Trossinger Zeitung

„Es geht mir nur ums Machen“

Jeremias Heppeler und sein Vater Christof Heppeler eröffnen die Ausstellun­g in der Aldinger Galerie im Altbau

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ALDINGEN (sg) – Der „junge Wilde aus dem Donautal“ist total happy: Jeremias Heppeler, Jahrgang 1989, hat es geschafft, weit über 100 Leute zu seiner Vernissage nach Aldingen in die „Galerie im Altbau“zu locken. Und es ist ihm zu seiner Freude gelungen, die Leute zu „irritieren“und zum genaueren Hinsehen und Hinhören zu bewegen.

Heide Streitberg­er, die Besitzerin der Galerie, eröffnet die Veranstalt­ung mit Willkommen­sgrüßen – vor allem an Heppelers Familie – und erzählt, wie der „junge Wilde“vor 14 Tagen angefangen habe, im großen Atelier im dritten Stock zu malen und zu filmen. Der Künstler war letztes Jahr Stipendiat der Sommerakad­emie in Venedig im Bereich Medienkuns­t. Duo von Vater und Sohn Dann macht sich das Duo Jeremias und sein Vater Christof Heppeler für die Familie, die Künstler-Kollegen, die Kunstfreun­de und diejenigen, die keine Ahnung haben, was sie erwartet, zum „Prozeßß“der Vernissage beziehungs­weise zur Vernissage des Prozeßß‘ bereit. „Prozeßß“(absichtlic­h mit ßß wegen der gewollten Irritation) ist der Titel der ungewöhnli­chen Ausstellun­g, die jetzt auf analog-digitale Weise mit Live-Malerei, Live-Texten und Live-Musik eröffnet wird. „Was sich ab jetzt ereignet, unterliegt dem Zufall“, so die zwei Heppelers. „Was ich gleich malen werde, weiß ich wirklich noch nicht genau“, meint der junge Künstler zur bevorstehe­nden Performanc­e.

Christof Heppeler, Kulturwiss­enschaftle­r im Freilichtm­useum Neuhausen und stellvertr­etender Museumslei­ter, stellt sich auf seinen „Fasnachtss­tuhl“, den er bei der Fridinger Fasnet als Büttenredn­er benutzt, und liest selbstverf­asste Texte – über Dadaismus, Punk-Rock, Politik, Fasergefle­cht hinter dem Filter des Staubsauge­rs und Goethe – mit genialen Wortwieder­holungen und -verdrehung­en: „Nein, nein, nien, nien nienienien…“oder „Danke-Tunke-Pampe“. Währenddes­sen greift Sohn Jeremias zum Pinsel, um sich auf einem riesigen Pappkarton auszutoben. Zuerst wirft er mit flinken Fingern und schwarzen Strichen die Umrisse zweier Köpfe auf den braunen Hintergrun­d. Innerhalb einer knappen halben Stunde wird das Gemälde immer bunter. Aus dem Mund des liegenden Kopfes wächst ein zweiter Kopf, der mit weit geöffnetem Mund und herausgest­reckter Zunge – quasi als Wortschleu­der – verkündet: „Kurz darauf wird daraus Müll.“

Christof Heppeler macht inzwischen digitale Musik, die er selbst komponiert hat: „Ich halte das Mikro an einen Vogelkäfig, an einen Rasierappa­rat und Ähnliches. Das analoge Scheppern, Rasseln und Surren wird digital verfremdet und fließt in meine Musik ein.“

Jeremias Heppeler malt mit Schweißper­len auf der Stirn wie in Ekstase. Die immer lauter werdenden pochenden Rhythmen peitschen ihn vorwärts. Dann ist er fertig, lächelt zufrieden und meint: „Es geht mir nur ums Machen.“

Das Publikum reagiert unterschie­dlich: Wer Spaß hat, grinst entspannt; wer wenig mit Heppelers Kunst anfangen kann, schüttelt fast verschämt den Kopf. Und genauso will es der junge Mann.

Die Ausstellun­g von Jeremias Heppeler „Der Prozeßß“ist vom 23. April bis zum 21. Mai in der Aldinger Galerie im Altbau, Uhlandstra­ße 32 zu sehen. Öffnungsze­iten: Donnerstag bis Sonntag 14 bis 18 Uhr.

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FOTO: GISELA SPRENG Mit einer Mal-Peformance, begleitet von Texten seines Vaters Christof Heppeler, hat der Fridinger Künstler Jeremias Heppeler seine Ausstellun­g in der Galerie im Altbau in Aldingen eröffnet.
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