Keine Windräder auf dem Weilheimer Berg
Gemeinderat von Seitingen-Oberflacht zieht Schlussstrich unter jahrelange Diskussion
SEITINGEN-OBERFLACHT - Der Gemeinderat Seitingen-Oberflacht hat sich ohne Gegenstimme gegen Windräder auf dem Weilheimer Berg ausgesprochen. Meinrad Zepf enthielt sich der Stimme. Damit ist so gut wie sicher, dass der Flächennutzungsplan der Verwaltungsgemeinschaft Tuttlingen nur noch fünf Konzentrationszonen für Windkraftanlagen haben wird. Der Gemeinderat Rietheim-Weilheim entscheidet am Montag, hatte sich im Vorfeld aber mit den Kollegen aus SeitingenOberflacht auf eine gemeinsame Marschrichtung verständigt.
Es sei nicht gerechtfertigt, noch mehr Geld und Energie in ein Projekt zu stecken, das aller Voraussicht nach nie verwirklicht werde, begründete Heike Mink ihre Entscheidung gegen die Windkraft. Ein Festhalten an einem Windkraftstandort Weilheimer Berg werde kaum rechtssicher sein und immer Gefahr laufen, angefochten zu werden. „Wir müssen da raus“, sagte Otto Ilg, der gleichzeitig betonte, ein Befürworter der Windkraft zu sein und die Beeinträchtigungen für akzeptabel zu halten. Aber die Gemeinde sei von anderen Voraussetzungen ausgegangen, als sie sich vor rund fünf Jahren auf den Weg in Richtung Windkraft gemacht habe: zum einen von einem größeren Gebiet, auf dem mehr Windräder Platz gehabt hätten, zum anderen von einer Akzeptanz bei den Bürgern. Jetzt stelle sich auch noch der Artenschutz als „ein Riesenproblem“heraus, so dass er nur empfehlen könne, einen Schlussstrich zu ziehen.
Das Signal des Regierungspräsidiums, den Flächennutzungsplan auch ohne die Fläche Weilheimer Berg genehmigen zu können, mache die Entscheidung leichter, sagte Ralf Sulzmann. Für ihn bliebe nach Monaten und Jahren der Diskussion die Erkenntnis: „Es geht nicht, denn man will es nicht.“Und wenn nicht einmal die grün geführte Landesregierung der Windkraft gegenüber dem Artenschutz einen Vorrang einräume – „wofür will ich mich dann noch verkämpfen?“
Meinrad Zepf gab den Gegnern von Windrädern auf dem Weilheimer Berg mit auf den Weg, dass man nicht einerseits Kohle- und Atomkraftwerke abschalten und trotzdem die Windkraft verhindern könne, wenn man rund um die Uhr Strom haben wolle. „Wenn wir saubere Energie wollen, müssen wir auch die Nachteile in Kauf nehmen.“
Bürgermeister Bernhard Flad fasste die entscheidenden Argumente für die Ablehnung eines Windkraftstandortes Weilheimer Berg zusammen: Es gebe zwei sich widersprechende Gutachten dazu, ob das Vogelvorkommen in dem betreffenden Gebiet eine Windkraftnutzung zulasse. Die Landschaft werde in einem anderen Gutachten als absolut schützenswert eingestuft. Auch ohne eine explizite Bürgerbefragung habe man in Informationsveranstaltungen und über eine Unterschriftenliste den Eindruck gewonnen, dass das Projekt in der Bevölkerung abgelehnt werde und schließlich sei zu befürchten, dass im weiteren Verfahren der Fortschreibung des Flächennutzungsplans weitere substanzielle Einsprüche eingebracht würden. Letztlich wurde eine Weiterverfolgung einer Konzentrationszone für Windräder auf dem Weilheimer Berg „insbesondere aus Gründen des Artenschutzes und aus einer gesamtpolitischen Betrachtung“verworfen.
Gleich mehrere Räte machten deutlich, dass der Ton in den vergangenen Wochen und Monaten ziemlich rau und der Druck, dem sie ausgesetzt waren, ziemlich hoch geworden ist. So schilderte Otto Ilg, viele Windkraftgegner seien ihm nicht mit Respekt, sondern mit Hetze und Missgunst begegnet. Und Timo Marter berichtete von „Angriffen, die mir die Lust am Ehrenamt vermiesen“.
Vor der Aussprache im Gemeinderat hatte aus dem Zuschauerraum Jürgen Mentzel zu bedenken gegeben, dass ein Verzicht auf die Konzentrationszone Weilheimer Berg das Problem exportiere. „Das Landschaftsbild mag schützenswert sein. Aber sind wir dann berechtigt, das Landschaftsbild woanders zu zerstören?“
208 000 Euro hat die Gemeinde im Vorfeld für Untersuchungen, Windmessung und Gutachten bezahlt. Geplant war, diese Ausgaben durch die Verpachtung von Windkraftflächen oder den Einnahmen durch die Windräder zu refinanzieren. Wie man denn nun gedenke, die Ausgaben zu kompensieren, wenn man keine Windräder zulasse, wollte Mentzel wissen. Der Gemeinderat habe sich dazu schon Gedanken gemacht, versicherte Flad. Über Lösungsansätze werde man „zu gegebener Zeit“berichten. Von einem Zuhörer nach den Ergebnissen der Windmessungen gefragt, stellte der Bürgermeister klar, dass er diese – für potenzielle Investoren sehr wertvollen – Daten nicht veröffentlichen werde.
„Wir müssen da raus“, sagt Otto Ilg, Gemeinderat in Seitingen-Oberflacht