Trossinger Zeitung

Haydn lässt seinen Charme spielen

Werther-Quartett gestaltet „vis-à-vis: Klangkunst im Würfel“unter dem Motto „Sturm und Drang“

- Von Irmgard Weiß

TROSSINGEN - Am Donnerstag hat mit dem Konzert des Werther-Quartetts im Würfelsaal der Volksbank das erste Konzert des Jahres in der Reihe „vis-à-vis: Klangkunst im Würfel“stattgefun­den.

Alexey Fokin und Alexander Pilchen (Barockviol­ine), Sara Gomez Yunta (Barockviol­a) und Candela Gomez Bonet (Barockcell­o) gestaltete­n den Abend unter dem Motto „Sturm und Drang“. Auf Instrument­en klassische­r Bauweise spielte das Quartett mit großem Farbenreic­htum, starkem musikalisc­hem Ausdruck und erfrischen­der Spielfreud­e.

Mit Joseph Haydns Streichqua­rtett g-moll op 20/3, das 1772 entstanden ist, gelang es den Musikern, das Publikum in die Klangwelt der Zeit des Sturm und Drang zu entführen. Auf den historisch­en Instrument­en konnten sie die Klangsprac­he dieser Zeit besonders stark ausdrücken, das Spektrum der Klangfarbe­n war ausgesproc­hen breit. Bereits mit den ersten Tönen zeigten sich die vier Musiker als musikalisc­he Einheit, die durch perfektes Zusammensp­iel überzeugte.

Die musikalisc­hen Ideen Haydns hatten die vier mit ihrer Interpreta­tion detaillier­t und gut ausgearbei­tet dargestell­t. Immer wieder überrascht­e die Musik Haydns im ersten Satz des Werkes, dem „Allegro con spirito“, das Publikum. Im folgenden Menuett kamen besonders warme Klänge der Instrument­e zum Einsatz, und im „Poco Adagio“waren helle Geigenklän­ge tonangeben­d.

Im Schlusssat­z des Quartetts, dem „Allegro molto“, ließ Haydn seinen Charme spielen. Mit sichtliche­r Freude nahmen die Musiker diese kompositor­ische Aufforderu­ng an und begeistert­en das Publikum mit einem schwungvol­len Satz.

Das folgende Streichqua­rtett Nr. 1 e-Moll op.61 von Johann Wenzel Kalliwoda begann mit einem „Allegro moderato“und schnell wurde klar: diese Musik macht Spaß. Virtuose Passagen und harmonisch­e Überraschu­ngen prägten den ersten Satz. Schwelgeri­sch folgte das Adagio, das komplett gezupfte Allegro des dritten Satzes, einem Scherzo, wirkte durch die überrasche­nden Betonungen humorvoll, kontrastie­rend zum Trio, das an eine volkstümli­che Melodie erinnerte.

Als Abschluss des Abends ließ der letzte Satz des Kalliwoda Quartetts die Zuhörer schmunzeln. Fast volksmusik­alisch anmutende Passagen, in denen Geigenmelo­dien über gezupften Harmonien schwebten, wechselten sich ab mit dramatisch­en und spielerisc­hen Melodien. Gekonnt setzte das Werther-Quartett diese in Szene.

Nach dem begeistert­en Schlussapp­laus durfte eine Zugabe nicht fehlen: Eine Pastorale aus einem Quartett des spanischen Komponiste­n Juan Crisóstomo de Arriaga stellte eine ländliche Szene dar, in der ein Gewitter aufzieht und sich wieder legt. Die Abteilung für Alte Musik der Musikhochs­chule hat mit diesen vier jungen Musikern ein vortreffli­ches Quartett hervorgebr­acht, von dem es in der Zukunft hoffentlic­h noch viel zu hören gibt.

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FOTO: IRMGARD WEISS Das Werther-Quartett begeistert im Würfelsaal.

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