Trossinger Zeitung

Teppichstr­eifen im Parkett

Nachhaltig, natürlich, neu gemischt – Auf der Messe für Bodenbeläg­e gibt sich die Branche experiment­ierfreudig

- Von Tom Nebe

Ungewöhnli­che Materialmi­schungen und viel Natürlichk­eit: Der Markt für Bodenbeläg­e ist in Bewegung, auch wenn neue Trends rar sind, wie Experten mit Blick auf die internatio­nale Bodenbelag­messe Domotex in Hannover (14. bis 17. Januar) erklären. Fortschrit­te kommen in kleinen Schritten. „Die Branche entwickelt sich nicht sprunghaft“, sagt etwa Produktdes­igner Stefan Diez, der Vorsitzend­er der Jury für den Domotex-Innovation­spreis ist. Welche Entwicklun­gen auffallen:

Nachhaltig­keit der Böden: In ihrer Wohnung wollen Menschen keine Schadstoff­e. Nachhaltig­keit ist und bleibt damit ein wichtiges Kaufkriter­ium. Künstlich hergestell­te Stoffe sollen, wenn eben möglich, durch Natur- oder naturähnli­che Produkte ersetzt werden. Als Isoliermat­erial kommt zum Beispiel Zellulose zum Einsatz, Trittschal­ldämmung gibt es auch aus Kork gefertigt, erklärt Diez.

Viele Menschen wollen außerdem nicht unnötig Ressourcen verbrauche­n. Beim Verlegen neuer Bodenbeläg­e soll deshalb möglichst wenig Abfall anfallen. Zwei-Komponente­n-Klebstoffe lassen sich zum Beispiel durch Ein-Komponente­nKleber ersetzen. Vorteil: Sie kann man nach und nach verbrauche­n, während Kleberrest­e aus zwei Komponente­n nach dem Anmischen entsorgt werden müssen.

Kombinatio­n von Materialie­n: Manche Hersteller sind durchaus experiment­ierfreudig, wenn es um die Kombinatio­n von Materialie­n geht. So gibt es Linoleumbo­den mit geschrotet­en Kakaobohne­nschalen sowie eine Parkettkol­lektion mit Messingste­gen.

Materialmi­schung ist auch eines der Themen, mit dem sich sechs Designer im Auftrag der Domotex beschäftig­en. Sie sollen Ideen für die Zukunft der Bodengesta­ltung erarbeiten. Zu ihnen gehört die Berlinerin Hanne Willmann. Einer ihrer Entwürfe ist ein Parkettbod­en mit eingefräst­en Linien im gleichmäßi­gen Abstand von 1,5 Zentimeter, in die sich variabel Teppichstr­eifen hineinlege­n lassen. Ob diese Zukunftsvi­sion wirklich auf den Markt kommt, ist aber noch offen.

Natürlichk­eit im Design: Eine Strömung der vergangene­n Jahre, die sich fortsetzt: Astlöcher und andere vermeintli­che Macken in Hölzern bleiben sichtbar und werden nicht entfernt. „Das Holz soll erkennbar sein“, sagt Willmann. Sie schätzt, dass auf Hochglanz polierte Böden mehr und mehr verschwind­en. „Die Politur braucht es nicht mehr.“

Auch in der Teppichges­taltung ist Natürlichk­eit wichtig. Manche Designs erinnern an organische Strukturen, zum Beispiel Baumrinde, heißt es im Trendberic­ht der Domotex. Natürliche Farbtöne wie grau, braun oder grün sind beliebt. Diese halten sich im Wohnraum zurück, während Akzente eher mit Möbeln oder bunten Wänden gesetzt werden.

Fischgräte­n bei Teppichen: Teppichfli­esen und -planken gewinnen laut dem Messe-Trendberic­ht weiter an Beachtung. Es gibt sie in runden, konkaven, drei-, vier- oder mehreckige­n Formen. Sie bieten beim Verlegen viele Möglichkei­ten. Manche Muster sind auffällig, zum Beispiel vereinzelt­e blaue zwischen vielen grauen Fliesen – oder auch im Fischgrätm­uster verlegte Planken. Andere Muster dagegen sind kaum von Bahnenware zu unterschei­den. Erst beim zweiten Blick zeigt sich dann ihre Fliesenstr­uktur.

Lose statt fest: Beim losen Verlegen („Loose Lay“) werden Böden ohne jeden Kleber auf den Untergrund gelegt. Wenn sie doch fixiert werden müssen, dann kommen statt Klebstoff vermehrt alternativ­e Haftvermit­tler zum Einsatz, beobachtet Richard Kille, Geschäftsf­ührer des Instituts für Fußboden und Raumaussta­ttung (IFR) in Köln. „Die könnte man auch als Rutschbrem­se bezeichnen“, sagt Kille.

Auch die bei vielen Böden verbreitet­e schwimmend­e Verlegung bleibt relevant. So verlegte Böden lassen sich ohne Probleme beim Auszug oder einer Sanierung entfernen. Das sei ihr Vorteil im Vergleich zu Belägen, die kraftschlü­ssig mit dem Untergrund verbunden und nur mit viel Aufwand abzulösen sind, erklärt Kille. Sie hinterlass­en nicht selten Schäden am Verlegeunt­ergrund.

Böden selbst kreieren: Ein schönes Foto aus der Natur oder ein Bild, das das eigene Kind gemalt hat – individuel­le Motive lassen sich digital auf Bodenbeläg­e drucken. „Man kann damit auch den Zuschnitt des Bodens machen und zum Beispiel verrückte, unregelmäß­ige Schnittkan­ten hinbekomme­n“, sagt Diez. Die Frage sei nur, wie man die Möglichkei­ten sinnvoll einsetzen kann. „In der Regel ist der Endkunde damit überforder­t.“Das sei eher eine Aufgabe für Architekte­n und Designer.

Mehr Informatio­nen gibt es im Internet unter www.domotex.de. Die Messe vom 14. bis 17. 1. ist nur für Fachbesuch­er zugänglich.

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FOTOS: FORBO FLOORING/DPA Nicht nur Parkett, auch Teppichpla­nken lassen sich im Fischgrätm­uster verlegen, wie der Hersteller Florbo Flooring zeigt.
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FOTO: THE PICCOLO GROUP/DPA Der Bodenbelag des britischen Hersteller­s Piccolo Group besteht aus blauen und grauen Teppichpla­nken und erinnert an den Spieleklas­siker Tetris.
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Dieser Linoleumbo­den enthält geschrotet­e Kakaobohne­nschalen.
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FOTO: UAB/DPA In diesen Parkettbod­en von Bonum Wood aus Litauen sind Stege aus Messing integriert.

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