Mit dem Thai House wird’s Frühling am Gaumen
Gerade wenn er trübselig aus dem Fenster blickt und dort eines aschefarbenen Graus ansichtig werden muss, sehnt sich der Mensch nach ein bisschen Seelenwärme. Nach ein wenig kulinarischem Feuer, das zwar zündet, den Gaumen aber nicht gänzlich abfackelt. Wir sind ja schließlich Mitteleuropäer der gemäßigten Art und bevorzugen daher Speisen von moderater Schärfe. Das reizvolle Aromenspiel von rotem Pfeffer, Koriander, Zitronengras und sanfter Kokosmilch ist eines der Markenzeichen thailändischer Küche und kommt in solchen Momenten gerade recht.
Schauplatz dieses exotischen Ausflugs ist das Thai House in Weißensberg bei Lindau. Dieses Restaurant ist ein Ableger des gleichnamigen Hauses auf der Lindauer Insel, das dort seit vielen Jahren für eine leichte Küche des klaren Geschmacks und Rohstoffe ausgezeichneter Qualität steht – die Inhaberin importiert viele Küchengeheimnisse direkt aus ihrer thailändischen Heimat. Dem Restaurant in Weißensberg sieht man seine bewegte Geschichte an: Ehemals bekannt als Jägerhaus mit gutbürgerlicher Küche, haben Wirte an diesem Standort eine Reihe anderer Konzepte versucht – zuletzt ein mexikanisches. Und nun also Thai. Gegen das urwüchsige Ambiente aus rustikaler Eiche setzten die Inhaber sanfte Farben und Bambus, im Eingangsbereich begrüßt eine steinerne Statue die Gäste. Die Betonung des Asiatischen geschieht aber durch zurückhaltende Akzente. Doch am netten Ambiente kann der hungrige Gast nicht knabbern. Darum: Her mit der Speisekarte! Sogleich trägt eine resolute Dame sie an den Tisch. Das Angebot ist erfreulicherweise nicht heillos überladen wie oft in asiatischen Restaurants, die der Fülle nur noch mit vierstelligen Nummern Herr werden können. Da ist das Thai House wohltuend anders – zumindest was die Mittagszeit angeht. Zur Vorspeise verspricht der Glasnudelsalat gute Unterhaltung am Gaumen. Und dieses Versprechen löst das Gericht mühelos ein: Die Hauptrollen spielen neben den engelshaargleichen Glasnudeln glasig gebratene Garnelen, Frühlingszwiebeln, Stangensellerie, Koriander und Chili. Das Salatbett aus Römersalat sorgt für krachende Knackigkeit. Die gerösteten CashewKerne komplettieren das Gericht mit nussigen Noten. Was die Geschmacksnerven mit Freude zur Kenntnis nehmen: Die Dosierung von Schärfe, Säure, Salz und Süße sorgt für ein ausgewogenes Aromenverhältnis und vermittelt insgesamt das Gefühl von großer Frische.
Dass die thailändische Küche auf schnelle Verarbeitung und kurze Garzeiten setzt, merkt der Gast im Thai House nicht nur an den geringen Wartezeiten, sondern am knackigen Gemüse, das etwa im roten und mildscharfen Curry seinen Eigengeschmack gut entfaltet. Gleiches gilt für den Tintenfisch in gelbem Curry, der einen sanften Biss hat. Die Sauce auch hier von freundschaftlicher Schärfe, ohne dass der Schweiß auf die Stirn tritt.
Ein Wort noch zum Reis: Es ist jeweils außerordentlicher Basmati von schönster Körnigkeit. Er vermählt sich ideal mit der Soße, die von bissfestem Gemüse nur so wimmelt. Eine bessere Medizin gibt’s kaum an einem trübseligen Wintertag. Restaurant Thai House Rothkreuz 22 88138 Weißensberg Telefon 08389-9237966 www.thaihouse-lindau.de Geöffnet täglich 12-14 und ab 18 Uhr, Samstagmittag geschlossen, Hauptgerichte 11-19 Euro. Weitere Aufgegabelt-Folgen: schwaebische.de/aufgegabelt