Wo die Reise der Blutspende hingeht
Über 200 Leute geben in Seitingen-Oberflacht Blut ab – es kommt auch Krebspatienten zugute
SEITINGEN-OBERFLACHT - Zur Blutspendenaktion der Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Seitingen-Oberflacht sind am Donnerstag 219 Spender in die Ostbaarhalle gekommen. Die Veranstaltung wurde zusammen mit dem Blutspendendienst Baden-WürttembergHessen organisiert. In erster Linie soll mit dem Blut Krebspatienten geholfen werden.
Langsam sticht eine Helferin des DRK einer Frau, die auf einer Liege in der Turnhalle liegt, mit einer Nadel in die Ellenbeuge. Sofort fließt das Blut in den Schlauch, der sich bis zum Boden schlängelt und in einem Beutel endet. Wie auf einer Wippe kippt der Beutel mit dem Blut und einer anderen Flüssigkeit nach vorn und nach hinten, damit es nicht gerinnt. Lediglich ein paar Minuten dauert es, bis der Beutel mit einem halben Liter Blut gefüllt ist. Dann hat die Frau ihre Spende geschafft.
Sie ist eine von insgesamt 219 Spendern, die am Donnerstagnachmittag dem Aufruf des DRK gefolgt ist. Zehn Freiwillige von ihnen durften aus gesundheitlichen Gründen nicht spenden. An der Anmeldung in der Turnhalle warten eine handvoll Leute, alle im mittleren Alter. Sonja Frisch, Referentin des DRK-Blutspendedienstes, und Wolfgang Höger, DRK-Ortsgruppenleiter, verteilen im Akkord Fragebögen, die die Spender ausfüllen müssen.
Wie viele Freiwillige zu den einzelnen Blutspende-Terminen erscheinen, sei unterschiedlich, berichtet Höger. „Im Schnitt haben wir pro Veranstaltung 170 bis 180 Spender. Wir hatten mal nur 130, mal schon 220 Leute“, fügt er hinzu. Ob man spenden dürfe, hänge auch vom Gesundheitszustand ab, ob man zuvor im Ausland war oder wie lange die letzte Spende zurückliege. 56 Tage Pause müssten dazwischen sein. Deshalb auch die Fragebögen, die die Freiwilligen ausfüllen müssen. Nur wer gesund sei, könne reines Blut spenden. „Das muss in die Köpfe rein“, sagt Höger.
Die Fenster der Turnhalle sind abgedunkelt. Entlang der Wand stehen einige Liegen, die mit Freiwilligen belegt sind, die ihre Blutspende gerade hinter sich haben. Um ihre Ellenbeugen sind Verbände gewickelt. Mitten in der Halle stehen weitere Liegen im Halbkreis. Fast alle sind belegt. Insgesamt 25 Helfer des DRK sind im Einsatz, organisieren den Ablauf und kümmern sich um die Spender. Trotz der vielen Menschen in der Turnhalle ist es sehr ruhig.
Die vollen Blutbeutel verstauen die Helfer in Kühlboxen. „Die Blutkonserven werden konstant auf 22 Grad gekühlt“, sagt Frisch. Nach der Spendenaktion werden sie mit einem Lastwagen nach Ulm in ein Labor gebracht. Dort wird das Blut zentrifugiert und in drei Bestandteile zerlegt: in rote und weiße Blutkörperchen sowie in Plasma.
So könne man drei Menschen mit einem Blutbeutel versorgen, erklärt die Referentin des DRK-Blutspendedienstes. Früher sei das anders gewesen: Ein Mensch wurde mit einem Blutbeutel versorgt. Doch die Nebenwirkungen seien groß gewesen. 13 000 Blutspenden werden pro Woche gebraucht Entgegen den Vorstellungen vieler, kommt „ein Großteil der Spenden Krebspatienten und der Forschung“zugute, erklärt Höger. „Nur ein kleiner Teil wird für Verunglückte verwendet“, ergänzt er. Frisch erklärt die Verteilung: Die Krebsrate sei hoch. Bei den Chemotherapien würden Patienten rote Blutkörperchen verlieren. Durch Blutkonserven würden wieder welche dazugegeben.
Von Ulm werden die Blutspenden an verschiedene Kliniken ausgeliefert, die die Konserven bestellen – und das ist nicht gerade wenig: „Jede Woche fordern Kliniken in BadenWürttemberg und Hessen 13 000 Blutspenden an“, sagt Höger. Pro Jahr seien 4500 Blutspendetermine nötig, um den Bedarf zu decken. Ein Mangel herrsche dennoch. Und dieser könnte größer werden. Frisch berichtet, dass viele Spender älter seien. Die Jungen könnten oftmals wenig mit dem Thema Blutspende anfangen. Schon jetzt sei es schwer, „die jungen Leute zu motivieren“, sagt Frisch und ergänzt: „Auf weite Sicht ist das ein Problem.“