Sabine Essinger kennt keine Grenzen
Die Kabarettistin überzeugt im Foyer des Landratsamts ihr Publikum
TUTTLINGEN - Charmant, witzig – und ein bisschen angriffslustig, so schlägt die „schwäbische Schwertgosch“Sabine Essinger am Donnerstagabend im Foyer des Tuttlinger Landratsamtes zu. Das Publikum erreicht die Kabarettistin mit ihrem Programm „Das tut weh“von Beginn an sofort und es dankt ihr mit fröhlichem Lachen und herzhaftem Applaus.
Das Herz trug Berta Fleischle, die „Ur“-Mutter der fantasievollen, begeisternden Kabarett-Familie, an diesem Abend nämlich sprichwörtlich „auf der Zunge.“Sabine Essinger, die Frau mit dem ausgeprägten Migrationshintergrund – sie hat halb badische, halb schwäbische Wurzeln - schaffte es mühelos die unterschiedlichsten klischeehaften Alltagssituationen und Eigenheiten der Schwaben, ab und an auch der Badener, auf die Bühne zu holen, und mit viel Sinn für die feinsten Nuancierungen und einer faszinierenden Mimik und Gestik eindrucksvoll zu präsentieren. Beeindruckende Wandlungsfähigkeit Stimmgewaltig, mal in breitestem schwäbisch, mal im badisch angehauchten Slang oder sogar als hochmotivierte Supermami in hochdeutsch parlierend, bewies sie ihre beeindruckende, blitzschnelle Wandlungsfähigkeit: Köstlich mal als altkluges Baby, als genervte Stewardess der super sparsamen Schwaben-Airlines, als einfältige Tochter und Gafferin („das ist besser als jede Reality-Show“) Yvonne Fleischle, trauernde „schwarze Witwe“oder strickende, altersweise Oma – für Sabine Essinger schien es keine Grenzen zu geben. Sie verkörperte jede Rolle so perfekt, dass das Publikum aus dem Staunen – und Lachen – nicht mehr herauskam.
So mancher im Publikum erkannte sich in einigen der überspitzen, witzigen und hintersinnigen Alltagsszenarien gewiss auch wieder, und zeigte sofort Verständnis dafür, dass die Kabarettistin überhaupt kein Verständnis für die vielen Schwaben-Spar-Witze hatte. „Schaffe, schaffe Häusle baue, ond de Hund verkaufe, selber belle. Warum“, fragte sie das Publikum, gäbe es so viele Witze über die Schwaben, aber kaum einen über die Badener? „Dabei“, so die Kabarettistin, „ist der Badener an sich doch schon ein Witz“. Was ihr einige fröhlich geraunte Proteste aus dem gut gelaunten Publikum einbrachte.
Dass sie nicht nur mit „der Gosch“super gut drauf ist, sondern auch noch singen und musizieren kann, bewies Sabine Essinger an diesem Abend mehrmals. Schon der Einzug mit dem Dudelsack, den sie natürlich zu allem möglichen zweckentfremdete, Laubbläser, Staubsauger und vieles mehr, sorgte für Laune. Aber auch mit dem Akkordeon, der kreischenden E-Gitarre, oder der Mundharmonika, die ihr eigentlich ja gar nicht liegt, – denn dann kann sie ja nimmer „schwätze“– und vor allem mit ihrer tollen, wandelbaren Stimme überzeugte die Kabarettistin ihr Publikum.
Nach dem kurzweiligen Abend forderte dieses mit langanhaltendem Applaus noch eine Zugabe, die Sabine Essinger mit dem spitzbübischen Kommentar, „gell, ihr wolltet no e weng mehr habe für euer Geld“, auch gerne gab.