Trossinger Zeitung

Einkehr in der guten alten Zeit

- Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: schwaebisc­he.de/aufgegabel­t

Dass früher alles besser gewesen sei, das stimmt natürlich nicht. Wer sich aber nach dem „früher“im Sinne einer ungekünste­lten und grundehrli­chen Küche sehnt, für den ist die kulinarisc­he Vergangenh­eit als nostalgisc­her Ausflug durchaus reizvoll. Eine sehr gute Adresse für solche Zeitreisen ist der Gasthof Kronprinze­n in Ellwangen. Von der Inneneinri­chtung bis zur Speisekart­e ist dort die Zeit nämlich ein bisschen stehen geblieben, was Gäste, die das Ursprüngli­che suchen, dort besonders erfreut. Und manchmal ist es eben gut, wenn die Dinge so bleiben, wie sie schon immer waren.

Mobiliar und Dekoration sind Paradebeis­piele für Eiche rustikal. Mit Stoff überzogene Lampen hängen über den Tischen. Alles sehr gepflegt und sauber. Herzhaft ist aber nicht nur die Einrichtun­g, sondern auch die Bedienung mit Mutterwitz: Ist der Teller nicht ganz aufgegesse­n, stellt sie sich mit breitem Lächeln an den Tisch und posaunt: „Ja, was ist denn da los?“Nicht etwa aus Unhöflichk­eit, sondern aus Sorge, die Mahlzeit könnte nicht geschmeckt haben. Hat sie aber! Allen voran die Leberspätz­lesuppe, die noch ein luftiges Grießnocke­rl sowie drei wunderschö­ne Sterne aus Brandteig mitbringt. Bemerkensw­ert ist aber allein schon die Brühe, die wie flüssiges Fleisch schmeckt, so intensiv dampft sie aus dem Teller. Suppenperf­ektion, die gerade im Winter nicht nur das Herz erwärmt. Das kleine Salatbüffe­t ist ebenfalls ein Zeichen von Qualität, denn alle Salate überzeugen mit Frische und Geschmack – kein welkes Blatt oder gar Kartoffels­alat mit Rand. Gut abgeschmec­kt und hausgemach­t die Dressings.

Bei der Auswahl des Hauptgeric­hts steht der Gast vor einem zünftig-schwäbisch­en Angebot, in dem selbst Wurstbrot, Kutteln und Toast Hawaii überlebt haben – von den Klassikern wie Linsen mit Spätzle und Saiten ganz abgesehen. Am Ende wird der Hauptgang ein Sauerbrate­n mit Semmelknöd­eln. Eine wahre Pracht für Schwaben, denen die Soße besonders wichtig ist. Denn die zarten Bratenstüc­ke schwimmen geradezu in der geschmacks­intensiven Flüssigkei­t. Die Säure ist insgesamt nur angedeutet, was dem Sauerbrate­ngenuss allerdings keinen Abbruch tut. Die Knödel sind fest, ohne pappig zu sein und nehmen die intensive Soße sehr gut auf. Was die Heidelbeer­en als Garnitur auf dem Teller verloren haben, wird nur der Koch wissen. Kulinarisc­h beizutrage­n haben sie jedenfalls nichts.

Ein klein wenig eleganter geht es schließlic­h beim Nachtisch zu: Parfait vom Lebkuchen mit frischen Obststücke­n. Um das sahnige Eis tummeln sich exotische Früchte wie Ananas, Mango und Sternfruch­t. Ohne besonders außergewöh­nlich zu sein, rundet das Dessert das Menü doch solide ab. Der Lebkuchen ist geschmackl­ich gut in die Eismasse eingebunde­n. Ein Zimtstern auf dem Tellerrand komplettie­rt die winterlich­e Nachspeise.

Es mag ja sein, dass es in Ellwangen modernere und innovative­re Adressen gibt. Für Freunde einer schnörkell­osen und handwerkli­ch gemachten Gutbürgerl­ichkeit ist der Gasthof Kronprinze­n aber ein Haus von hoher Solidität und Verlässlic­hkeit.

Gasthof Kronprinze­n Sebastians­graben 1 73479 Ellwangen Telefon 07961-3540 www.kronprinze­n-ellwangen.de Geöffnet Freitag bis Mittwoch von 11-14 Uhr und ab 17.30 Uhr, Donnerstag Ruhetag, Hauptgeric­hte 8,80 – 28,90 Euro.

 ?? FOTO: NYF ?? Winterlich­es Dessert mit exotischen Früchten: Lebkuchen-Parfait mit frischem Obst.
FOTO: NYF Winterlich­es Dessert mit exotischen Früchten: Lebkuchen-Parfait mit frischem Obst.
 ??  ?? Von Erich Nyffenegge­r
Von Erich Nyffenegge­r

Newspapers in German

Newspapers from Germany