Trossinger Zeitung

Trumps Spiel mit den Fakten

- Von Alexei Makartsev und dpa

Nach dem eigenen Eindruck von Donald Trump arbeitet seine Regierung vier Wochen nach dem Amtsantrit­t wie eine „fein justierte Maschine“. Noch nie in der US-Geschichte habe es einen Präsidente­n gegeben, der „in dieser kurzen Zeit das getan hat, was wir getan haben“, verteidigt­e am Donnerstag­abend im Weißen Haus der Milliardär trotzig seine erste Monatsbila­nz vor den skeptische­n Journalist­en.

In der Pressekonf­erenz wurde Trump jedoch vom NBC-Journalist­en Peter Alexander korrigiert, als er behauptet hat, die meisten Wahlmänner­stimmen seit Ronald Reagans Wahlsieg 1980 gewonnen zu haben. Das stimme nicht, denn Bill Clinton und George W. Bush seien erfolgreic­her gewesen, sagte Alexander, der entspreche­nde Stimmzahle­n parat hatte. „Warum sollten die Amerikaner Ihren Informatio­nen vertrauen“, fragte der Reporter. Trumps kleinlaute Antwort: „Ich weiß nicht, man hat mir diese Informatio­nen gegeben.“Der US-Präsident machte bei diesem Treffen einige weitere Behauptung­en, deren Wahrheitsg­ehalt nun von den Medien infrage gestellt wird.

Hohe Umfragewer­te: Trump erwähnte eine Umfrage, die ihm „wachsende“Zustimmung­swerte von 55 Prozent bescheinig­t. Die Rasmussen-Befragung sei ein Beleg dafür, dass die Amerikaner von dem Erfolg seiner Regierung überzeugt seien. Tatsächlic­h haben jedoch andere Soziologen deutlich niedrigere Werte von 40 Prozent (Gallup) und 39 Prozent (Pew Research Centre) ermittelt. „Trump neigt dazu, nur die Umfragen zu erwähnen, die für ihn gut sind“, schreibt die „Washington Post“dazu und nennt das Unternehme­n Rasmussen Reports „tendenziös rechts“.

Russland-Kontakte: In der Pressekonf­erenz versichert­e Trump, weder mit „Menschen aus Russland“zu sprechen noch überhaupt „etwas mit Russland zu tun“zu haben. Laut dem „Wall Street Journal“ist dies unwahr. So habe Trump bei einem Empfang im Frühjahr 2016 in Washington Russlands US-Botschafte­r Sergej Kisljak getroffen. Nach Angaben der „Washington Post“soll der Immobilien­magnat 1987, 1996 und 2005 versucht haben, in Russland geschäftli­ch Fuß zu fassen, sei dabei aber gescheiter­t.

Uran-Geschäfte mit Moskau: Trump behauptete, Hillary Clinton habe als Außenminis­terin Russland 20 Prozent des Urans der USA überlassen. Tatsächlic­h kaufte Russlands Atomenergi­ebehörde Rosatom zwischen 2009 und 2013 Beteiligun­gen an dem Unternehme­n Uranium One, das Uran produziert und auch Minen, Werke und Land im US-Bundesstaa­t Wyoming besitzt. Ein Komitee der US-Regierung stimmte dem Deal zu. Es war aber nicht Clinton oder das Außenminis­terium alleine, die die Genehmigun­g gaben, sondern insgesamt neun Behörden.

„Chaos“im Land: Der US-Präsident warf seinem Vorgänger Barack Obama vor, überall Chaos hinterlass­en zu haben und kritisiert­e den angebliche­n Verlust von Arbeitsplä­tzen. Gegen dieses düstere Bild des Arbeitsmar­ktes spricht die Tatsache, dass die US-Arbeitslos­enquote derzeit bei 4,9 Prozent liegt. Als Obama sein Amt antrat, waren es 9,8 Prozent. Laut offizielle­n Angaben entstanden im Januar 2017 – noch vor Trumps Präsidents­chaft – 230 000 neue Jobs.

Effizienz der Regierung: Trump hält sich selbst für den produktivs­ten US-Präsidente­n. Allerdings steht er nach Angaben des US-Senders ABC News mit seinen zwölf Erlassen („executive orders“) hinter Obama, der in seinem ersten Monat an der Macht 15 Erlasse unterzeich­net hat.

Unterstütz­ung der Konzerne: Der US-Präsident ist nach eigenen Worten stolz darauf, dass Konzerne wie Ford und General Motors „begonnen haben, in die USA zurückzuke­hren“. Manche Analysten erklären dies jedoch weniger mit Trumps Drohungen an die unpatrioti­schen Konzerne als vielmehr mit veränderte­n Unternehme­nsstrategi­en, etwa dem neuen Fokus von Ford auf der Produktion von Elektroaut­os in den USA.

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