„Lehrer brauchen Rückhalt“
Aldinger Gemeinschaftsschule zeigt grüner Abgeordneter Dorothea Wehinger ihr Konzept
ALDINGEN - Drei verschiedene Schulniveaus in derselben Klasse, und zwar auch noch je nach Begabung in jedem Fach unterschiedlich – diese Herausforderung meistert die Gemeinschaftsschule Aldingen mit einem ausgeklügelten Konzept. Das hat am Freitag die auch für den hiesigen Wahlkreis zuständige Landtagsabgeordnete der Grünen, Dorothea Wehinger aus Singen, bei einem Besuch, begleitet vom Grünen Kreisvorsitzenden Alois Kapfer, Kreisrätin Susanne Reinhardt-Klotz und der Landtagskandidatin Angelika Störk erfahren.
Kritische Töne gab es seitens Angelika Störks und weiterer Teilnehmer der Gesprächsrunde gegenüber den Plänen der Bildungsministerin, in den Realschulen ganze Hauptschul-Züge einzurichten. Das würde nämlich bedeuten, dass nicht nur Schüler einer Schulart von Lehrern einer anderen Schulart unterrichtet werden, sondern auch noch in separaten Klassen und damit womöglich stigmatisiert.
Das integrative Element ihrer Schule, betonte hingegen Christine Müller, Mitglied der Schulleitung, in ihrer Präsentation. Was die Schule in den vergangenen drei Jahren wachsen lassen hat, gleicht einer „eierlegenden Wollmilchsau“. Heißt: Im Lernkonzept ist Leistungsorientierung mit Stärkenförderung, eigenverantwortliches Lernen und Lernstruktur plus Selbstreflexion und Kontrolle, Sozialkompetenzen und Persönlichkeitsförderung verknüpft mit enger pädagogischer Zusammenarbeit im Kollegium und mit den Eltern. Das Ziel: „Lebenskompetenz“im intellektuellen Sinn, aber auch bezogen auf die Persönlichkeit als Ganzes.
Müller, Rektor Albert Grimm und Konrektor Kurt Häberle sowie die beiden Gesamt-Elternvertreter Matthias Frank und Susanne Brandeburg, weitere Eltern und Lehrkräfte diskutierten mit den Gästen im, vor und nach einem Rundgang in den sechsten Klassen die Herausforderungen der Gemeinschaftsschule. Vor allem Deputatsstunden für die Feedbackgespräche müssten zur Verfügung gestellt werden. Überhaupt gab Müller Wehinger nach Stuttgart mit: „Lehrer brauchen Rückhalt. Momentan haben wir ihn nicht unbedingt.“
Sie schilderte, dass das Austüfteln und Umsetzen von Lehr- und Stundenplänen die Lehrerteams zum ständigen Austausch über Schüler, Unterrichtsinhalte und zur ständigen Weiterentwicklung zwinge. Dasselbe gelte für die mindestens dreiwöchig stattfindenden Feedbackgespräche mit den Schülern sowie der permanente schriftliche Kontakt mit den Eltern über ihre Kinder. Und das Ganze so, dass Leistungsanreize nicht entlang der ursprünglichen Einstufung, sondern entlang der tatsächlichen Stärken geschehen würden: „Wenn ein Schüler in einem Fach gut ist und dies gespiegelt bekommt, zieht dies andere Fächer oft nach“, so Müller. Und zur wachsenden Eigenstrukturierung: „Es ist unglaublich, was Kinder können, wenn man sie lässt.“Das bestätigte Störk: 70 Prozent der Gemeinschaftsschüler, die hauptsächlich mit Hauptschulniveau eingestuft worden seien, habe mindestens ein Fach, in dem sie mittleres oder Gymnasialniveau erreichten. Die Aldinger Schule habe aber auch die Grenzen erlebt: Vierzügigkeit sei nicht zu bewältigen, weshalb, so Fahrländer, die Gemeinde bei ihrer geplanten „Zehn-Millionen-Investition“in die Schule eine dauerhafte Dreizügigkeit im Blick hat. Inzwischen lehne die Schule auch Schüler ab, die unterm Jahr von anderen Schulen wechseln wollten. Den Eltern müsse bewusst sein: „Dass man an diese Schule darf, hat einen Stellenwert“, so Grimm.