Trossinger Zeitung

Wo die Reise der Blutspende hingeht

Über 200 Leute geben in Seitingen-Oberflacht Blut ab – es kommt auch Krebspatie­nten zugute

- Von Alexandra Schneid

SEITINGEN-OBERFLACHT - Zur Blutspende­naktion der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Seitingen-Oberflacht sind am Donnerstag 219 Spender in die Ostbaarhal­le gekommen. Die Veranstalt­ung wurde zusammen mit dem Blutspende­ndienst Baden-Württember­gHessen organisier­t. In erster Linie soll mit dem Blut Krebspatie­nten geholfen werden.

Langsam sticht eine Helferin des DRK einer Frau, die auf einer Liege in der Turnhalle liegt, mit einer Nadel in die Ellenbeuge. Sofort fließt das Blut in den Schlauch, der sich bis zum Boden schlängelt und in einem Beutel endet. Wie auf einer Wippe kippt der Beutel mit dem Blut und einer anderen Flüssigkei­t nach vorn und nach hinten, damit es nicht gerinnt. Lediglich ein paar Minuten dauert es, bis der Beutel mit einem halben Liter Blut gefüllt ist. Dann hat die Frau ihre Spende geschafft.

Sie ist eine von insgesamt 219 Spendern, die am Donnerstag­nachmittag dem Aufruf des DRK gefolgt ist. Zehn Freiwillig­e von ihnen durften aus gesundheit­lichen Gründen nicht spenden. An der Anmeldung in der Turnhalle warten eine handvoll Leute, alle im mittleren Alter. Sonja Frisch, Referentin des DRK-Blutspende­dienstes, und Wolfgang Höger, DRK-Ortsgruppe­nleiter, verteilen im Akkord Fragebögen, die die Spender ausfüllen müssen.

Wie viele Freiwillig­e zu den einzelnen Blutspende-Terminen erscheinen, sei unterschie­dlich, berichtet Höger. „Im Schnitt haben wir pro Veranstalt­ung 170 bis 180 Spender. Wir hatten mal nur 130, mal schon 220 Leute“, fügt er hinzu. Ob man spenden dürfe, hänge auch vom Gesundheit­szustand ab, ob man zuvor im Ausland war oder wie lange die letzte Spende zurücklieg­e. 56 Tage Pause müssten dazwischen sein. Deshalb auch die Fragebögen, die die Freiwillig­en ausfüllen müssen. Nur wer gesund sei, könne reines Blut spenden. „Das muss in die Köpfe rein“, sagt Höger.

Die Fenster der Turnhalle sind abgedunkel­t. Entlang der Wand stehen einige Liegen, die mit Freiwillig­en belegt sind, die ihre Blutspende gerade hinter sich haben. Um ihre Ellenbeuge­n sind Verbände gewickelt. Mitten in der Halle stehen weitere Liegen im Halbkreis. Fast alle sind belegt. Insgesamt 25 Helfer des DRK sind im Einsatz, organisier­en den Ablauf und kümmern sich um die Spender. Trotz der vielen Menschen in der Turnhalle ist es sehr ruhig.

Die vollen Blutbeutel verstauen die Helfer in Kühlboxen. „Die Blutkonser­ven werden konstant auf 22 Grad gekühlt“, sagt Frisch. Nach der Spendenakt­ion werden sie mit einem Lastwagen nach Ulm in ein Labor gebracht. Dort wird das Blut zentrifugi­ert und in drei Bestandtei­le zerlegt: in rote und weiße Blutkörper­chen sowie in Plasma.

So könne man drei Menschen mit einem Blutbeutel versorgen, erklärt die Referentin des DRK-Blutspende­dienstes. Früher sei das anders gewesen: Ein Mensch wurde mit einem Blutbeutel versorgt. Doch die Nebenwirku­ngen seien groß gewesen. 13 000 Blutspende­n werden pro Woche gebraucht Entgegen den Vorstellun­gen vieler, kommt „ein Großteil der Spenden Krebspatie­nten und der Forschung“zugute, erklärt Höger. „Nur ein kleiner Teil wird für Verunglück­te verwendet“, ergänzt er. Frisch erklärt die Verteilung: Die Krebsrate sei hoch. Bei den Chemothera­pien würden Patienten rote Blutkörper­chen verlieren. Durch Blutkonser­ven würden wieder welche dazugegebe­n.

Von Ulm werden die Blutspende­n an verschiede­ne Kliniken ausgeliefe­rt, die die Konserven bestellen – und das ist nicht gerade wenig: „Jede Woche fordern Kliniken in BadenWürtt­emberg und Hessen 13 000 Blutspende­n an“, sagt Höger. Pro Jahr seien 4500 Blutspende­termine nötig, um den Bedarf zu decken. Ein Mangel herrsche dennoch. Und dieser könnte größer werden. Frisch berichtet, dass viele Spender älter seien. Die Jungen könnten oftmals wenig mit dem Thema Blutspende anfangen. Schon jetzt sei es schwer, „die jungen Leute zu motivieren“, sagt Frisch und ergänzt: „Auf weite Sicht ist das ein Problem.“

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Insgesamt 25 Helfer des DRK kümmerten sich um die Blutspende­r.
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