Renommierte Weingüter
Brunello-Weine mit Charme und Finesse
Zu den Traditionalisten zählt das Brunello- Haus der ersten Stunde Biondi-Santi Il Greppo, die ihren Jahrgangs-Brunello ebenso wie die Riserva im großen Holzfass verfeinern und zu Ehrfurcht gebietenden Preisen auf den Markt bringen. Auch Lisini, bei denen mit Franco Bernabei einer der führenden Önologen Italiens beratend tätig ist, gehören in diese Reihe und bringen einen tief kirschfruchtigen Brunello, eine klassische Riserva und den betörend eleganten, fein gewirkten und komplexen Einzellagen-Ugolaia auf den Markt.
Genauso hält man es bei Il Poggione, wo Jahr für Jahr herausragende, mächtige, aber dennoch elegant strukturierte Weine zu verbraucherfreundlichen Preisen produziert werden. Last but not least ist hier auch das kleine Weingut Il Marroneto einzuordnen, dessen Brunello mit beinahe burgunderhafter Milde aufwartet. Getoppt wird dieser im eigenen Stall von der verschwenderisch reichen Selezione Madonna delle Grazie. Den burgunderhaft eleganten, von kühlem Charme geprägten Stil pflegt auch das Weingut Salicutti, wo das Attribut „klein, aber fein“wie maßgeschneidert passt, mit seinem Brunello und der Riserva, beide in Allierund slawonischer Eiche unterschiedlicher Größe ausgebaut.
Die Fattoria dei Barbi, zweiter Stammvater des Brunello, bietet unter der Leitung von Stefano Cinelli Colombini einen Brunello von hoher Qualität, eine an Zuverlässigkeit schwer zu übertreffende Riserva und den muskulösen Vigna del Fiore an, alle mit einem Affinamento in Eichenfässern von ungleich großem Fassungsvermögen und preislich attraktiv. Insofern gilt die 70 Jahre alte Philosophie des Giovanni Colombini noch heute: Brunello soll getrunken, nicht angeschaut werden. Umgedacht haben die Verantwortlichen bei Altesino, wo man um die Jahre 1979/80 als erstes Weingut in Montalcino Carati (Barriques) verwendet und sich damit den Ruf eines Modernisten eingehandelt hatte, und bauen den untadelig ausgewogenen Brunello heute in großen Fässern aus slawonischer Eiche aus. Nur der facettenreichen Toplage Montosoli ist dazuhin ein kurzes Tête-à-Tête mit dem Barrique vergönnt. Casanova di Neri geben ihren charaktervollen, Eleganz und Rasse verströmenden Brunello in das Fuder, die mächtige und dennoch raffiniert fein geschliffene, hochpreisige Tenuta Nuova in das kleine Holz. Auch bei Uccelliera, wo man mit seinen früh zugänglichen Weinen in beispielhafter Weise die Balance zwischen Tradition und Fortschritt gefunden hat, und bei Fuligni wird mit großen Fässern und dem maßvollen Einsatz von Barriques gearbeitet. Klassische, elegante Brunelli mit Charme und Finesse sind bei beiden das großartige Resultat. Auf Gebinde aus Allier-Eiche unterschiedlicher Größe setzt man auf dem vom Rechtsanwalt Gabriele Mastrojanni gegründeten gleichnamigen Weingut, wo den heutigen Eigentümern mit Maurizio Castelli ein weiterer Top-Önologe zur Seite steht. Die Weine sind extraktreich, in ihrer Jugend gerbstoffgeprägt und haben das Alterungspotenzial eines Langstreckenläufers.
Traditioneller Ausbau wird auch im Kultweingut Poggio di Soto großgeschrieben, das seinen denkwürdigen Brunello ebenso wie die grandiose Riserva im großen Fuder aus slawonischer Eiche ausbaut und in beinahe homöopathischen Mengen hochkomplexe, burgunderhaft elegante, vielgesuchte Weine zu einem markant über das Alltagsbudget hinausreichenden Preis produziert. (jkl)