Zurück zum alten Eisen
Die PS-Branche gibt sich bodenständig und konventionell auf der Automesse in Detroit
Autonomes Fahren, Elektroantrieb, Vernetzung – vor einer Woche hat die Automobilindustrie bei der Elektronikmesse CES in Las Vegas noch in der Zukunft geschwelgt. Doch derzeit auf der Detroit Motor Show (noch bis 22. Januar) zeigt sie Neuheiten vor allem nach alter Väter Sitte. Es geht dort wieder mehr um PS als um Bits pro Sekunde.
Im Fokus stehen dabei vor allem Massenmodelle, die vielleicht nicht viele Kritiker-Punkte sammeln, dafür aber umso mehr Kunden ansprechen: Mit dem komplett neuen Toyota Camry und dem gründlich überarbeiteten Ford F-150 drehen sich die meistverkaufte Limousine und der seit Jahrzehnten erfolgreichste Pickup der USA im Rampenlicht. Auch der Chevrolet Traverse, ein SUV von rund 5,20 Metern Länge mit bis zu acht Sitzen, hat das Zeug zum Zulassungshelden.
Die mit Abstand fortschrittlichste Neuheit kommt allerdings aus Deutschland: Mit dem I.D. Buzz zeigt VW ein Auto, das eigentlich noch auf die CES gehört hätte. Der elektrische Kleinbus mit über 600 Kilometern Reichweite ist laut Markenchef Herbert Diess bereits für das autonome Fahren ab 2025 vorbereitet. Wenn man den Stimmen am Stand glaubt, könnte dieses Konzept ab 2021/22 tatsächlich in Serie gehen.
Tiguan mit dritter Sitzreihe Überhaupt sind es einmal mehr die deutschen Hersteller, die sich selbst mit kleineren Neuheiten großes Gehör verschaffen: Mercedes zum Beispiel punktet mit dem Coupé der EKlasse sowie mit neuen Gesichtern für GLA und AMG GT. BMW feiert die Publikumspremiere des angeblich sparsamsten 5er aller Zeiten, der in Detroit auch als Plug-in-Hybrid zu sehen ist. VW streckt den Tiguan als Allspace auf 4,70 Meter und schafft so erstmals Platz für eine dritte Sitzreihe.
Bei Audi steht als neuer Leitbulle der Q-Herde der Q8 Concept. Das Serienmodell des SUV soll 2018 folgen. Als Viertürer mit angedeutetem Coupé-Heck wirkt er trotz seiner stattlichen 5,02 Meter etwas zierlicher und eleganter als der Q7 und ist innen mit einem neuen Bedienkonzept fast ohne Schalter deutlich moderner. Und weil die Zukunft eben doch nicht mehr so weit weg ist, wie sie in Detroit alle glauben machen, hat er, wenn schon keinen reinen Elektro-, dann wenigstens doch einen Plug-in-Hybrid-Antrieb, mit dem er laut Audi 60 Kilometer mit Strom statt Sprit schafft.
Die vielleicht größte Überraschung kommt allerdings von Kia: „Dass wir als einstige Budget-Marke mal ein wirklich leistungsstarkes und leidenschaftliches Auto bauen würden, das hat uns so richtig keiner zugetraut“, sagt der europäische Designchef Gregory Guillaume. Dann rollt er mit gebührendem Stolz den neuen Stinger auf die Bühne: Bis zu 365 PS stark, in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und bis etwa 270 km/h schnell soll sich der Stachel dieser 4,83 Meter langen Coupé-Limousine tief ins Fleisch von Audi A5 Sportback oder BMW 4er Gran Coupé bohren. (dpa)