Jahre und frühen 60erJahre lieferte.
„Ganz Paris träumt von der Liebe“und „Musik liegt in der Luft“– und zwar „Tipitipitiso beim Calypso“. Solche Schlager schmetterte Caterina Valente und tanzte unermüdlich dazu, denn gute Laune wurde dringend gebraucht in der Epoche des Verdrängens und Aufbauens. Die zierliche Brünette, Kind einer berühmten Musikclownin und eines Akkordeon-Virtuosen, war hochmusikalisch und sang mit einer Stimme, die alle Verzagtheit verschwinden ließ. Sie hatte keine Angst vor albernen Titeln wie
„Bim-bambim-bam-Bina“, konnte auch Jazz, trat in den USA neben Dean Martin und Bing Crosby auf und feierte mit dem eher getragenen „Malaguena“einen Welthit.
Nirgendwo war sie so populär wie in Deutschland, wo sie eine eigene Fernsehshow bekam („Bonsoir, Kathrin“) und in Revue-Filmen wie „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“das Glück beschwor. Privat scheiterten zwei Ehen, ihre zwei Söhne aber schwärmen von der liebevollen Mutter Caterina Valente. Und auch das alte Publikum wird sie, wie es in einem ihrer Lieder heißt, „nie, nie, nie, nie vergessen“. Birgit Kölgen