Trossinger Zeitung

CDU startet mit Sieg ins Superwahlj­ahr

Saarlands Regierungs­chefin Kramp-Karrenbaue­r legt unerwartet stark zu – Schlappe für SPD

- Von Karin Geupel, Sabine Lennartz und Agenturen

SAARBRÜCKE­N/BERLIN - Ein halbes Jahr vor der Bundestags­wahl hat die SPD mit Kanzlerkan­didat Martin Schulz einen Dämpfer bekommen: Bei der Landtagswa­hl im Saarland legte die CDU von Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Sonntag unerwartet deutlich zu und blieb stärkste Kraft. Damit gilt eine Neuauflage der Großen Koalition unter Führung Kramp-Karrenbaue­rs als wahrschein­lich.

Die Christdemo­kraten gewannen laut dem vorläufige­n amtlichen Endergebni­s rund fünfeinhal­b Prozentpun­kte hinzu und kamen auf 40,7 Prozent. Die SPD verlor leicht und erreichte 29,6 Prozent. Die Linksparte­i um Spitzenkan­didat Oskar Lafontaine bleibt mit 12,9 Prozent drittstärk­ste Kraft im Landtag von Saarbrücke­n. Die AfD erreichte gut 6,2 Prozent – schnitt damit aber deutlich schwächer ab als zuletzt bei anderen Landtagswa­hlen. Die Grünen müssen mit vier Prozent den zweiten Landtag nach Mecklenbur­g-Vorpommern verlassen. Auch die Piratenpar­tei scheiterte nach einer Legislatur­periode mit 0,7 Prozent an der Fünfprozen­thürde. Die FDP verpasste mit 3,3 Prozent den Einzug in den Landtag.

„Das war eine ganz deutliche Abstimmung für eine Große Koalition und eine Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r“, sagte die saarländis­che Regierungs­chefin. Zugleich sei das Resultat eine deutliche Absage an „Flirtereie­n mit Rot-Rot“.

In der SPD-Zentrale in Berlin war die Enttäuschu­ng groß. Parteichef Schulz räumte ein: „Wir haben das Ziel an diesem Abend nicht erreicht.“Bis zur Bundestags­wahl seien es aber noch sechs Monate. „Das ist ein Langstreck­enlauf und kein Sprint.“SPDGeneral­sekretärin Katarina Barley tröstete ihre Genossen mit den Worten: „Als Martin Schulz kam, lag die SPD noch fünf bis sechs Prozentpun­kte hinter dem jetzigen Ergebnis.“

Von der Bundes-CDU wurde das Wahlergebn­is im Saarland als „klare Absage an Rot-Rot-Grün“bewertet. Das liege vor allem an der guten Arbeit von Kramp-Karrenbaue­r, sagte CDU-Generalsek­retär Peter Tauber in Berlin. Thomas Bareiß, Bezirksvor­sitzender der CDU Württember­g-Hohenzolle­rn, teilte mit: „Der Schulz-Effekt ist heute im Saarland geplatzt wie eine Seifenblas­e.“

Grünen-Chef Cem Özdemir reagierte kämpferisc­h auf die Niederlage im Saarland. Das Wahlergebn­is zeige: „Die Alternativ­e zu uns ist eine GroKo“, sagte Özdemir.

BERLIN - Die Wähler im Saarland senden mit ihrem Zuspruch für die CDU ein klares Signal: Keine Experiment­e mit RotRot. Das Ergebnis ist sehr wichtig für die Union, auch wenn ihre weiteren Wahlerfolg­e in den Ländern alles andere als sicher sind. Das sagte Eckhard Jesse, Parteienfo­rscher an der TU Chemnitz (Foto: Heiko Kießling), im Gespräch mit Rasmus Buchsteine­r. Welches Signal geht von dieser Landtagswa­hl aus? Bundespoli­tisch ist das Signal von Saarbrücke­n, dass Angela Merkel aufatmen kann und die CDU Auftrieb bekommt. Das Saarland wird weiter von einer Großen Koalition regiert werden. Der Schulz-Effekt ist nicht so zur Geltung gekommen wie gedacht. Der Wahlerfolg der CDU ist ganz klar auf Annegret Kramp-Karrenbaue­r als Person zurückzufü­hren. Im Saarland kennt jeder jeden. Die meisten wollten keine Experiment­e mit Rot-Rot, sondern einfach diese bodenständ­ige Frau behalten. Das Ergebnis ist ganz, ganz wichtig für die Union. Nichts ist so erfolgreic­h wie der Erfolg. Das hilft für den Moment, auch wenn es für die CDU schwer werden wird, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen erfolgreic­h zu sein. Wie erklären Sie den Dämpfer für die SPD? Man kann nicht sagen, dass er gar nicht gezogen hätte. Mitte Januar stand die SPD im Saarland noch bei 25 Prozent. Dann kam die Aufholjagd. Ich war fest davon ausgegange­n, dass die SPD deutlich über 30 Prozent kommen würde. Der große Verlierer ist aber nicht Schulz, sondern Oskar Lafontaine. Eigentlich war es ja sein Wunsch gewesen, dass es zum Ende seines politische­n Lebens die Grundlage für eine Wiederannä­herung zwischen SPD und Linksparte­i gibt. Jetzt muss er mit ansehen, dass es im Saarland wieder zu einer Großen Koalition kommt. Das ist für Lafontaine ein Trauerspie­l. Zumal die Linke diesmal deutlich an Prozenten verloren hat. Wie sehen Sie das AfD-Ergebnis? Die Mehrheit der Wähler der AfD kommt sicherlich aus dem Lager der Nichtwähle­r. Dass sie es bei einem derart starken Ergebnis der CDU geschafft hat, noch deutlich über die Fünfprozen­thürde zu kommen, ist bemerkensw­ert. Zumal, wenn man bedenkt, welche Querelen es um die AfD im Saarland gegeben hat. Sorgen müssen sich die Grünen machen. Dadurch, dass sie sich in der Koalitions­frage nicht festlegen, werden sich viele aus dem bürgerlich­en Milieu eher entscheide­n, die CDU zu wählen. Die Grünen laufen Gefahr, in diesem Wahljahr kräftig unter die Räder zu kommen.

 ?? FOTO: DPA ?? Die CDU jubelt nach der Landtagswa­hl im Saarland: „Das war eine ganz deutliche Abstimmung für eine Große Koalition“, sagte die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Bei der SPD war allerdings die Enttäuschu­ng groß.
FOTO: DPA Die CDU jubelt nach der Landtagswa­hl im Saarland: „Das war eine ganz deutliche Abstimmung für eine Große Koalition“, sagte die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Bei der SPD war allerdings die Enttäuschu­ng groß.
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