Trossinger Zeitung

Ein Stück, das zum Nachdenken anregt

Ensemble „Halber Apfel“nimmt sich mit Witz und Ironie des Themas Integratio­n an

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - Eine ausverkauf­te IKG-Aula hat am Samstagabe­nd bestätigt, dass das Thema „Integratio­n“zwischen deutschen und türkischen Bürgern nach wie vor ein Brennpunkt-Thema ist.

Mit der Theatergru­ppe „Halber Apfel“hatte das Kulturzent­rum FEZA ein Ensemble engagiert, das den schmalen Grat zwischen Spaß, Ironie und den durchaus bestehende­n realen Problemfel­dern hervorrage­nd präsentier­te. Das erfreulich gemischte Publikum wurde zum Lachen, aber auch zum Nachdenken gebracht.

Mit dem Stück „Almanya, ich liebe dich“sollte an diesem Abend nicht nur Comedy gezeigt werden, sondern es sollten Menschen verschiede­ner Kulturen zusammenge­bracht und zum gemeinsame­n Gespräch angeregt werden. „Türke der dritten Generation“Nach der Begrüßung durch den neuen FEZA-Vorsitzend­en Muslüm Yelken lüftete sich der Vorhang für ein amüsantes Stück, das augenzwink­ernd, ironisch, mit oftmals spontanen Dialogen die Missverstä­ndnisse, ANZEIGE Vorurteile und Dialoge zwischen der deutschen und türkischen Kultur auf meist lustige Weise nachstellt­e.

„Die Geschichte­n, die wir erzählen, sind nicht weit hergeholt. Es ist unsere Geschichte, so wie wir sie eigentlich kennen“, erklärte Murat Isboga, Gründer, Regisseur und Drehbuchau­tor der Gruppe, im persönlich­en Gespräch.

Nur etwas übertriebe­n und mit Witz und Ironie dargeboten. Isboga wurde in Deutschlan­d geboren und bezeichnet­e sich dabei selbst als „Türke der dritten Generation“.

In dem Stück ging es um die in Deutschlan­d lebende Familie Öztürk, die nach wie vor mit den überall geltenden Regeln und Vorschrift­en und dem ganz „normalen“Zusammenle­ben der unterschie­dlichen Kulturen zu kämpfen hat:

Egal ob die Tochter eine berufliche Karriere hinlegen will, die selbstbewu­sste Ehefrau einen romantisch eingestell­ten Mann fordert, sich die Arbeitssuc­he schwierig gestaltet oder aber der Umgang mit der neuen deutschen Nachbarin Hannelore Müller nicht ganz einfach ist. Die Pointen saßen auf jeden Fall.

Zum Nachdenken regte jedoch der Schluss des Stückes an, denn als die Geschichte von Vater Ali Öztürk erzählt wurde, der mit 13 Jahren von seinem Vater mit der Mutter bei den Großeltern in der Türkei zurückgela­ssen wurde, damit dieser als Gastarbeit­er in Almanya Geld verdienen konnte, waren viele Zuschauer betroffen.

Erst als Ali 20 Jahre alt ist, holte ihn sein Vater nach Deutschlan­d. Eine lange Zeit der Beziehung fehlte, „eine Zeit, in der ich dich sehr gebraucht hätte“, blickt Ali Öztürk zurück. In Deutschlan­d fehlte die Zeit zur Aussprache.

Dies soll nun im kommenden Familienur­laub nachgeholt werden, da will Ali Öztürk seinem Vater sagen, „dass ich ihn vermisst habe, dass ich ihn liebe“.

Doch ein Telefonanr­uf mit einer nur wenige Sekunden dauernden Nachricht zerstört dieses Vorhaben. Ebenso den Traum, zurück in die Heimat zu gehen. Mit der Erkenntnis von Ali Öztürk – „Almanya ich liebe dich – mehr als du denkst“– endete das Stück schließlic­h nachdenkli­ch.

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FOTO: „Recht unterhalts­am“: Die Prenzlschw­äbin Bärbel Stolz unterhielt am Samstagabe­nd rund 600 Comedyfans in der Tuttlinger Stadthalle.
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FOTO: CLST Die Familie Ötztürk lebt in Deutschlan­d und hat doch mit vielem zu kämpfen. Dennoch ist für sie klar: „Almanya ich liebe dich – mehr als du denkst.“
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