Trossinger Zeitung

Erst die Polizei- und nun die Leitstelle­n-Reform?

Die DRK-Kreisverbä­nde positionie­ren sich – Statt derzeit 34 vielleicht nur noch acht oder zehn Standorte im Land

- Von Steffen Maier und Cornelia Spitz

SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS - Wer im Landkreis die Notrufnumm­er 112 wählt, landet in der Integriert­en Leitstelle in Villingen-Schwenning­en – noch. In Zukunft vielleicht in Tübingen, Balingen oder Tuttlingen?

Landesweit werden Leitstelle­n auf den Prüfstand gestellt. Viele sehen die mögliche Entwicklun­g mit Sorge, die DRK-Kreisverbä­nde bringen sich bereits in Position. Mit dem Projekt der Evaluierun­g der Leitstelle­n im Land befasst sich seit wenigen Wochen eine Lenkungsgr­uppe im Auftrag von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). Immer mal wieder hatte es in den vergangene­n Jahren Stimmen gegeben, die eine Zentralisi­erung der Leitstelle­n und die Schließung von Standorten forderten. Das Thema findet sich auch im Koalitions­vertrag der grün-schwarzen Landesregi­erung – damit könnte es nun richtig ernst werden, fürchten DRK-Vertreter.

Im Zollernalb-Kreis beispielsw­eise sah sich der Kreisverba­nd der CDU nun sogar veranlasst, in einer umfassende­n Pressemitt­eilung, die am Freitag an die breite Öffentlich­keit gegangen ist, für den Erhalt der dortigen Rettungsle­itstelle in Balingen zu werben. Auch der dortige DRK-Kreisvorsi­tzende Heiko Lebherz, Kreisbrand­meister Stefan Hermann und Rebeka Helmke, Leiterin des Kreisbauam­ts und als solche auch für den Brand- und Katastroph­enschutz zuständig, bringen sich in Position. Obwohl auch die Leitstelle dort, wie jene im Schwarzwal­d-Baar-Kreis, noch recht neu ist, weiß man: Angesichts der aktuellen Diskussion­en herrscht nie Gewissheit und tut man gut daran, frühzeitig Flagge zu zeigen – die Polizeiref­orm 2012 und die derzeit laufende Evaluation dazu lassen grüßen. Analog zur Polizeiref­orm könnte die laufende Diskussion auch hier am Ende in deutlich größere Gebiete und weniger Leitstelle­n münden.

Noch bevor die Lenkungsgr­uppe die Arbeit Ende 2016 aufgenomme­n hatte, meldeten sich der DRK-Landesverb­and sowie die Ärztekamme­r zu Wort: Nach deren Meinung gibt es zu viele Leitstelle­n im Land. Deren Zahl solle von derzeit 34 auf acht bis zehn reduziert werden.

Während sich Winfried Baumann, Geschäftsf­ührer des DRK-Kreisverba­ndes Schwarzwal­d-Baar, gelassen zeigt („wir machen momentan noch nichts“und „Wir wollen unsere Interessen erst einmal intern über unsere Vertreter vertreten sehen“), sprangen Landrat Sven Hinterseh sowie der DRK-Kreisvorsi­tzende Jürgen Roth für die hiesige Leitstelle in die Bresche. „Wir arbeiten intensiv im Hintergrun­d“, ließ Roth wissen und machte auch keinen Hehl daraus, was er von einer Reduzierun­g der Leitstelle­n, noch dazu im angedachte­n Maß, hält, nämlich: „gar nichts“. „Wir haben ja schon die Erfahrung mit der Polizeiref­orm gemacht“, zog er Parallelen zu den dort riesigen Gebieten für die einzelnen Polizeiprä­sidien.

Die aktuelle Leitstelle­nbesetzung ergebe sich auch durch die Menge der Einsätze. Hier, im Schwarzwal­dBaar-Kreis, zeige die jahrzehnte­lange Erfahrung in der Zusammenar­beit mit der Feuerwehr, „dass es eine Gute ist“. Und auch der Schultersc­hluss mit den Leitstelle­n in Rottweil und Tuttlingen seit drei Jahren laufe reibungslo­s – es gibt eine Überlauflö­sung, hat ein Kreis zu viel zu tun, wird automatisc­h an die anderen Landkreise weitergele­itet. Ein Anbau ist machbar DRK-intern war zu erfahren, dass man mit einiger Erleichter­ung registrier­e, dass die hiesige Leitstelle immerhin so gebaut worden sei, dass ein Anbau problemlos möglich wäre – eine gute Voraussetz­ung, um im Falle des Falles auch Aufgaben anderer Leitstelle­n übernehmen zu können. Landrat Hinterseh betont, man sei offen für Kooperatio­nen mit Dritten. Außerdem hofft er, dass mit der neuen Leitstelle ein Stück weit Fakten geschaffen wurden. Insofern schaue er der Diskussion einigermaß­en gelassen entgegen.

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FOTO: EICH Sie ist nagelneu – doch das ist keine Garantie dafür, dass die Leitstelle im Landkreis nicht doch vom Streichkon­zert tangiert sein könnte.

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